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Nadelholz

[235] Nadelholz und Tangelholz von der Form ihrer Blätter, Schwarzholz von ihrem dunkeln Grün, Zapfenbäume von der Gestalt ihrer Früchte, werden alle diejenigen, eine natürliche Pflanzenfamilie ausmachenden und meist immergrünen Bäume und Sträucher mit harzigen Säften genannt, deren Blätter die Form von Nadeln oder Tangeln haben und die als Frucht theils holzige Zapfen, welche unter ihren Schuppen die Samen enthalten, theils Beeren tragen, wie z.B. der Wachholder (s.d.) und der Eiben-oder Taxbaum. Die Zapfenbäume werden 1) in tannenartige mit holzigen Zapfen, wie Tannen, Kiefern, Fichten, 2) in cypressenartige (s. Cypresse), wohin auch der Wachholderstrauch gehört, und 3) in taxusartige (s. Taxbaum) abgetheilt, in Bezug auf Waldbau und Forstwesen versteht man [235] aber unter deutschem Nadelholz vorzugsweise die Kiefer, Fichte, Tanne und Lärche, alles Waldbäume erster Größe. Die Fichte oder Rothtanne wird gegen 120 F. hoch, verhältnißmäßig stark und 200 Jahre alt; sie hat 3/4 Zolllange Nadeln, welche dicht um die jungen Triebe herumstehen, quirlartig gestellte Zweige und trägt zur Zeit der Reise im Oct. 5–6 Zoll lange, lichtbraune, walzenförmige Zapfen. Ein mäßig feuchter, aus Dammerde, Lehm, Sand und Steinen gemengter Boden ist ihr besonders zuträglich, sie gedeiht aber auch auf hohen und sehr rauhen Bergen, wo die nöthige Feuchtigkeit von den Nadeln aus den Wolken und Nebeln aufgesaugt wird. – Die Kiefer, Kiene oder Föhre kommt in Alter und Größe der Fichte unter günstigen Umständen ziemlich gleich, hat paarweise stehende, schmuziggrüne, 2–3 Zoll lange Nadeln, an ältern Stämmen unten eine dicke, braungraue, oben bräunlichgelbe oder gelbgrünliche blättrige Rinde, und trägt 11/2–2 Zoll lange, eirundliche, meist paarweise stehende Zapfen, die von der Blüte bis zur völligen Reise beinahe zwei Jahre brauchen. Die Kiefer gedeiht auf jedem, besonders ebenem Boden, wenn er nur nicht sumpfig und naß ist, kommt selbst in zum Feldbau untauglichem Sande fort, eignet sich aber weniger zum Anbau auf Gebirgen. Fichte und Kiefer werden von der Tanne, Edeltanne oder Weißtanne an Größe und Alter übertroffen, indem sie bei günstigen Verhältnissen über 250 Jahre alt und mehr als 150 F. hoch wird. Ihr stets gerad in die Höhe strebender Stamm hat eine weißgraue Rinde, die Äste sitzen quirlförmig um den Gipfel, die 3/4 Zoll langen Nadeln sind breitgedrückt, oben schön grün, haben unten zwei vertiefte weiße Striche und sitzen kammartig zu beiden Seiten der jungen Triebe. Die walzenförmigen Zapfen reisen in einem Jahre, sind 4–5 Zoll lang und lassen ihre Schuppen und Samen dann gleichzeitig fallen, sodaß nur der mittle feste Theil hängen bleibt. Die Tanne ist der größte Baum unter den deutschen Nadelhölzern, gedeiht auch auf nicht allzu rauhen Gebirgen und misräth blos, wo der Boden sumpfig oder zu sandig und trocken ist. – Die Lärche oder der Lärchenbaum unterscheidet sich von den vorhergehenden immergrünen Nadelhölzern auch dadurch, daß die büschelweise stehenden, gegen einen Zoll langen, hellgrünen Nadeln im Herbst sämmtlich abfallen Sie wird über 80 F. hoch, hat abwärts hängende Zweige, trägt 11/2 zöllige, ovale, braune Zapfen und kommt noch ziemlich gut in rauhen Lagen fort, wo Fichten und Tannen verkümmern. – Die Zapfenbäume liefern Nutz- und Bauholz, Mastbäume, Brennholz, Kohlen, Ruß, Harz, Pech und Theer, Terpenthin u.s.w., wachsen rascher als die meisten Laubhölzer und geben auch der Masse nach größern Ertrag. Da sie ferner meist in ärmerm Boden, als das Laubholz und in Lagen fortkommen, die zum Ackerbau ganz untauglich sind, dadurch aber, daß sie einen großen Theil ihrer Nahrung aus der Luft aufsaugen und in Nadeln und kleine Holztheile verwandelt, viel dieser Humus (s.d.) erzeugenden Stoffe jährlich an den Boden abgeben, zur Verbesserung desselben wesentlich beitragen, auch ihr Anbau weniger Aufwand erfodert und meist sicher gelingt, nehmen sie unter unsern Waldbäumen die wichtigste Stelle ein. – Nadelstreu werden die in manchen Gegen den in den Nadelholzwaldungen zusammengeharkten und zur Streu in Ställen und Dünger verwendeten, abgefallenen Nadeln genannt. Von der Natur sind aber diese, gleich dem abgefallenen Laube und dem etwa vorhandenen Moose, zu einer wohlthätigen Decke des Bodens bestimmt, dessen zu rasches Austrocknen sie hindern, im Winter die an der Oberfläche befindlichen zartern Wurzeln gegen den Frost schützen und endlich nach dem Vermodern zu Dammerde werden und den Holzpflanzen zur Nahrung dienen. Für den Waldbau ist das Streusammeln daher sehr nachtheilig und sollte nur in Gegenden gestattet sein, wo das Stroh fast ganz zu Viehfutter verbraucht werden muß; allein auch dann sollte die Streu nie ganz oder jährlich nur aus einem gewissen Bezirke weggenommen werden, dem sie dann wieder mehre Jahre ungeschmälert verbliebe.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 235-236.
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