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Leuckart

[478] Leuckart, Rudolf, Zoolog, geb. 7. Okt. 1822 in Helmstedt, gest. 6. Febr. 1898 in Leipzig, studierte seit 1842 in Göttingen und ward noch während seiner Studienzeit von Rudolf Wagner mit der Fortsetzung von dessen Vorträgen über allgemeine Naturgeschichte und mit der Vollendung seines Lehrbuches der Zootomie (2. Aufl., Leipz. 1843–47, 2 Bde.) betraut. 1847 habilitierte er sich als Privatdozent in Göttingen, ging 1850 als außerordentlicher Professor der Zoologie nach Gießen, erhielt hier 1855 die ordentliche Professur und ward 1869 Professor der Zoologie und Zootomie in Leipzig. Leuckarts wissenschaftliche Arbeiten beziehen sich besonders auf die Erforschung des Lebens, des Baues und Werdens, auf die anatomisch-physiologische Analyse der Tiere und vor allen der niedern Tiere. Er wies mit Frey das Vorhandensein zweier wesentlich verschiedener Organisationsstufen innerhalb der Zoophyten nach und trennte sie in die beiden Gruppen der Cölenteraten und Echinodermen; auf Grund seiner Arbeiten über die Organisationsverhältnisse der Siphonophoren gelangte er im Anschluß an das zuerst von Milne-Edwards ausgesprochene Prinzip der Arbeitsteilung zu der Lehre vom Polymorphismus, und durch seine Untersuchungen über die Mikropyle der Insekteneier (1855) und die Parthenogenesis der Insekten (1858), die Fortpflanzung der Rindenläuse (1862) und der viviparen Fliegenlarven (1865) trug er wesentlich zur Reform der Lehre von der Zeugung bei. Er fand zuerst eine richtige Deutung der Organisation der Schwämme und stellte ihre Beziehungen zu den Cölenteraten fest. Die Lebensgeschichte der Eingeweidewürmer (besonders der Trichinen, Blasenwürmer, Pentastomen, Kratzer, Rundwürmer, Leberegel) klärte er durch zahlreiche, zum Teil sehr mühevolle Experimente auf. Er schrieb: »Beiträge zur Kenntnis wirbelloser Tiere« (mit Frey, Braunschw. 1847); »Über die Morphologie und Verwandtschaftsverhältnisse der wirbellosen Tiere« (das. 1848); »Über den Polymorphismus der Individuen oder die Erscheinungen der Arbeitsteilung in der Natur« (Gießen 1851); »Zoologische Untersuchungen« (das. 1853–1854, 3 Hefte); »Vergleichende Anatomie und Physiologie« (mit Bergmann, Stuttg. 1852); »Die Fortpflanzung und Entwickelung der Pupiparen« (Halle 1857); »Zur Kenntnis des Generationswechsels und der Parthenogenesis bei den Insekten« (Frankf. 1858); »Untersuchungen über Trichina spiralis« (Leipz. 1860, 2. Aufl. 1866); »Die Blasenbandwürmer und ihre Entwickelung« (Gieß. 1856); »Die Parasiten des Menschen und die von ihnen herrührenden Krankheiten« (Leipz. 1863–76, 2 Bde.; 2. Aufl., beendet von Brandes, 1879–1901). Für das »Handbuch der gesamten Augenheilkunde« von Gräfe und Sämisch lieferte er eine eingehende Darstellung der vergleichenden Anatomie des Auges. 1857–79 schrieb er: »Berichte über die wissenschaftlichen Leistungen in der Naturgeschichte der niedern Tiere« für das »Archiv für Naturgeschichte«, auch gab er »Die Anatomie der Biene« (Kassel 1885, Wandtafel) und (mit Nitsche) »Zoologische Wandtafeln zum Gebrauch an Universitäten und Schulen« (das. 1877–91) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 478.
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