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Platin [1]

[148] Platin (Platina) Pt, Edelmetall, Atomgewicht 194,8. Spez. Gew. 21,48. Es wird nur in gediegenem Zustande und fast immer gemengt mit Iridium, Osmium, Rhodium, Ruthenium in aufgeschwemmten Sandlagern hauptsächlich am Ural gefunden.

Nachdem das Erz ausgewaschen, wird es unter erhöhtem Druck in Königswasser gelöst. Der dann auf Zusatz von Ammoniumchlorid ausgefällte Platinsalmiak [Pt(NH4)2Cl6] wird durch Glühen in eine poröse schwammige Masse, Platinschwamm, verwandelt, die in Kalktiegeln durch das Knallgasgebläse zu Metallklumpen eingeschmolzen wird. Platin ist ein bläulichweißes Metall, hat starken Metallglanz, ist hämmerbar, duktil und schweißbar. Schmelzpunkt über 1700°. Geschmolzenes Platin zeigt wie Silber die Erscheinung des Spratzens: Aufnahme und Wiederabgabe von Sauerstoff. Es löst sich nur in Königswasser; andre Säuren, auch Flußsäure, lösen es nicht, dagegen wird es durch schmelzende Alkalien ziemlich stark angegriffen. Mit Schwefel, Phosphor, Arsen, Chlor, Brom und Jod verbindet es sich direkt, mit den meisten Metallen legiert es sich leicht, auch Kohlenstoff und Silicium nimmt es auf. Platin namentlich als Platinschwamm und in dem noch feineren Zustande als Platinmohr (durch Reduktion von Platinchlorid mit organischen Substanzen erhalten) und als Platinasbest (s.d.) besitzt die Eigenschaft, Gase in erheblichen Mengen zu kondensieren und dadurch Entzündung von Wasserstoff, von Knallgas, ferner Verbindung von Schwefeldioxyd mit Sauerstoff zu Schwefeltrioxyd u.s.w. zu bewirken. Durch Reduktion einer verdünnten Platinchloridlösung mittels Hydrazinhydrat kann man kolloidales Platin in Form einer dunkelbraunen Flüssigkeit erhalten. – Platin dient als solches, zum Teil auch in Legierung mit Iridium, zur Herstellung chemischer und elektrochemischer Geräte, zur Anfertigung von Retorten für die Schwefelsäureindustrie, als sogenanntes Glanzsilber zur Dekorierung von Porzellan, in der Elektrotechnik sowie zur Befestigung der Zähne an künstlichen Gebissen (50% des Gesamtverbrauchs). Jahresproduktion etwa 7000 kg. Der Preis ist großen Schwankungen Unterworten. Das Kilogramm kostete 1880 1000 ℳ., 1890 2400 ℳ., 1892 900 ℳ., 1900 2500 ℳ., Anfang 1907 6000 ℳ. und Ende 1907 3000 ℳ.


Literatur: Erdmann, Lehrbuch der anorganischen Chemie, 4. Aufl., Braunschweig 1906, S. 719; Prometheus 18 (1907), S. 289.

Rathgen.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 148.
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