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Wundbrand

historische Bezeichnung für alle Arten von Wundinfektion und deren Folgeerscheinungen

Wundbrand ist eine historische Bezeichnung für alle Arten von Wundinfektion und deren Folgeerscheinungen. Weitere Bezeichnungen waren auch Hospitalbrand, Spitalbrand, Wundfieber, feuchter Lazarettbrand und Wundbräune.[1][2] Der Typ des Erregers (bakteriell, viral, sonstige), die Ausbreitung (lokal, systemisch) sowie der Schweregrad spielten bei dieser antiquierten, verallgemeinernden Bezeichnung keine Rolle. In der modernen Systematik wird nach diesen Faktoren allerdings unterschieden, sodass heutzutage eine Vielfalt voneinander unabhängiger medizinischer Begriffe und Abstufungen besteht, die seinerzeit unter „Wundbrand“ zusammengefasst worden wären. Eine solche spätere Aufsplitterung historischer Sammelbegriffe kann in der Medizingeschichte häufig beobachtet werden.

Auch Gangräne wurden früher als Wundbrand bezeichnet

Erstmals beschrieben wurde der Hospitalbrand Mitte des 16. Jahrhunderts von dem französischen Chirurgen Ambroise Paré. Rat- und Hilflosigkeit gegenüber dem lebensgefährlichen Wundbrand gingen erst mit der Einführung der Antisepsis durch Joseph Lister zurück.[3] Der Wundbrand ist seit Einführung der Asepsis ebenso wie Pyämien als Folge von Wundinfektionen sehr selten geworden.[4]

Einige heutige Beispiele zum Begriff „Wundbrand“:

Begriff Einteilung nach Beschreibung
Abszess Pathomechanismus, Erregertyp Lokale Einschmelzung von Gewebe, fast ausschließlich durch Bakterien hervorgerufen.
Erysipel Ausbreitung, Erregertyp Umschriebene Infektion der oberen Hautschichten durch Bakterien.
Phlegmone Ausbreitung, Erregertyp Diffuse Weichteilinfektion, fast ausschließlich durch Bakterien hervorgerufen.
Gangrän Pathomechanismus Absterben von Gewebe aufgrund einer Durchblutungsstörung, die unterschiedlicher Ursache sein kann. Gangräne können trocken (nicht infiziert) oder feucht (infiziert) sein.
Sepsis Ausbreitung Unspezifische Bezeichnung für die Reaktion des Körpers auf eine generalisierte Infektion, der Erregertyp spielt keine Rolle. Gemeinsame Endstrecke eskalierender Infektionskrankheiten. Verschiedene Schweregrade.
Gasbrand Erregertyp Trivialname für das fortgeschrittene infektiös-toxische Stadium einer Infektion mit Clostridien (insbesondere Clostridium perfringens), ausgehend von einem lokalen Herd.

Alle lokalen infektiösen Phänomene (aus dieser Liste z. B. Abszess, Erysipel, Phlegmone, feuchte Gangrän) können bei Ausbreitung systemische Komplikationen (Sepsis) nach sich ziehen.

Literatur

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  • Mommsen, Bleese, Schumpelick (Hrsg.): Kurzlehrbuch Chirurgie. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-13-127125-6.
  • Classen, Diehl, Kochsiek: Innere Medizin. Urban & Fischer, München 1998, ISBN 3-541-11673-0.
  • Hof, Dörries: Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2002

Einzelnachweise

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  1. Georg Sticker: Hippokrates: Der Volkskrankheiten erstes und drittes Buch (um das Jahr 434–430 v. Chr.). Aus dem Griechischen übersetzt, eingeleitet und erläutert von Georg Sticker. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1923 (= Klassiker der Medizin. Band 29); unveränderter Nachdruck: Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik, Leipzig 1968, S. 124 f.
  2. Friedrich Wilhelm Gierhake: Asepsis. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 33–42, passim.
  3. Friedrich Wilhelm Gierhake: Asepsis. 1973, 37 f.
  4. Friedrich Wilhelm Gierhake: Asepsis. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 33–42, hier: S. 41.