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Dock

[75] Dock (engl.; hierzu Tafel »Docks«), eine Anlage, in der Schiffe völlig trocken gestellt werden, um Untersuchungen oder Ausbesserungen an den Unterwasserteilen auszuführen oder bei eisernen Schiffen den Bodenanstrich, bei hölzernen die Kupferung zu reinigen und zu erneuern. Die gewöhnlichen Trockendocks (Grabendocks) sind aus weichem Boden ausgegrabene oder in Fels ausgesprengte Becken, dicht am Hafen oder Fahrwasser, um Schiffe bequem aufnehmen zu können (vgl. Tafel, Fig. 3 u. 4). Die Docksohle liegt etwas tiefer unter dem Wasserspiegel, als (bei Hochwasser) der Tiefgang des größten aufzunehmenden Schiffes beträgt; die Docksohle besteht meist aus Betonfundierung zwischen Spundwänden, worüber Steinbelag liegt; die Seitenwände werden ähnlich gebaut. Nur kleine Docks werden noch aus Holz gezimmert. Die dem Hafen zugewendete offene Seite des Dockbeckens, das Dockhaupt, wird mit Schleusentoren, Senkkasten (Caissons, Verschlußpontons) oder Schiebekasten (Gleitpontons) geschlossen, sobald das Schiff in den noch mit Wasser gefüllten Dockraum hineingeholt worden ist; die Senkkasten werden mit Wasser gefüllt, sobald sie an ihrem Platz sind, und bewirken dadurch den Verschluß nach außen. Der engste Teil des Docks ist die sogen. Dockkehle. Auf der Docksohle stehen eine Reihe von Stapelklötzen als Lager für den Schiffskiel. Die Seitenwände des Docks sind terrassenartig, die Dockstufen bilden die Lager für die Dockstützen, Balken, mit denen das eingedockte Schiff abgestützt wird, sobald der Kiel beim Auspumpen des Docks auf den Klötzen ruht. Fig. 4 zeigt die Abstützung eines Panzerschiffs im D. einer Marinewerft. Wo Flut und Ebbe herrscht, kann das D. trocken gelegt werden, indem man Einrichtungen trifft, um es ganz oder teilweise leerlaufen zu lassen. Hierzu können dieselben Kanäle dienen, die man zum Füllen verwendet. Wo zur völligen Entleerung ein Schöpfwerk nötig wird, sind Kreiselpumpen am geeignetsten. Das Wasser tritt durch Kanäle (Fig. 3) in eine Kammer D, wird hier von den Kreiselpumpen K (in der Abbildung haben sie lotrechte Achsen) aufgesaugt und durch den Kanal E ins Freie befördert. Damit bei Stillstand der Pumpen das Wasser nicht ins D. zurückläuft und damit die Pumpen vor dem Anlassen gefüllt werden können, sind die Schieber F und G vorhanden. – Auf großen Werften liegen meist mehrere Trockendocks nebeneinander oder auch hintereinander und haben gemeinsames Pumpwerk. Das größte deutsche Trockendock in Bremerhaven (Fig. 3) kann Schiffe von 220 m Länge, 27 m Breite und 9,65 m Tiefgang aufnehmen. Drei Zentrifugalpumpen können das D. ohne Schiff in drei Stunden leer pumpen. Zuweilen (z. B. in Bremerhaven) haben Trockendocks ein aufpumpbares Vorbecken, um gelegentlich das D. für Schiffe größern Tiefganges nutzbar zu machen. Große Docks können oft durch mittlern Verschluß in zwei Teile (Binnendock und Außendock) geteilt werden.

