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Textdaten
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Autor: Ernst Julius Leichtlen
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Titel: Der Fliegenwedel
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 380–381
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons und Google
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Der Fliegenwedel.

In Freiburg gab es in früheren Zeiten kein Gewerbe, das seine Arbeiter so reichlich nährte und dem Stadtsäckel so große Summen einbrachte, aber auch den Vätern der Stadt so viel zu schaffen machte, als die Zunft der Granatenbohrer und Polierer. Diese Zunft war lange Zeit die reichste und angesehenste. Es konnte nicht fehlen: Ein gemüthlicher Leichtsinn und üppige Lebenslust mußte sich der Gesellen bemeistern, und der Neckereien gegen andere Leute wurden so vielerlei, daß im Frevelregister die Namen der Bohrer und Polierer die Hauptrolle spielten. Es ist sogar Thatsache, daß sich die Zunftmeister der Granaten-Polierer aus billiger Rücksicht zu einem Beitrage zur Erweiterung des Blockhauses freiwillig erboten.

In ausgelassenen munteren Streichen zeichnete sich aber durch Erfindungsgabe kein Geselle mehr aus, als ein junger Mann, der wegen seiner schlanken, hohen Gestalt gemeinhin „der lange Balierer“ (Polierer) hieß. Die Zielscheibe seines Witzes und seiner Neckereien war vornehmlich ein kleines schwarzes Männchen, das man um seines aufbrausenden, aber feigen Benehmens willen, mit dem Spitznamen „Mucke“ (Mücke) beehrt hatte. Diesem Vielgeneckten ging endlich die Geduld aus und er klagte. Der Stadtrath lud den Beklagten vor Gericht, [381] mit der Auflage: „zu standhafter Vertheidigung gerüstet und ohne Fehlen zu erscheinen.“ – Es bedurfte jedoch wiederholter Ladung, bis er gehorchte. Endlich erschien er und zwar bewaffnet; womit? – Mit einem Mückenwadel! … Der ganze Ernst der Richter löste sich in ein unwiderstehliches Gelächter.

Julius Leichtlin.
(Siehe „Freiburger Wochen- und Unterhaltungeblatt.“ Jahrg. 1823. S. 303.)