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Berthier

[731] Berthier (spr. -tjë), 1) Alexandre, Fürst und Herzog von Neuchâtel und Valangin, Fürst von Wagram, franz. Marschall, geb. 20. Febr. 1753 in Versailles, gest. 1. Juni 1815 in Bamberg, Sohn eines Ingenieuroffiziers, trat in das Geniekorps, kämpfte mit Lafayette in Nordamerika gegen die Engländer, wurde nach seiner Rückkehr Oberst im französischen Generalstab und befehligte 1789 die Nationalgarde von Versailles. 1795 wurde er als Brigadegeneral Chef des Generalstabs der italienischen Armee; mit Bonaparte trat B. in ein vertrautes Freundschaftsverhältnis, das ungetrübt bis zu seinem Tode fortdauerte. 1798 mit dem Oberbefehl in Italien betraut, rückte er 13. Febr. in Rom ein und rief hier die Republik aus. 1799 mit Bonaparte aus Ägypten nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er nach dem 18. Brumaire Kriegsminister. Bei Napoleons 1. Erhebung zum Kaiser (1804) ward er Reichsmarschall und Großoffizier der Ehrenlegion. Seitdem war er stets der Generalstabschef Napoleons; allerdings hatte er bloß die Befehle des Kaisers auszuführen und nicht selbständig anzuordnen. Er ward 1807 zum souveränen Herrn der von Preußen abgetretenen Fürstentümer Neuchâtel und Valangin, zum Vizeconnetable des Reiches und kaiserlichen Prinzen ernannt. Er vermählte sich 1808 mit der Prinzessin Marie, Tochter des Herzogs Wilhelm von Bayern (Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld). 1809 wurde er von Napoleon nach der Schlacht bei Wagram zum Fürsten von Wagram erhoben. Nach dem Sturze Napoleons huldigte er Ludwig XVIII., verlor zwar die Souveränität von Neuchâtel, behielt aber seine Würde als Pair und Marschall von Frankreich. Als Napoleon 1815 von Elba zurückkehrte, begab sich B. zu seinem Schwiegervater und stürzte sich in Geisteszerrüttung vom Balkon des Schlosses hinab. Er schrieb: »Relations des campagnes du général Bonaparteen Egypte eten Syrie« (Par. 1800) und »Relation de la bataille de Marengo« (das. 1804). Seine »Mémoires« erschienen 1826 in Paris. – Sein Sohn Napoleon, Fürst und Herzog von Wagram, geb. 11. Sept. 1810, gest. 10. Febr. 1887, wurde 1852 von Ludwig Napoleon zum Senator ernannt; dessen Sohn Alexandre B. (geb. 24. März 1836) ist seit 1882 mit Berta Freiin von Rothschild aus Frankfurt vermählt.

2) César, Bruder des vorigen, geb. 4. Mai 1765. gest. 17. Aug. 1819 in Grosbois, wurde 1802 Brigadegeneral, befehligte 1805 ein Korps an der holländischen Küste, wurde 1811 Divisionsgeneral, Graf des Kaiserreichs, Gouverneur von Tobago, dann von Korsika und trat 1814 auf die Seite Ludwigs XVIII. über.

3) Victor Leopold, Bruder der vorigen, geb. 12. Mai 1770 in Versailles, gest. 1807, ward 1785 Offizier, durchbrach als Divisionsgeneral bei Austerlitz das Zentrum der Russen. Nach der Wegnahme Lübecks unterhandelte er 7. Nov. 1806 mit Blücher.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 731.
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