[go: up one dir, main page]

Papier

[452] Papier, filzartiges, in dünner Plattform ausgearbeitetes Fabrikat, das zum [452] Schreiben, Drucken etc. benützt wird. Zu seiner Bereitung dienen verschiedene, theils vegetabilische, theils thierische Stoffe, von letzteren hauptsächlich Wolle und Seide; am geeignetsten aber hat sich bisher die vegetabilische Holzfaser des Hanfs, Flachses und der Baumwolle erwiesen. Diese Stoffe werden gewöhnlich als gewobene und bereits abgetragene Zeuge, in der Form von Lumpen verarbeitet (Lumpenpapier). Baumwolle allein gibt nur Druck- und Löschpapier, wird aber häufig, wie neuerdings ein Strohpräparat, den hänfenen Lumpen beigemischt. Eben so geben wollene u. seidene Lumpen nur Lösch- und Pack-P. Die Farbe der Lumpen trägt sich auch auf das P. über; weißes P. wird daher nur aus gebleichten Lumpen gemacht. – Die Bereitung des P.s beginnt mit dem Sortiren der Lumpen nach Stoff, Farbe etc., worauf sie in einer eigenen Waschmaschine gereinigt, vermittelst des Lumpenschneiders (einer Maschine) zerschnitten u. zu Halb- u. Ganzzeug, d.h. zu einer sein zertheilten breiartigen faserigen Masse verarbeitet werden. Dies geschieht jetzt gewöhnlich durch den Holländer, eine horizontal liegende, mit metallenen Schienen umgebene und von einem Kammrade rasch umgetriebene Walze. Das Ganzzeug bringt man alsdann in eine große Bütte und bereitet sofort daraus die P. bogen. Nach der ältern Methode wird jeder Bogen einzeln mittelst eines mit einem Drahtgeflechte versehenen Rahmens aus der Bütte geschöpft, dann nach abgeflossenem Wasser auf eine Filzplatte übertragen u. wenn so die gehörige Anzahl von Bogen und Filzplatten auf einander gebracht sind, das Ganze (Pauschte genannt) gepreßt, um das Wasser auszudrücken, dann die einzelnen Bogen abgenommen, wiederholt ohne Filz gepreßt u. an Schnüren zum Trocknen aufgehängt. Schreib-P. wird dann noch geleimt, was durch Eintauchen in eine mit Alaun vermischte Leimauflösung geschieht, gepreßt u. wieder getrocknet: Bütten-P. Bei der neuen Methode, welche das endlose oder Maschinen-P. liefert, wird das Ganzzeug auf eine lange Drahtform geleitet, die über 2 von einander abstehende Walzen geschlagen, bei deren Umdrehung in sich selbst zurückkehrt und so eine fortlaufende Bewegung hat. Am Ende der 2. Walze wird die P. schicht von der Form abgelöst und von endlosem Filze getragen durch 2 Walzen hindurchgeführt, ausgepreßt und zuletzt auf einen hölzernen Cylinder gewickelt. Das so bereitete P. wird dann entweder in Rollen gewunden nach dem Gewichte verkauft, oder in einzelne Bogen zerschnitten. – Nach Qualität und Format unterscheidet man dann eine Menge Sorten von P., nach jener hauptsächlich Schreib-P., Zeichen-P., Noten-P., Druck-P., Lösch- oder Fließ-P. – Das älteste P. ist das aus der Papyrusstaude bereitete ägyptische P. Seit dem 8. Jahrh. kam indessen das Baumwolle-P. der Araber auf. Auch sollen die Araber die Erfinder des Leinen-P.s sein: die älteste auf demselben geschriebene Urkunde ist aus dem Jahre 1270; im 14. Jahrh. kam es nach Deutschland.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 452-453.
Lizenz:
Faksimiles:
452 | 453
Kategorien: