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Naturwissenschaften

[303] Naturwissenschaften nennt man den Inbegriff unseres sämmtlichen Wissens im Gebiete der Natur. Die N. zerfallen zunächst in 2 Hauptabtheilungen, in die Wissenschaft der Erscheinungen, die an den Gegenständen vor sich gehen, u. die der Gegenstände selbst. Die Erscheinungen, welche theils an sich, theils nach ihrem innern Grunde, ihrer Ursache erforscht werden können, sind entweder solche, welche von keiner wesentlichen Veränderung der dabei betheiligten Gegenstände begleitet sind, wie Cohäsion, Schwere, Bewegung u. Gleichgewicht, Schall, Wärme, Licht, Elektricität, Galvanismus, Magnetismus: man nennt diese physikalische Erscheinungen, ihre Wissenschaft Physik (s. d.), welche bei Anwendung auf die Weltkörper im Großen zur Astronomie (s. d.) wird. Oder die Erscheinungen sind solche, welche von einer wesentlichen Veränderung der dabei betheiligten Gegenstände begleitet sind, die chemischen Erscheinungen; ihre Wissenschaft heißt Chemie (s. d.). Oder endlich sind es Erscheinungen, wie sie sich uns in dem Leben der organischen Natur, der Pflanzen und Thiere, darbieten, sog. Lebens- oder physiologische Erscheinungen; ihre Wissenschaft heißt Physiologie (s. d.). Die 2. Hauptabtheilung der N. beschäftigt sich mit den in der Natur sich darbietenden Gegenständen, zunächst hauptsächlich in beschreibender Weise. Geschieht dies mit den Weltkörpern im Großen, als Beschreibung des Sonnensystems, der Planeten, der Fixsternbilder etc., so ist dies die Kosmographie od. Weltbeschreibung, zu der auch als untergeordneter Theil die Beschreibung der astronomischen Verhältnisse der Erde als physische Geographie gehört. Die Oberfläche der Erde bietet der naturwissenschaftlichen Forschung zunächst drei Hauptgruppen von Gegenständen: Die Mineralien der Erdrinde, ihre Wissenschaft die Mineralogie (s. d.), wozu auch die Gesteinarten [303] im Großen, als Gebirgsformationen, gehören, Geognosie; sodann die Gegenstände des organischen Lebens, die Pflanzen: Botanik (s. d.), und die Thiere: Zoologie (s. d.). Die wissenschaftliche Behandlung dieser 3 Gruppen von Naturgegenständen begreift man gewöhnlich unter der Gesammtbenennung Naturgeschichte (s. d.).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 303-304.
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