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Friedland

[111] Friedland, 1) (Mecklenburgisch-F.) Stadt im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz, Kreis Stargard, an der Eisenbahnlinie Neubrandenburg-F. und an zwei Kleinbahnen, hat 2 evang. Kirchen, Gymnasium, Amtsgericht, Zuckerfabrik, Eisengießerei, Stärkefabrik, Molkerei, Bierbrauerei, Mälzerei, Dampfmahl- und -Schneidemühlen, Moordammkulturen und (1900) 7175 evang. Einwohner. Die Stadt, 1244 gegründet, erhielt 1247 von den Markgrafen von Brandenburg das Stendalsche Recht. Vgl. Mayer, Geschichte des Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz von 1816–1890 nebst Chronik der Stadt F. 1244–1890 (Neustrelitz 1890). – 2) Stadt im preuß. Regbez. Breslau, Kreis Waldenburg, an der Steine und der Staatsbahnlinie Breslau-Halbstadt, nahe der böhmischen Grenze, 495 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Amtsgericht, Lein-, Baumwoll- und Seidenweberei, Papier-, Holzwaren- und Holzrouteausfabrik, Bleicherei, Färberei, Sägemühlen und (1900) 4871 meist evang. Einwohner. – 3) Stadt im preuß. Regbez. Frankfurt a. O., Kreis Lübben, in der Nähe des Schwielochsees, hat eine evang. Kirche, ein altes Johanniterschloß und (1900) 1061 evang. Einwohner. F. gehörte 1523–1811 dem Johanniterorden. – 4) (Märkisch-F.) Stadt im preuß. Regbez. Marienwerder, Kreis Deutschkrone, an der Staatsbahnlinie Kallies-Falkenburg, hat eine evang. Kirche, Synagoge, Amtsgericht und (1900) 2233 Einw. – 5) (F. in Oberschlesien) Stadt im preuß. Regbez. Oppeln, Kreis Falkenberg, an der Steinau, hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen, Knabenrettungshaus, Amtsgericht, Bierbrauerei, Ziegelbrennerei, Dampfsägemühle und (1900) 2078 Einw. Dabei das gleichnamige gräflich Burghaußsche Schloß und 8 km entfernt ein Artillerieschießplatz. – 6) (F. in Ostpreußen) Kreisstadt im preuß. Regbez. Königsberg, Kreis F., an der Alle und der Staatsbahnlinie Löwenhagen-Gerdauen, hat eine evang. Kirche, Präparandenanstalt, Rettungshaus, Amtsgericht, Hauptsteueramt, eine Dampfmahl- und eine Dampfschneidemühle und (1900) 2824 Einw. Das Landratsamt des Kreises F. ist in Bartenstein. Der Ort ward 1312 gegründet und ist historisch merkwürdig durch den am 14. Juni 1807 erfochtenen Sieg Napoleons I. über die Russen unter Bennigsen. Letzterer war nach dem Gefecht bei Heilsberg auf dem Rückzuge nach dem Pregel begriffen und erreichte 13. Juni F., wo er seinen Truppen Ruhe gönnen wollte. Da traf am Morgen des 14. Juni der französische Marschall Lannes mit 12,000 Mann vor F. ein und begann ein Gefecht gegen die Russen, die Bennigsen allmählich über die Alle führte und westlich von F. aufstellte. Trotz ihrer Übermacht (55,000 Mann) behauptete sich Lannes, bis die Korps Mortier, Ney und Victor und der Kaiser selbst eintrafen. Dieser faßte sogleich den Plan, den Russen in ihrer ungünstigen Stellung mit der Alle im Rücken eine Entscheidungsschlacht zu liefern. Der linke Flügel der Russen sollte auf F. geworfen, diese Stadt erstürmt werden: dann war der Feind zur Flucht über die Alle gezwungen. Ney drang 5 Uhr nachmittags aus dem Walde bei Sortlack gegen den linken russischen Flügel vor. Zweimal mißlang sein