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Erdbeben

[682] Erdbeben und Erderschütterungen werden jene, von im Innern des Erdballs wirkenden und wahrscheinlich vulkanischen Kräften bewirkten Bewegungen der Erdoberfläche genannt, welche manche Länder, wie z.B. Syrien, das mittlere Amerika, die europ. Küstenlande des mittelländ. Meeres vorzüglich heimsuchen, überhaupt in bergigen Gegenden und Inseln mehr vorkommen, als in Ebenen, und den Ausbrüchen von Vulkanen (s.d.) oft vorangehen oder dieselben begleiten. Man hat dabei eine dreifache Bewegung des Bodens beobachtet, indem derselbe bald senkrecht steigt und fällt, bald wellenförmige Schwankungen erleidet oder auch beiden Bewegungen zugleich unterliegt, wodurch eine drehende oder wirbelnde entsteht, und die letztern beiden sind die gefährlichsten. Zuweilen sind diese Erscheinungen auf kleine Landstrecken beschränkt, zuweilen aber werden sie in bestimmten Richtungen durch ganze Erdtheile empfunden. Mitunter kaum bemerkbar und von der Dauer eines Augenblicks, dauern sie ein andermal länger, wiederholen sich selbst Monate lang, zertrümmern zuweilen in wenig Secunden ganze Städte und verändern die Oberfläche des Bodens, der oft Spalten und Klüfte bekommt, aus denen auch wol Flammen, erstickende Dünste, Schlamm und Wasser hervorbrechen. Das Meer wird oft gleichzeitig stark bewegt, überfluthet die Gestade, und man hat schon in Folge solcher Naturerscheinungen kleine Inseln in demselben entstehen sehen. Die bekanntesten und heftigsten Erdbeben neuerer Zeit ereigneten sich 1746, wobei ganz Lima in Südamerika verheert, im Nov. 1755, wodurch Lissabon zerstört und dessen Wirkung in Afrika, Amerika und einem großen Theil von Europa empfunden wurde. Im Jahre 1783 ward Calabrien und die Stadt Messina in Sicilien, 1797 die Gegend von Quito in Südamerika mehre Monate lang verwüstet; die Provinz Caracas in Colombia (s.d.) erfuhr 1812, Aleppo im Aug. 1822, die Provinz Murcia und ein Theil von Valencia in Spanien 1829 ein ähnliches Unglück.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 682.
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