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Mozart

Mozart

[206] Mozart (Joh. Chrysostomus Wolfgang Amadeus), geb. am 27. Jun. 1756 zu Salzburg, einer der größten und vielseitigsten deutschen Componisten, war ein Sohn des erzbischöflich salzburg. Hofmusikus und Unterdirectors der bischöflichen Kapelle, Leop. Mozart, gest. 1787, und offenbarte im zartesten Kindesalter schon seine außerordentlichen Anlagen für Musik.

Vom vierten Jahre an unterrichtete ihn sein Vater im Clavierspiel, und die Musik ward seitdem der liebste Gegenstand der Thätigkeit des zwar zart gebildeten, aber keineswegs siechen und schwächlichen Knaben, der jedoch auch für andern Unterricht empfänglich war und namentlich für die Arithmetik entschiedene Neigung bewies, dagegen an gewöhnlichen Kindervergnügungen bald keinen Gefallen mehr fand. Schon im fünften Jahre versuchte er sich in kleinen Compositionen, und als sein Vater 1762 mit ihm und seiner Schwester Maria Anna, geb. 1751, die ebenfalls seltene musikalische Talente besaß, München und Wien besuchte, wo sie am kaiserl. Hofe sich hören ließen, fanden Beide, vorzüglich aber M.'s für sein Alter damals unerhörte Fertigkeit im Clavierspiel, die lebhafteste Anerkennung. Eine kleine Geige, die er in Wien bekam, lenkte jetzt seine besondere Aufmerksamkeit auf dieses Instrument, das er in kurzer Zeit ebenfalls mit ungewöhnlicher Fertigkeit spielte. Dem Clavierspiel verblieb jedoch M.'s vorzüglicher Fleiß und auf der Kunstreise, welche sein Vater von 1763–66 mit ihm und seiner Schwester durch Deutschland, Frankreich, Holland und England machte, erwarb er durch seine Fertigkeit darin, allein auch schon durch seine Compositionen, frühzeitig einen europ. Ruf. Als M. 1768 wieder nach Wien kam, componirte er auf Kaiser Joseph II. Befehl eine komische Oper, die von Kennern zwar gerühmt, aber nicht aufgeführt wurde, sowie eine große geistliche Musik zur Einweihung der dortigen Waisenhauskirche, und leitete als zwölfjähriger Knabe die Aufführung derselben. Enthusiastische Bewunderung erntete er hierauf in Italien, welches sein Vater 1769–71 mit ihm besuchte und wo man ihn nur il cavaliere filarmonico nannte; die musikalischen Gesellschaften mehrer großer Städte ernannten ihn zu ihrem Mitgliede, und zu Rom, wo M. einen seltenen Beweis von musikalischem Gehör und Gedächtniß gab, indem er das jährlich in der Sixtinischen Kapelle gesungene berühmte Miserere, welches damals sehr geheim gehalten wurde, nach dem Gehör copirte, erhielt er vom Papste den Orden vom goldenen Sporn. Die bedeutendsten ital. Theater wünschten zum Carneval 1771 eine Oper von ihm componirt zu haben, wozu er sich aber in Mailand schon verpflichtet hatte und daher dort die Oper »Mithridat« in Musik setzte. Außer mehren größern Werken im Fache der Opern-, Conzert- und Kirchenmusik hatte er auch die Oper »Idomeneo« schon verfaßt, als er in seinem 24. Jahre sich nach Wien wendete, wo er später kaiserl. königl. Kapellmeister mit 800 Fl. Gehalt wurde, aber schon am 5. Dec. 1791 nach längerer Kränklichkeit zum Theil an den Folgen übergroßer geistiger Anstrengung und einer unpassenden Lebensweise starb. In diesem letzten Zeitraume seiner Wirksamkeit entstanden jene Tonschöpfungen aller Gattungen, welche M.'s Künstlerruhme die Unsterblichkeit verbürgen; so namentlich von Opern im J. 1782, die erste nach deutschem Text, »Die Entführung aus dem Serail«; dann »Die Hochzeit des Figaro«, 1787 sein berühmter »Don Juan« für das Theater zu Prag, wo 1837 das 50jährige Gedächtnißfest der ersten Aufführung begangen wurde; »Weibertreue« (1790), »Die Zauberflöte« und »Titus« (1791). Die vorhandenen Entwürfe mitgerechnet, beträgt die Zahl seiner Compositionen über 800, und es gebührt ihm in allen Gattungen, in der geistlichen wie in der weltlichen Musik, in seinen reizenden Symphonien, Sonaten, Quartetten u.s.w. gleicher Ruhm. An die Entstehung seines letzten, unvollendet hinterlassenen, von seinem Schüler, Freunde und Mitarbeitet aber nach M.'s Ideen ergänzten Werkes, seines berühmten Requiem, knüpfte sich längere Zeit eine geheimnißvolle Sage, die jetzt aber dahin aufgeklärt ist, daß ein Graf von Wals. egg eine Todtenmesse für seine verstorbene Gattin bestellt und voraus bezahlt hatte, nachher aber das Werk abholen ließ, wie es sich vorfand. M. war keineswegs ausgezeichnet im Äußern, sondern hager, klein und von bleicher Gesichtsfarbe. Gewöhnlich componirte er des Morgens von 6–10 und meist im Bett, und wenn man ihm gewähren ließ, verbrachte er ganze Nächte am Clavier. Zur Wahrnehmung geschäftlicher Angelegenheiten wenig gestimmt, befand er sich oft in Verlegenheiten und hinterließ den Seinigen kein Vermögen. Er hatte sich nämlich in Wien mit Constanze [206] Weder vermählt, welche ihm zwei Söhne gebar, von denen der jüngste, geb. 1792, in Lemberg in Galizien als Vorsteher einer Singakademie lebt und während einer Reise im Jahre 1819 als Pianofortespieler und Componist für dasselbe auch im weitern Kreise mit Auszeichnung auftrat. Seine Mutter verheirathete sich zum zweiten Male mit dem dän. Etatsrathe G. N. von Nissen in Kopenhagen, der eine »Biographie M.'s« verfaßte, welche sie nach seinem Tode (Lpz. 1828) herausgab. Erst neuerlich hat sich ein Verein zur Errichtung eines Denkmals für M. zu Salzburg gebildet und die Beiträge dazu werden noch gesammelt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 206-207.
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