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San Moisè

Kirchengebäude in Venedig

San Moisè ist eine Kirche im Sestiere San Marco in Venedig. Sie liegt in der Nähe des Markusplatzes und des ehemaligen Teatro San Moisè.

San Moisè

Geschichte

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Die Kirche wurde zum ersten Mal im 8. Jahrhundert in venezianischen Quellen erwähnt. Demnach geht sie auf eine Stiftung der Familien der Artigeri und Scopari zurück. Francesco Sansovino datiert ihre Gründung auf das Jahr 947, allerdings ohne eine Quelle anzugeben. Seit dem 13. Jahrhundert ist die Kirche als Pfarrkirche nachgewiesen.

947 erfolgte ein Neu- oder Umbau der Kirche durch den venezianischen Patrizier Moisè Valier, und die dem Heiligen Viktor geweihte Kirche wurde nach Valiers Namenspatron Moses umbenannt. Die Kirche, die mehrmals den in Venedig wütenden Bränden zum Opfer fiel, wurde 1105 ein weiteres Mal aufgebaut und nach dem Brand von 1632 durch eine Stiftung des Prokurators Vincenzo Fini von Grund auf neu errichtet.

1810 wurde die Pfarrei San Moisè durch ein Edikt Napoleons aufgehoben und dem Pfarrbezirk von San Marco eingegliedert.[1]

1874 sollte die baufällige Kirche abgerissen werden um Platz zu schaffen für die Weiterführung der Calle large XXII marzo. Heftige Proteste, unter anderem von Alvise Zorzi, ab 1879 Segretario des Museo Correr, verhinderten den Abriss.[2] Conte Zorzi selbst stand der Fassade durchaus kritisch gegenüber, schrieb von der Ungeheuerlichkeit dieser Formen und Skulpturen (mostruosità di quelle forme e di quelle sculture).[3]

Architektur und Ausstattung

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Das Kirchengebäude ist ein dunkler Saalraum mit Seitenkapellen und Presbyterium. Die spätbarocke Ausstattung mit Seitenaltären, Kanzel, Orgelbrüstung und Deckengemälde ist fast vollständig erhalten. Die verschiedenen Altäre und Seitenaltäre sind u. a. mit einer Pietà von Antonio Corradini von 1732, einer Fußwaschung von Tintoretto, einem dem Palma il Giovane zugeschriebenen Abendmahl und Wandgemälden u. a. von Pellegrini ausgestattet.

Im Mittelschiff befindet sich der Gedenkstein des Grabmals von John Law, der in der Kirche San Geminiano bestattet war, die dem Umbau des Markusplatzes durch Napoleon zum Opfer fiel.

Das Chorgestühl stammt noch aus dem Vorgängerbau des 16. Jahrhunderts.

Die prunkvolle, mit Figurenschmuck und ornamentalem Dekor üppig ausgestattete Fassade ist eine barock-theatralische Inszenierung zum Lob des Stifters Vincenzo Fini, der mit einer hoch aufgesockelten Büste über dem Hauptportal präsentiert wird. Zwei weitere Mitglieder der Familie Fini, ebenfalls venezianische Prokuratoren, sind über den Seitenportalen mit Büsten präsentiert.

Architekt der Fassade war Alessandro Tremignon (1635–1711). 1878 entfernte man aus statischen Gründen einige der Skulpturen.

Kritik an der Fassade

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Die Fassade von San Moisè war insbesondere im 19. Jahrhundert Gegenstand heftiger Kritik. Diese Stiftung eines schwerreichen und frischgeadelten Prokurators von San Marco, Messer Vincenzo Fini[4], dient ausschließlich der Verherrlichung der Stifterfamilie. Mit den Worten von John Ruskin: eine Offenbarung frechen Atheismus’[5]. Pietro Selvatico schreibt über den Architekten Alessandro Tremignan:

Tremignan, der die Familie Fini dazu überredete, fast ihr gesamtes Vermögen zu vergeuden, um die Fassade der Kirche von S. Moisè nach seinem Entwurf zu errichten, ist der Höhepunkt aller architektonischen Torheiten, die Unmäßigkeit eines kleinlichen Geistes, dem der Einfallsreichtum der Verteilung und die Harmonie der Worte fehlen. Dieses unglückliche Bauwerk, das 1688 fertiggestellt wurde, wird durch die schmutzigen Außenskulpturen und die vielen Skulpturen an der Hauptfassade noch abscheulicher, die ebenfalls eine Erfindung von Tremignan sind, aber von einem gewissen Arrigo Marengo ausgeführt wurden, der zu den dümmsten Künstlern gehört, die je gelebt haben.[6]

Vorsichtiger formuliert Erich Hubala 1974: Das Ganze ist eine in Stein verewigte Bühnendekoration zu Ehren der Fini, im einzelnen nicht ohne Meriten und ikonographische Finesse, im ganzen aber wenig glücklich.[7]

Literatur

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  • Reclams Kunstführer Italien. Bd. 2: Oberitalien Ost. Stuttgart 1965. S. 917f.

Einzelnachweise

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  1. Informazioni dal Sistema Informativo Unificato per le Soprintendenze Archivistiche
  2. Alvise Piero Zorzi fu Zangarlo: Sulla Demolizione della Chiesa di S. Moisè. Tipografia del 'Tempo', Venezia 1877.
  3. Alvise Zorzi (1922–2016): Venezia Scomparsa. Storia di una secolare degradazione. Band 1. Electa Editrice, Mailand, S. 270.
  4. Alvise Zorzi: Venedig. Die Geschichte der Löwenrepublik. Deutsch von Sylvia Höfer. Classen, Hildesheim 1992, ISBN 3-546-00024-2, S. 447.
  5. John Ruskin: Die Steine von Venedig, Band 3. In: Ausgewählte Werke in vollständiger Übersetzung. Band 10. Eugen Diederichs, Leipzig 1903, S. 142–143.
  6. Pietro Estense Selvatico: Sulla Architettura e Sulla Scultura in Venezia dal Medio Evo Sino ai Nostri Giorni. Paolo Ripamonti Carpano, Venezia 1847, S. 430.
  7. Erich Hubala: Venedig. Brenta-Villen, Chioggia, Murano , Torcello. Baudenkmäler und Museen. Reclams Kunstführer Italien, Band II,1. Philipp Reclam Jun., Stuttgart 1974, S. 321.
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Commons: San Moisè – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 45° 25′ 59″ N, 12° 20′ 10″ O