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Lissa [2]

[604] Lissa, 1) (poln. Lézno) Kreisstadt im preuß. Regbez. Posen, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Breslau-Posen, L.-Landsberg a. W., L. – Sagan u.a., 94 m ü. M., hat 3 evangelische und eine kath. Kirche, Synagoge, Schloß mit Park, ein altertümliches Rathaus, ein hübsches Krieger- und ein Comeniusdenkmal, schöne Promenaden an Stelle der alten Festungswerke, Gymnasium, kath. Lehrerinnenseminar, Präparandenanstalt, Landgericht, Hauptsteueramt, Spezialkommission, Reichsbanknebenstelle, Schuhwaren-, Maschinen-, Schnupftabak-, Sprit-, Likör-, Malz- und Zigarrenfabrikation, Spiritusraffinerie, große Dampfmühle, Sägemühlen, viele Windmühlen, Vieh- und Getreidehandel und (1900) mit der Garnison (ein Bataillon Infanterie Nr. 50 und ein Feldartillerieregiment Nr. 56) 14,263 Einw., davon 5535 Katholiken[604] und 1163 Juden. Zum Landgerichtsbezirk L. gehören die 8 Amtsgerichte zu Bojanowo, Fraustadt, Gostyn, Jutroschin, Kosten, L., Rawitsch und Schmiegel. – Die Stadt entstand aus dem der Familie Leszczynski gehörigen, schon 1393 erwähnten Dorfe Leszczynko, in dem viele dervon Kaiser Ferdinand I. vertriebenen Böhmischen Brüder Schutz gefunden hatten, und das 1561 unter dem Namen L. zur grundherrlichen Stadt erhoben wurde. L. wurde seit dem 17. Jahrh. Hauptsitz der Böhmischen Brüdergemeinden in Polen. Letztere hatten hier ihre berühmteste Schule, an der Comenius (s. d.) eine Zeitlang Rektor war, ihr Seminar, ihre Druckerei und ihr Archiv. Während des polnisch-schwedischen Krieges wurde die Stadt von den Polen, 1707 von den Russen eingeäschert. 1737 ging L. mit den andern Besitzungen der Leszczynski an die Sulkowski über. Vgl. Lewin, Geschichte der Juden in L. (Pinne 1904); Voigt, Aus Lissas erster Blütezeit (Lissa 1905); Sanden, Geschichte der Lissaer Schule (das. 1905). – 2) S. Deutsch-Lissa. – 3) (Tschech. Lysá) Stadt in Böhmen, Bezirksh. Jungbunzlau, an den Linien Wien-Tetschen und Prag-L. der Österreichischen Nordwestbahn, hat ein Schloß, eine Bierbrauerei, Spirituosen- und Essigerzeugung, ein Elektrizitätswerk und (1900) 4415 tschech. Einwohner.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 604-605.
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