Schwimmdocks sind eiserne oder stählerne versenkbare, schwimmfähige Hebewerke mit genügender Tragfähigkeit, um völlig aus dem Wasser gehobene Schiffe außer ihrem Eigengewicht zu tragen. Die meisten Schwimmdocks bestehen aus einem Bodenponton, auf dessen Längsseiten zwei Seitenpontons senkrecht aufgesetzt sind; Boden und Längswände werden aus vielen wasserdichten Zellen gebildet, die teilweise mit Wasser gefüllt werden, um das D. zur Aufnahme des zu dockenden Schiffes zu senken. Zum Auspumpen des Wassers und Heben des Docks sind oben auf jedem Seitenponton Dampfpumpen angeordnet. Manche Schwimmdocks bestehen aus mehreren gleichen Teilen, die miteinander verkoppelt werden, wenn große Schiffe gehoben werden sollen. In der Mitte des Bodenpontons ruht das gehobene Schiff auf Stapelklötzen. Das Schwimmdock der Kieler Werft (Fig. 2) hat 77 m Länge, 18,8 m lichte Weite und 5,6 m Wasserstand über den Stapelklötzen bei tiefster Senkung; die Tragfähigkeit ist 2000 Ton. Das D. kann Schiffe von 90 m Länge, 16 m Breite und 5,5 m Tiefgang aufnehmen, ist mit 4 Pumpen versehen und wird in 2 Stunden gesenkt, in 31/2 Stunden gehoben. Um ein Schiff aus dem Schwimmdock wieder auszudocken (herauszunehmen), wird das D. so lange gesenkt, bis das Schiff wieder flott ist. Man baut auch zuweilen Schwimmdocks mit nur einer Seitenwand; um solchem D. Stabilität zu geben, wird die aufrechte Lage durch Gestängeverankerungen mit dem Land oder durch Anbringung eines Schwimmers als Gegengewicht außerhalb des Seitenpontons gesichert; die Reiherstiegwerft in Hamburg besitzt solches D. zum Heben großer Schiffe (Fig. 1). Das in diesem D. stehende Schiff wird nur an einer Seite mit Dockstützen abgestützt, gleichzeitig aber an derselben Seite, an der senkrechten Dockwand mit Ketten befestigt, damit es nicht umkippen kann. Dieses D. kann große Handelsdampfer aufnehmen; seine Pumpwerke sind am Lande. Schwimmdocks mit nur einem Seitenponton wurden zuerst von Clarke und Stanfield als Absetzdocks für die russische Marine verwendet, um Schiffe mit ihnen auf Pfahlrosten am Land abzusetzen, wobei zum gleichzeitigen Docken mehrerer Schiffe nur ein Hebewerk nötig wird. Der Bodenponton eines Absetzdocks besteht aus einzelnen, voneinander getrennten Kasten, die in entsprechende Lücken zwischen dem Pfahlrost am Ufer hineinpassen (etwa als wenn man zwei Kämme flach ineinander schiebt). Ähnliche Absetzdocks können dazu dienen, eine Anzahl Torpedoboote zur Aufbewahrung nebeneinander aufs Trockne zu setzen; Bodenpontons mit Hebewerk dienen zum Docken langer und leichter Schiffskörper, besonders von Torpedobooten; nach dem Heben werden die Bodenpontons mit dem gehobenen Schiffe vom Hebewerk gelöst und dienen dann als Absetzdocks. Das hydraulische D. von Clarke ist ebenfalls eine Abart des Absetzdocks; ein Schwimmponton wird mit hydraulischen Zylindern gehoben, dann leergepumpt und von den an seinen Seiten in zwei Reihen angeordneten Zylindern gelöst, um das Schiff an passende Stelle zur Reparatur zu bringen, während inzwischen[75] mit einem zweiten Bodenponton ein zweites Schiff etc. gehoben werden kann. Diese hydraulischen Docks sind besonders günstig in Häfen mit starkem Fluthub; man bringt das Schiff bei Hochwasser ins D. und beginnt bei Niedrigwasser zu heben. Je zwei gegenüberstehende hydraulische Zylinder sind durch einen Querträger verbunden; auf diesen Trägern ruht der Bodenponton. Man kann mit diesem hydraulischen Hebewerk in 1/2 Stunde Schiffe bis zu 4000 Ton. Gewicht heben. Zuweilen besteht der Bodenponton aus mehreren Teilen, die auch auseinander gekuppelt einzeln für kleine Schiffe benutzt werden können. In den Victoria-Docks in London ist ein Clarksches D. mit 16 hydraulischen Zylindern an jeder Seite, die etwa 18,3 m auseinander stehen und 7,6 m Hub haben. Bei den amerikanischen Schraubenhebedocks wird das Schiff auf einer Plattform oder einem Gerüst zwischen zwei Pfahlreihen mit Schrauben gehoben. Beim Röhrenschwimmdock bestehen Boden und Seitenwände aus einem Rohrsystem, aus dem das Wasser mit Preßluft entfernt wird. Leichte Schiffe werden oft ohne D. auf Land gesetzt, auf Gleitbahnen, die man Aufschlepphelling, Schlipp oder Schleppe nennt; bei Mortons Patentschlipp, der besten Art, wird das schwimmende Schiff über einen Schlitten gebracht, dessen Räder auf einer beschienten Gleitbahn laufen; nachdem das Schiff genau über der Mitte des Schlittens befestigt ist, wird dieser an Ketten mit Dampfwinden oder hydraulischen Zylindern aufgeschleppt, bis das Schiff ganz trocken steht. Für Torpedoboote sind die Patentschleppen meist so eingerichtet, daß die Boote quer aufgeschleppt werden, wobei starke Beanspruchung des Längsverbandes während des Aufschleppens vermieden wird.

Über D. im Sinne von Hafenbecken (nasses D. im Gegensatze zum Trockendock) vgl. Hafen; im deutschen wird D. fast ausschließlich im Sinne von Trocken- oder Schwimmdock gebraucht. Vgl. Colson, Notes on dock and dock construction (Lond. 1894); Dick und Kretschmer, Handbuch der Seemannschaft (3. Aufl., Berl. 1902, 2 Tle.). – Im Handel und im Zollwesen versteht man unter Docks auch allgemein Niederlagen für Waren (s. Zollniederlagen), die vielfach Gegenstand eines Pfandverkehrs sind, und für die Dock warrants (Dockscheine), d.h. Warenlagerscheine (vgl. Lagerschein), ausgestellt werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 75-76.
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