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Bildung

[541] Bildung bezeichnet im allgemeinen die Gestaltung eines Dinges nach bestimmten Umrissen; in geistiger Beziehung das Wissen, Empfinden, Wollen und Handeln eines Menschen, gemessen mit dem Maßstabe, den das Ideal eines Zeitalters in die Hand gibt. Die wahre Bildung müßte den Menschen in der vollen u. harmonischen Entfaltung aller seiner geistigen und gemüthlichen Kräfte darstellen u. wird daher nur annähernd auf dem christl. Wege erreicht. Neben dieser allgemein menschlichen B. geht die besondere, die Berufsbildung einher; unsere Zeit fehlt gewöhnlich dadurch, daß sie den Menschen zu spät für seinen Beruf heranbilden will und denselben zu lange nach andern Richtungen hin zu denken, zu fühlen und zu begehren veranlaßt, so daß er seinen Beruf als eine »verfluchte Schuldigkeit« oder als »Philisterei« anschaut u. je eher je lieber von demselben loskommen möchte. – Häufig versteht man auch unter B. die Kenntniß und Geübtheit der Formen, in welcher sich das vornehmere Leben bewegt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 541.
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