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Proceß

[142] Proceß (processus, Fortschritt, Hervorgehen): zusammenhängender, gesetzmäßig ablaufender Vorgang. auch Verfahren, Methode (»processus ad impossibile«, »processus compositionis et resolutionis«: THOMAS, Sum. th. I. II, 14, 5 c). – HEGEL bestimmt die »Idee« (s. d.), die objective Vernunft, welche die absolute Wirklichkeit ist, als dialektischen (s. d.) Proceß der Entwicklung durch eine Reihe von Momenten (s. d.) hindurch vom An-sich (s. d.) bis zum absoluten Geist (s. d.). Der »ewige göttliche Proceß« ist »ein Strömen nach zwei entgegengesetzten Richtungen, die sich schlechthin in einem begegnen und durchdringen« (Naturphilos. S. 41). Nach HILLEBRAND ist der Proceß »das Selbstbewußtsein der ewigen Realität des Geistes in der unendlichen Reihe der realen geistigen Singularitäten« (Philos. d. Geist. II, 268). Gott ist (wie nach Hegel) Resultat des geistigen Processes, »aber nicht als erst werdendes, sondern als ein ewig seiendes und damit ewig hypostasiertes Resultat« (ib.). Nach O. CASPARI hat ein Proceß nur im Endlichen statt, das All ist ewig und vollkommen (Zusammenh. d. Dinge S. 100). Nach SCHUBERT-SOLDERN ist Proceß »die durch den Inhalt bestimmte continuierliche Folge von Daten« (Gr. ein. Erk. S. 149). Jeder Begriff, jedes Ding ist ein Proceß (ib.).

BENEKE versteht unter Proceß »alle Entwicklungen, alles Geschehen«. »Grundproceß« ist »dasjenige Geschehen, welches sich für mehrere andere als das ihnen gemeinsam zum Grunde liegende einfache ergibt« (Lehrb. d. Psychol.3, § 19). Vier seelische Grundprocesse gibt es: 1) »Von der menschlichen Seele werden, infolge von Eindrücken oder Reisen, die ihr von außen kommen, sinnliche Empfindungen gebildet« (l. c. § 22). – 2) »Der menschlichen Seele bilden sich fortwährend neue Urvermögen an« (l. c. § 24). – 3) »Alle Entwicklungen unseres Seins sind in jedem Augenblicke unseres Lebens bestrebt, die in ihnen beweglich gegebenen Elemente gegeneinander auszugleichen« (l. c. § 26). Alles von der Seele fest Erworbene erhält sich und wird zu »Angelegenheiten« (l. c. § 27). – 4) »Gleiche Gebilde der menschlichen Seele und ähnliche nach Maßgabe der Gleichheit ziehen einander an oder streben, miteinander nähere Verbindungen einzugehen« (l. c. § 35).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 142.
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