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Blume

[572] Blume wird im gewöhnlichen Leben die farbige Blüthe einer Pflanze genannt, der Botaniker versteht darunter jeden einzelnen Apparat zur Samenbildung; der einer vollkommenen B. besteht aus den Befruchtungswerkzeugen, nämlich einem oder mehreren Staubgesäßen und einem oder mehreren Staubwegen u. deren Umhüllungen, Blumenkrone und Kelch genannt; häufig finden sich auch noch Honiggefäße. Ein Staubgefäß besteht aus dem Staubfaden mit dem Staubbeutel an der Spitze, ein Staubweg aus Fruchtknoten oder Eierstock, oben mit dem Griffel und der Narbe. Bei Zwitterblüthen sind Staubgefäße und Staubwege in einer Blüthe beisammen, z.B. bei der Tulpe, getrennte Blüthen, wo Staubgefäße und Staubwege jede eigene Blumen (unvollkommene) bilden. Die Linnésche Eintheilung des Pflanzenreiches ist auf die verschiedenen Verhältnisse dieser sog. männl. und weibl. Befruchtungswerkzeuge gegründet. – B. in der Jägersprache der Schwanz des Hasen, die weiße Schwanzspitze bei Wolf, Fuchs, Hund; B. in der Wollkunde der vollendete Stapel der kurzgedrängten, hochfeinen Wolle; B. des Weins, das Arom desselben; B. in der Bierbrauerei die Oberhefen; in der Chemie die subblimirten Metalle, z.B. Schwefel-, Zink- etc. Blumen; B. in der mittelalterlichen Rechtssprache die Jungfrauschaft.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 572.
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