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Gürtel

[531] Gürtel (Cingulum), Band, Geflecht etc., um den Leib oder einen Teil des Leibes getragen, zur Zusammenhaltung der Kleider (daher Leib-, Arm-, Kniegürtel etc.) oder auch, wie namentlich im Mittelalter, bloß als Schmuck dienend, besonders beim weiblichen Geschlecht; bei den Alten zugleich Zeichen der Jungfräulichkeit. Da die Männer den G. um die Lenden trugen,[531] so heißt noch jetzt »die Lenden gürten« soviel wie sich zur Reise anschicken (vgl. Dusing). Im Mittelalter und in der Renaissancezeit diente der G. auch als Wehrgehänge zur Aufnahme des Schwertes (s. Tafel »Kostüme I«, Fig. 11 u. 12). Die Prunkgürtel der Männer und Frauen waren von Leder, Brokat, Samt, Seide und andern kostbaren Stoffen und mit Goldschmuck, Edelsteinen, Glasflüssen, Stickereien etc. geziert (s. Tafel »Kostüme II«, Fig. 3, 7 u. 11; Tafel III, Fig. 2, 4 u. 6). Es gab auch G. aus Metallgliedern u. Kettenschnüren (s. Tafel »Schmucksachen I«, Fig. 15 u. 16). Metallene G. aus der Bronzezeit sind häufig in Gräbern gefunden worden (s. Tafel »Kultur der Metallzeit II«). In unsrer Zeit werden G. nur von Militärpersonen und von Frauen getragen. Für den weiblichen Bedarf werden G. und Gürtelketten, an welch letztern im Mittelalter und in der Renaissance und in deren Nachahmung auch wieder in unsrer Zeit meist Kreuze, Spiegel, Fächer, Taschen, Schlüssel und ähnliche Gebrauchsgegenstände hingen, jetzt aus Metallen und Stoffen verschiedener Art, meist im Renaissance- oder Rokokogeschmack, angefertigt. Die moderne Kunstrichtung hat besonders die Verzierung der Gürtelschnallen in ihren Bereich gezogen (s. Tafel »Schmucksachen II«, Fig. 12 u. 13, und Tafel »III«, Fig. 12). Über den G. der katholischen Priester s. Cingulum. Über Zaubergürtel oder Wolfsgürtels. Werwolf. – In der mathematischen Geographie ist G. soviel wie Zone; in der Heraldik die mittlere (Balken-) Reihe des in drei Teile geteilten Schildes; in der Architektur soviel wie Halsglied (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 531-532.
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