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Blumen- und Früchtemalerei

[77] Blumen- und Früchtemalerei, ein Fach malerischer Darstellung, wobei man das koloristisch Wirksame der Erscheinung, das in den Blumen und Früchten liegt, zu vergegenwärtigen sucht. Der mannigfaltige Reichtum der Pflanzenwelt, verschieden gestaltete Gerätschaften, Blumentöpfe, Vasen, Korbgeflechte, Weingläser etc., dann als Staffage Vögel, Schmetterlinge, Käfer und andre Insekten bieten ein reiches Material für künstlerische Komposition. Obwohl schon in der antiken Malerei Nachbildungen von Früchten und Blumen vorkommen, so tritt doch die Blumenmalerei als besondere Gattung nur vereinzelt auf. Der griechische Maler Pausias hat in ihr Ruhm erlangt. Im Mittelalter wurde diese Gattung der Malerei nicht gepflegt, erst nachdem in den Niederlanden der Realismus der Ölmalerei zur Herrschaft gelangt war, bildete sich allmählich eine Blumenmalerei, die sich namentlich unter dem Einfluß der flandrischen Meister zu höchster Virtuosität entfaltete. Jan Brueghel, R. Savery, B. van der Ast, Snyders, Fyt, Adriaenssen, D. Seghers sind die hervorragendsten. Während die flämischen Meister ihren Ruhm in der peinlich treuen Wiedergabe der Vorbilder suchten, die bisweilen sogar vor einer Prüfung durch das Mikroskop Stich hält, legten die Holländer das Hauptgewicht[77] auf kräftige koloristische Wirkung im Helldunkel. Von großer Bedeutsamkeit war das Schaffen von Jan Davidsz de Heem, an den sich eine große Anzahl von holländischen und flämischen Künstlern, C. de Heem, W. van Aelst, A. Mignon, Maria van Oosterwyck u. a., anreihen. Das 17. Jahrh. war die Blütezeit dieser Malerei, doch ward auch im 18. noch Treffliches geleistet, namentlich von Rachel Ruysch und von Jan van Huysum, dem »Phönix« der Blumen- und Früchtemaler. In andern Ländern brachte es diese Malerei zu geringerm Erfolg. Die neuere Zeit sah die B. in großem Verfall, und die ihr zugewandten Künstler vom Ende des 18. und vom Anfang des 19. Jahrh. sind mit Ausnahme weniger, wie Redouté, I. van Dael, Saint-Jean, Saint-Pierre, Völcker, Preyer u. a., der Vergessenheit anheimgefallen. Seit dem Beginn der 1850er Jahre hat im Zusammenhang mit der wachsenden Herrschaft des Kolorismus die B. wiederum einen bedeutenden Aufschwung genommen, in Belgien durch Robie, in Frankreich durch Vollon und Ph. Rousseau, in neuester Zeit durch Madeleine Lemaire, in Deutschland durch Adam Kunz in München, namentlich aber durch Künstlerinnen wie Anna Peters, H. v. Preuschen, M. Hormuth-Kallmorgen, E. Hedinger, Klara Lobedan, Th. Laudien, C. Klein u. a., die Wahrheit der Charakteristik mit Reichtum und Kraft des Kolorits zu verbinden wissen. Die meisten malen auch Blumen und Fruchtstücke in Aquarell.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 77-78.
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