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Occam

[891] Occam (Ockham), Wilhelm von, berühmter Scholastiker, mit dem Beinamen Doctor invincibilis und singularis, geb. 1270 zu Occam in der englischen Grafschaft Surrey, gest. 7. April 1347 in München, ward frühzeitig Franziskaner, ging nach Paris, hatte hier Duns Scotus zum Lehrer in der Theologie und Philosophie und trat selbst als Lehrer auf. Da er die Rechte des Königs Philipp des Schönen von Frankreich und des Kaisers Ludwig des Bayern gegen die Päpste Bonifatius VIII. und Johann XXII. verteidigte, ward er von letzterm in den Bann getan, fand aber Aufnahme am Hofe Ludwigs des Bayern. O. verschaffte dem Nominalismus den Sieg über den Realismus, daher er auch Princeps nominalium genannt wurde; er arbeitete so auf die Erforschung des Einzelnen, d.h. auf die Induktion hin und bereitete den Empirismus mit vor. Unter seinen in rauhem Stil geschriebenen Werken sind viele, die sich auf kirchen- und staatsrechtliche Fragen beziehen. Sein Hauptwerk ist die »Summa totius logices« oder »Tractatus logices in tres partes divisus« (zuerst Par. 1483). Val. Riezler, Die literarischen Widersacher der Päpste zur Zeit Ludwigs des Bayers (Leipz. 1874).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 891.
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