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Batta

[447] Batta (Bata, Batak, Battak), ein zur malaiischen Rasse gehörendes Volk auf Sumatra (s. Tafel »Asiatische Völker II«, Fig. 4). in dem sich die frühesten Bewohner in fast unversehrter Eigentümlichkeit und politischer Unabhängigkeit erhalten haben. Einst über die ganze Nordhälfte der Insel verbreitet, sind die B. auf die Hochebene der Insel Toba beschränkt. Die Bevölkerung der unabhängigen Battaländer (14,502 qkm) wird (1895) auf 262,500 angegeben. Größer und kräftiger als die Bewohner der Küste, stehen sie auch moralisch höher. Die Kleidung besteht in einem großen Lendentuch, der Oberleib bleibt unbedeckt. Die B. wohnen in Dörfern, die durch Gräben und Bambuspalisaden befestigt sind. Die Häuser (s. Tafel »Malaiische Kultur I«, Fig. 12) ruhen auf Pfählen und tragen ein hohes, schiffähnlich ausgeschweiftes Dach. Gemeindehäuser dienen zur Aufnahme von Fremden. Zum Ackerbau dienen Hacke und ein mit Eisen beschlagener Stock, weniger der Pflug (s. Tafel »Geräte der Naturvölker I«, Fig. 8 u. 9). Angebaut werden besonders Reis, Bataten, Kartoffeln; gezüchtet werden Schweine, Büffel, Pferde, Hunde, Hühner. Die Industrie erzeugt einige Farbstoffe und Goldschmiedearbeiten, besonders Filigrane von Gold und Silber oder Suasa, einer starken Legierung mit Kupfer, und Holzschnitzereien. Der Handel tauscht in den holländischen Küstenplätzen Salz, Eisen, Messingdraht, Baumwollenzeug, grobes Geschirr gegen Pfeffer, Kampfer, Benzoe, Elfenbein, Rotang, Pferde ein. Jedem Dorf steht ein Radscha mit erblicher Würde vor, doch ist sein Einfluß fast nur auf Kriegszeiten beschränkt; die eigentliche Regierung führen die Volksversammlungen. Ihre Sklaven (meist Schuldsklaven) behandeln sie äußerst mild. Polygamie ist gestattet, doch sind mehr als zwei Frauen selten. Strafen können durch Geld abgekauft werden, außer beim Eidbruch, der mit dem Tode bestraft wird. Die Anthropophagie als Strafe ist gesetzlich angeordnet: 1) wenn ein Gemeiner mit der Frau eines Radscha Ehebruch getrieben, 2) wenn jemand als Landesverräter, Spion ertappt und 3) wenn ein bewaffneter Feind gefangen wird. Kriegswaffen sind Schwerter und Lanzen, in neuerer Zeit auch Luntenflinten. Zu den Hauptbelustigungen gehören Hahnenkämpfe und Tanz (s. Tafel »Asiatische Kultur II«, Fig. 1; Tafel III, Fig. 10). Die B. stehen auf keiner ganz niedern Kulturstufe. Sie können alle schreiben und lesen, besitzen ein eignes Alphabet, das von der altindischen Monumentalschrift herzustammen scheint, und eine geschriebene Literatur. Ihre Bücher (Pustahas) bestehen aus fächerartig zusammengefalteten, mit Tinte horizontal (von links nach rechts) beschriebenen Baumrinden zwischen zwei festen Deckeln. Die Sprache der B., eins der ältesten malaiisch-polynesischen Idiome, hängt aufs engste mit der Howasprache auf Madagaskar und der Sprache der Batuinseln (Nias) zusammen und zerfällt in drei stark abweichende Dialekte: Toba, Dairi und Mandailing. Die Religion hat indische Anklänge und ist ein Dämonen- und Ahnenkultus. Als oberste Gottheit gilt Diebata, der Schöpfer der Welt, der aber die eigentliche Weltregierung den drei Göttern Batara Guru, Sri Padi und Mangala Bulan übergeben hat. Vgl. Junghuhn, Die Battaländer (Berl. 1847, 2 Bde.); Schreiber, Die B. in ihrem Verhältnis zu den Malaien auf Sumatra (Barmen 1874); Janssen, Die holländische Kolonialwirtschaft in den Battaländern (Straßb. 1886); v. Brenner, Besuch bei den Kannibalen Sumatras (Würzb. 1893). – Die Sprache behandeln van der Tuuk: Bataksch leesboek (Amsterd. 1860–63, 4 Bde.), Bataksch-Nederduitsch woorden boek (das. 1863) und Tobasche spraakkunst (das. 1864 u. 1867); Niemann, Bataksche orlogsverklaring (Orientalistenkongreß zu Leiden, 1883); van Oppenhuijsen in der »Tijdschrift voor indische Taal-, Landen Volkenkunde« (1885, Nr. 30).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 447.
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