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Dordrecht

[129] Dordrecht (abgekürzt Dordt), Stadt in der niederländ. Provinz Südholland, an der Merwede, die sich hier in die Alte Maas und den Noord verzweigt, Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Breda-Rotterdam und der Eisenbahn Rotterdam-Rozendaal (schöne Eisenbahnbrücke über die Maas), ist ein altertümlich gebauter Ort. Er hat eine schöne gotische Kathedrale (1363 erbaut, mit einem Monument für den 1838 gestorbenen Seemaler Schotel), ein Rathaus (von 1850, mit alten Gemälden), ein Museum, eine Börse, ein Gymnasium, eine höhere Bürgerschule, Handelskammer und zählt (1900) 38,386 Einw. Die Industrie betreibt Schiffbau (4 Werften), Fabrikation von Zucker, Likör, Schokolade, Zigarren, Metallwaren, Dampfkesseln, Glas (königliche Glasfabrik); auch bestehen viele Säge-, Öl- und Mahlmühlen sowie Brauereien. D. ist die älteste und war im Mittelalter auch die mächtigste Handelsstadt Hollands. Noch heute ist der Handel Dordrechts bedeutend, besonders mit Holz, Rhein- und Moselweinen, Traß, Steinkohlen, Mühlsteinen, Kalk, Ölsaat, Korn, Stockfisch etc. 1899 liefen 149 Seeschiffe von 303,000 cbm Tonnengehalt ein, 25 von 10,000 cbm aus. Der Hafen ist so geräumig, daß die Ostindienfahrer bis zur Stadt gelangen können. D. ist Sitz eines deutschen Konsulats. Es ist Geburtsort der Brüder Johan und Cornelius de Witt und des Malers Ary Scheffer, dem 1862 auf dem Marktplatz eine Bildsäule errichtet wurde. – D. wurde 1018 von dem holländischen Grafen Dietrich (Dirk) III. zur Zollstätte erhoben. Die Nachbarfürsten von Brabant, Lüttich und Utrecht bestritten ihm das Recht auf diese Gegend, die aber den Grafen von Holland verblieb. Die. alte Stadt, die um 1200 schon Stadtrecht hatte, wurde bald der wichtigste Ort der Grafschaft. Nach Briel war D. die erste holländische Stadt, die 1572 die Spanier vertrieb; im nämlichen Jahre hielten die Staaten von Holland hier ihre erste freie Versammlung. 1618–19 wurde hier die Dordrechter Synode gehalten. Diese »große Synode der reformierten Kirche« ward zur Unterdrückung der Arminianer oder Remonstranten und zur Aufrechthaltung des streng Calvinschen Dogmas, namentlich der Prädestinationslehre, vom 13. Nov. 1618 bis 19. Mai[129] 1619 abgehalten. Die Lehre der Remonstranten ward verworfen, sie selbst aus der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen. Für die holländischen Reformierten wurden die Confessio Belgica und der Heidelberger Katechismus als symbolische Schriften bestätigt. Die Niederlande, die meisten Schweizerkantone und die Rheinpfalz, die französischen Kirchen sowie die Puritaner in England nahmen die Dordrechter Beschlüsse an. Vgl. M. Graf, Beiträge zur Geschichte der Synode zu D. (Basel 1825).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 129-130.
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