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Mendelssohn, Marie Henriette

[181] Mendelssohn, Marie Henriette, eine Tochter des berühmten Philosophen M., geb. 1775 zu Berlin, ein Bild zarter, schüchterner Weiblichkeit, wohlwollend, häuslich, liebevoll. Schön zwar, aber von schwächlicher Constitution, entsagte sie freiwillig dem Ehestande und wählte einen Wirkungskreis, der ihr die ehrendsten Früchte trug. Nach dem Ableben ihres Vaters, der 1785 starb, folgte sie ihrer Mutter nach Neu-Strelitz, wo eine ältere verheirathete Schwester lebte, kehrte 1797 nach Berlin zurück und übernahm bald darauf die Erziehung der Töchter eines reichen Kaufmanns in Wien. Einige Jahre nachher begleitete sie ihren Bruder, den Stadtrath Mendelssohn-Bartholdy, nach Paris, blieb auch dort, als dieser 1804 sich verheirathete und nach Berlin zurückging, und zog in das Haus des Banquier Fould, um die Erziehung seiner Töchter zu leiten. Später errichtete sie in Paris eine weibliche Erziehungsanstalt, wurde durch das Zutrauen der ersten und vornehmsten Familien unterstützt und erwarb sich die Hochachtung und Theilnahme aller derer, die mit ihr in Berührung kamen. Der General Sebastiani, der in dieser Zeit nach Paris[181] zurückkehrte, bewog Marie Mendelssohn, ihr Institut aufzugeben und die Erziehung seiner einzigen Tochter zu übernehmen. Diesem Auftrage unterzog sie sich mit so viel Eifer und Liebe, daß noch jetzt ihr Andenken in der Familie ein heiliges. hochverehrtes ist. In diesen Zeitpunkt fällt auch ihr Religionswechsel, zu welchem keine Nebenrücksicht, keine glänzende Aussicht sie verleitete. Näheres darüber findet man in der Abendzeitung 1835, No. 296. – Nachdem die Comtesse Sebastiani dem Herzoge von Praslin vermählt war, kehrte Marie zu ihren Geschwistern nach Berlin zurück, in deren Mitte sie bis an's Ende ihres Lebens blieb. Es war dieß ein heiterer, durch die Reize der Künste und Wissenschaften ebenso, wie durch die edelste Geselligkeit verschönter Kreis. Im Sommer 1830 traf M. ihre älteste Schwester (die Gattin des Herrn v. Schlegel) in Dresden, die sie nach 26jähriger Trennung mit der innigsten Liebe begrüßte. Im Aug. desselben Jahres kehrte sie nach Berlin zurück, wurde aber schon am 9. Nov. 1831 ihren Anverwandten, die mit der innigsten Liebe und Verehrung an ihr hingen, entrissen. Sie hatte den Tod bereits mehrere Tage vorher geahnet, und sich auf denselben vorbereitet, Umgeben von ihren Geschwistern, ergeben in den Willen des Heilandes, endete sie bei vollem Bewußtsein. Zahlreiche Freunde begleiteten sie zu Grabe; nach ihrer eigenen Angabe setzte man auf dem Hügel, welcher ihre sterbliche Asche verhüllt, ein Kreuz mit den Worten: »Redemisti me Deus, Deus veritatis.« – M. M. war eine innige Freundin Rahels (s. d.)

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 181-182.
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