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Chor

[421] Chor nannten die alten Griechen Vereine von Sängern und Tänzern, welche öffentliche, vorzüglich religiöse Feste durch ihre Kunstfertigkeit verherrlichen halfen. Den Ursprung dieser Sitte leitet man von den Festen des Bacchus (s.d.) her, bei denen anfänglich wol das versammelte Volk den Chor selbst bildete, der nach und nach in die dramatische Dichtkunst der Griechen überging und einen wesentlichen Theil ihrer theatralischen Vorstellungen ausmachte. In den Tragödien hatte er z.B. allgemeine Betrachtungen über die dargestellten Handlungen, gleichsam das Ergebniß derselben für die Zuschauer vorzutragen, und dies geschah gewöhnlich gleichzeitig von 15 Personen, von denen eine die übrigen leitete und Choragos oder Koryphäos, d.i. Chorführer genannt wurde, wovon bildlich noch jetzt ausgezeichnete Gelehrte und Künstler als Koryphäen in ihrem Fache bezeichnet werden. Unter den deutschen dramatischen Dichtern hat Schiller in seiner »Braut von Messina« den Versuch zur Erneuerung des tragischen Chors gemacht, aber wenig Anklang gefunden. Auch die Chöre unserer Opern besitzen große Ähnlichkeit mit dem griech. Chor, sind aber meist viel enger mit dem Stücke verbunden als jenes, und nehmen gewöhnlich an der Handlung selbst lebhaften Antheil. – In musikalischer Hinsicht wird unter Chor ein vier- und mehrstimmiges Singstück verstanden, dessen einzelne Stimmen aber von mehren Sängern oder Sängerinnen vorgetragen werden, die man beim Theater Choristen zu nennen pflegt.. – In den Kirchen wird hohes Chor der Raum vor dem Hauptaltare genannt, und weil dort die katholischen Kanonici die vorgeschriebenen Andachten mit Gebet und Gesang abhalten, haben sie den Namen Chorherren erhalten; übrigens wird auch der Raum vor der Orgel, wo die geistlichen Musiken aufgeführt zu werden pflegen, Chor genannt. – Chorhemd heißt ein weißes faltiges, manchmal mit Spitzen verziertes Oberkleid, welches katholische und an manchen Orten auch die protestantischen Geistlichen tragen, wenn sie gottesdienstliche Handlungen vor dem Altare verrichten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 421.
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