Angriff, weil die russische Artillerie vom rechten Ufer der Alle her ein heftiges Geschützfeuer auf die Franzosen eröffnete; erst als die Division Dupont zur Unterstützung herbeieilte, wurden die Russen auf F. zurückgeworfen. Die Entscheidung wurde dann durch die Artillerie des Korps Victor unter General Sénarmont herbeigeführt. Die Russen sahen sich genötigt, die Stadt zu räumen und sich über den Fluß zu retten, da auch der rechte russische Flügel unter Fürst Gortschakow sich gegen die Korps Lannes und Mortier nicht behaupten konnte, sondern auf F. zurückgedrängt war. Der Verlust der Russen betrug 16,000 Mann, der Napoleons, der zuletzt über 70,000 Mann verfügte, 7000 Mann. Die Folge der Niederlage war der für Preußen ungünstige Friede von Tilsit. – 7) (Preußisch-F.) Stadt im preuß. Regbez. Marienwerder, Kreis Schlochau, an der Dobrinka, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Synagoge, Progymnasium, evang. Schullehrerseminar, Amtsgericht, Eisengießerei, Branntweinbrennerei, Dampfsägemühlen, Ziegelbrennerei, Dampfmolkerei und (1900) 3758 Einw. F. wurde 1355 vom Deutschen Orden begründet.

[Österreich] 8) Stadt im nördlichen Böhmen, im Wittigtal, Knotenpunkt an der Eisenbahnlinie Reichenbach-Seidenberg der Südnorddeutschen Verbindungsbahn, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine Dekanatkirche aus dem 13. Jahrh. mit schönem Grabdenkmal des Feldmarschalls v. Rädern von 1610, ein großes, auf einem 60 m hohen Basaltfelsen über der Stadt liegendes Schloß des Grafen Clam-Gallas aus dem 13. Jahrh. (1869 umgestaltet) mit Kapelle, ein neues Rathaus, ein Elektrizitätswerk, Baumwoll- und Schafwollspinnerei und-Weberei, Druckerei, Färberei und Appretur, Tonwarenerzeugung, Papierfabrik, Bierbrauerei etc. und (1900) 6241 deutsche Einwohner. Die Stadt F. gab dem Herzogtum F. den Namen, das einst Albrecht von Waldstein (Wallenstein) besaß. Nachdem dieser nämlich teils durch das Vermächtnis eines Oheims, teils durch den Ankauf von konfiszierten Gütern böhmischer Rebellen einen bedeutenden Komplex von Ländereien erworben hatte, erhob ihn Kaiser Ferdinand 1623 zum Reichsfürsten und Herzog von F. Damals umfaßte das Herzogtum F. neun Städte (F., Reichenberg, Arnau, Weißwasser, Münchengrätz, Böhmisch-Leipa, Turnau, Gitschin und Aicha) und 57 Schlösser und Dörfer. Zugleich übte Wallenstein die Lehnshoheit über die innerhalb des Herzogtums F. gelegenen Lehnsgüter. Nach Wallensteins Ermordung wurden seine Güter konfisziert und an die von ihm abgefallenen Offiziere verteilt; so erhielt Graf Gallas F. und Reichenberg, Leslie die Herrschaft Neustadt. Vgl. Thomas, F. in Böhmen (Reichenberg 1887); Helbig, Beiträge zur Geschichte der Stadt und des Bezirks F. (Friedl. 1893–96, 4 Bde.). – 9) Marktflecken in Mähren, Bezirksh. Mistek, an der Ostrawitza, Knotenpunkt der Eisenbahnlinie Kojetein-Bielitz der Nordbahn, hat ein Kloster-Mädchenpensionat, ein großes Eisenwerk des Fürsterzbischofs von Olmütz, Emailgeschirrfabrik und (1900) 2606 tschech. Einwohner. Von F. wird der südöstlich gelegene Beskidengipfel Lissa Hora (1325 m) bestiegen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 111.
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