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Brahe

[307] Brahe (Tycho), einer der berühmtesten Sternkundigen, der auch in der Arzneikunde und Chemie seltene Kenntnisse besaß, war der Abkömmling einer altadeligen dän. Familie und 1546 zu Knudstrop in Schonen geboren. Für die Wissenschaften erzogen, begann er seine Studien auf der Universität in Kopenhagen, wo 1560 die Beobachtung einer genau vorherberechneten großen Sonnenfinsterniß ihn so für die Sternkunde einnahm, daß er sich hier und später in Leipzig auf das Angelegentlichste damit beschäftigte, obgleich er dies lange hinter dem Rücken des ihn begleitenden Hofmeisters und meist bei Nacht thun mußte. Nur auf kurze Zeit kehrte B. 1565 nach Dänemark zurück, wo er bei den mit seinen Bestrebungen unzufriedenen Seinigen nicht gut, aufgenommen wurde und deshalb in Wittenberg, Rostock und Augsburg seine astronomischen und nebenbei die chemischen Studien emsig fortsetzte, bis er 1570 abermals nach Dänemark [307] ging, wo ihm sein mütterlicher Oheim auf eigne Kosten eine Sternwarte errichten ließ. Hier erregte B. 1572 durch Entdeckung eines neuen Sternes in der Kassiopeia, einem Sternbilde in der Milchstraße am nördl. Himmel, zuerst allgemeine Aufmerksamkeit und hielt nun auf Veranlassung König Friedrich II. eine Zeit lang in Kopenhagen Vorlesungen über die mathematischen Wissenschaften, ging jedoch wiederholt auf Reisen, da er 1573 durch seine Verheirathung mit einer schlichten Pachterstochter in neue Mishelligkeiten mit seiner Familie gerieth. Schon hatte er Basel zu seinem künftigen Wohnorte ausersehen, als ihm Friedrich II. ein ansehnliches Jahrgeld aussetzte, ihn mit der jetzt schwed., fruchtbaren Insel Hven im Sunde belehnte und sich außerdem erbot, für die Erbauung einer Sternwarte und Anschaffung der zu astronomischen und chemischen Arbeiten nöthigen Instrumente zu sorgen. Auf Hven ward nun eine prächtige Sternwarte, die jetzt in Trümmern liegende Uranienburg, mit vielen Nebengebäuden errichtet, die sogar eine Druckerei enthielten, und B. machte während beinahe 20 Jahren diese Insel zu einer der wichtigsten astronomischen Lehranstalten, zu der Reisende aus ganz Europa wallfahrteten. Nach Friedrich II. Tode wurden B. aber nicht nur die zur Erhaltung seiner Anstalten erfoderlichen großen Zuschüsse, sondern fast seine ganzen Einkünfte entzogen und endlich untersagte man ihm sogar alle astronomische Beschäftigung. Jetzt verließ B. mit seiner Familie und seiner fahrenden Habe Dänemark und fand bei Kaiser Rudolf II. eine Freistätte, der ihm 3000 Dukaten Gehalt zusagte, das böhm. Schloß Benach schenkte und ganz nach B.'s Wünschen einrichten ließ. Dennoch verließ es B. nach zwei Jahren und bezog ein ebenfalls vom Kaiser gekauftes und eingerichtetes Haus in Prag, starb aber kurz darauf im Oct. 1601.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 307-308.
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