Die Olympischen Spiele

[298] Die Olympischen Spiele, welche unter den übrigen Griechischen Spielen dieser Art die berühmtesten und feierlichsten waren, wurden bei Olympia (jetzt Langaniko), einer Stadt der ehemahligen Landschaft Elis im Pelopones (der heutigen Halbinsel Morea), alle Mahl im 5. Jahre zur Ehre Jupiters gehalten. Sie fielen in den Monath Juli, und dauerten 5 Tage hinter einander. Eine unzählbare Menge Griechen strömte hier aus allen Gegenden zusammen, um sich im Ringen, Laufen, Werfen, Kämpfen, Springen und andern körperlichen Geschicklichkeiten zu üben. Die, welche der Ausspruch der Kampfrichter für Sieger erklärte, erhielten einen Kranz von Oehlblättern, und genossen einer vorzüglichen Achtung bei ihren Mitbürgern. Zur Vergrößerung der Feierlichkeit wurden gemeinschaftliche Opfer veranstaltet. – Diese Spiele begünstigten den Gemeingeist unter den einzelnen Griechischen Völkerschaften, und trugen überhaupt zur Beförderung jenes hohen Ehrgefühls und aller der heroischen Tugenden, die die schönen Tage Griechenlands auszeichneten, nicht wenig bei. Sie waren schon in den frühesten Zeiten eingeführt (die Einführung wird dem Herkules zugeschrieben), aber öfters unterbrochen worden. Iphitus, König von Elis, stellte sie um [298] das Jahr 888 vor unsrer Zeitrechnung wieder her; und von dieser Zeit an haben sie ununterbrochen fortgedauert, bis Griechenland unter die Herrschaft der Römer kam. – Von diesen Spielen schreibt sich auch die Zeitrechnung nach Olympiaden her. Eine Olympiade ist ein Zeitraum von vier vollen Jahren, dessen erstes Jahr das ist, in welchem die Spiele gehalten wurden. Diese Zeitrechnung, die in Griechenland die allgemeinste war, wurde erst 112 Jahr nach der Wiederherstellung der Olympischen Spiele (776 J. v. Chr. Geb.) angefangen, aber nachher durch die christliche Zeitrechnung verdrängt. Seit der Rechnung nach Olympiaden wird erst die Chronologie der Geschichte gewisser und sicherer.