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Kampanĭen

[521] Kampanĭen (lat. Campania, »Ebene«), im Altertum Landschaft auf der Westküste von Italien, umfaßte die Ebene, die sich vom Gebirge Massicus im N. südwärts bis zur gebirgserfüllten Halbinsel von Surrentum (Sorrento) erstreckt und von Latium, Samnium und dem Lande der Picentiner begrenzt wurde (s. Karte »Italien bis in die Zeit des Kaisers Augustus«). Sie entspricht ungefähr den heutigen Provinzen Napoli und Caserta. Am Fuße des Mons Massicus (Monte Massico) breitete sich der durch vorzüglichen Wein berühmte Falernus ager aus; nordöstlich von Cumä liegt der Berg Gaurus (Monte Barbaro), nördlich von Capua der Tifata, ostwärts von Neapel der feuerspeiende Vesuvius. An der Küste ragt das Promunturium Misenum (Capo Miseno) ins Meer und südöstlich davon das Promunturium Minervae (Punta della Campanella) als Scheide zwischen dem Sinus Cumanus (Krater der Griechen, Golf von Neapel) im NW. und dem Sinus Paestanus (Meerbusen von Salerno) im SW. Der bedeutendste der trüben, langsam strömenden Flüsse hieß Volturnus (Volturno); als kleinere Küstenflüsse sind zu nennen der Clanius (Lagni) und Sarnus (Sarno), unweit dessen Pompeji lag. Von Seen ist nur der einst verrufene Lacus Avernus (Lago di Averno) zu nennen. Der Lacus Lucrinus war der innerste Teil des Sinus Bajanus, durch einen schmalen Damm vom Meer geschieden und reich an vortrefflichen Austern. K. war fruchtbar und ergiebig im Acker- und Weinbau wie in der Viehzucht und in köstlichen Fischen, dazu lieblich durch mildes und gesundes Klima. Daher besaßen die vornehmen Römer hier Landgüter und Landhäuser, mit den üppigsten Reizen ausgestattet. Bajä mit seinen Thermen war einst der Mittelpunkt der seinen Welt. Andre Orte waren Cumä (Kyme), Puteoli, Neapolis, die 79 n. Chr. bei einem Ausbruch des Vesuvs verschütteten Städte Herculaneum, Pompeji und Stabiä; ferner Salernum, Surrentum, Liternum, Teanum Sidicinum, Cales, Casilinum, die ältere Hauptstadt Capua, Suessula, Atella, Acerrä, Nola, Abella, Nuceria Alfaterna u. a. Als die frühesten Bewohner der Landschaft erscheinen die ausonischen Opiker oder Osker (d. h. Bauern). Um 1050 v. Chr. gründeten Äoler das durch Gewerbe und Handel blühende Kyme (Cumä), von der wieder die Städte Dikäarchia (Puteoli), Paläavotis, Neapolis u. a. ausgingen. Um 800 v. Chr. erlagen die Osker den eindringenden Etruskern, die fast 400 Jahre lang K. beherrschten, und diese zwischen 440 und 420 dem kräftigen Bergvolk der Samniter, welche die eigentlichen Gründer des Staates K. wurden. Doch nach weniger als 100 Jahren schon (343) mußte es, von neuem durch die Samniter bedrängt, sich dem Schutz und der Oberhoheit Roms unterwerfen. Als in der Völkerwanderung Roms Macht zertrümmert wurde, hielten sich die Byzantiner nur in einigen Küstenstädten. Über die spätern Schicksale des Landes s. Capua und Neapel. Gegenwärtig umfaßt die Landschaft K. 16,294 qkm (295,9 QM.) mit (1901) 3,160,448 Einw. und zerfällt in die Provinzen Avellino, Benevent, Caserta, Neapel und Salerno. Vgl. Beloch, K., Topographie, Geschichte etc. (2. Ausg., Bresl. 1890); Schoener, Im glücklichen K. (Leipz. 1898); Deecke. Geologischer Führer durch K. (Berl. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 521.
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