Santarém (Pará)
Santarém, amtlich portugiesisch Município de Santarém, ist eine Gemeinde im Norden von Brasilien im Bundesstaat Pará. Die Einwohnerzahl wurde zum 1. Juli 2021 auf 308.339 Einwohner geschätzt, die Santarenos oder Mocorongos[2] genannt werden und auf einer großen Gemeindefläche von rund 17.898 km² leben.[1] Sie liegt etwa 807 km westlich der Landeshauptstadt Belém. Sie ist Sitz der Metropolregion Santarém.
Município de Santarém „Pérola do Tapajós“ Santarém
„Capital do Tapajós“ | |||
---|---|---|---|
Santarém vom Rio Tapajós aus gesehen | |||
| |||
Koordinaten | 2° 27′ S, 54° 42′ W | ||
Lage des Munizips im Bundesstaat Pará | |||
Symbole | |||
| |||
Gründung | Aldeia dos Tapajós: 22. Juni 1661 (363 Jahre) Stadtrecht: 24. Oktober 1848 (176 Jahre) | ||
Basisdaten | |||
Staat | Brasilien | ||
Bundesstaat | Pará | ||
ISO 3166-2 | BR-PA | ||
Metropolregion | Metropolregion Santarém | ||
Höhe | 35 m | ||
Gewässer | Rio Tapajós, Amazonas | ||
Klima | äquatorial, Am | ||
Fläche | 17.898,4 km² | ||
Einwohner | 294.580 (2010[1]) | ||
Dichte | 16,5 Ew./km² | ||
Schätzung | 331.942 (2022)[1] | ||
Gemeindecode | IBGE: 1506807 | ||
Postleitzahl | 68010-000 | ||
Telefonvorwahl | (+55) 93 | ||
Zeitzone | UTC−4 | ||
Website | santarem.pa.gov.br (brasilianisches Portugiesisch) | ||
Politik | |||
Stadtpräfekt | Nélio Aguiar (2021–2024) | ||
Partei | DEM | ||
Wirtschaft | |||
BIP | 5.126.172 Tsd. R$ 16.830 R$ pro Kopf (2019) | ||
HDI | 0,691 (mittel) (2010) | ||
Geographie
BearbeitenSantarém liegt auf einer Fläche von 17.898 Quadratkilometern etwa in der Mitte zwischen Manaus im Westen und Belém im Osten. Der Rio Tapajós mündet bei Santarém in den Amazonas. Die Temperaturen liegen das ganze Jahr bei 22 bis 35 °C.
Angrenzende Gemeinden sind im Norden Alenquer, Monte Alegre und Óbidos, im Süden Uruará, Belterra und Mojuí dos Campos, im Osten Prainha und im Westen Juruti.
Vegetation
BearbeitenDas Biom ist Amazonas-Regenwald (Amazônia).
Klima
Bearbeiten
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Santarém
Quelle: fehlt
|
Geschichte
Bearbeiten1659 siedelten sich portugiesischen Jesuiten an der Mündung des Rio Tapajós an. Als Gründungsdatum der Siedlung gilt jedoch der Baubeginn der Kapelle Nossa Senhora da Conceição am 22. Juni 1661. Als Gründer gilt der luxemburgische Jesuitenpater Johann Philipp Bettendorff,[3] in Brasilien als João Felipe Bettendorff bekannt.
Bis 1758 hatte der Ort den indianischen Namen Tupaiús bzw. Tapajós geschrieben. Francisco Xavier de Mendonça Furtado war zu dieser Zeit Gouverneur des Staates Estado do Grão-Pará e Maranhão und wollte Amazonien in ein neues Portugal verwandeln. Die Siedlungen und Dörfer bekamen portugiesische Namen, z. B. Soure oder Óbidos. Aus Tupaiús/Tapajós wurde in dem Zuge Santarém, unter Bezugnahme auf die historische portugiesische Stadt Santarém. Stadtrechte erhielt Santarém durch das Lei Provincial n.º 145 vom 24. Oktober 1848.[4]
Die älteren Stadtteile sind mit ihrer Architektur Zeugen des ehemaligen Kautschukbooms.
Demografie
BearbeitenEthnische Zusammensetzung
BearbeitenEthnische Gruppen nach der statistischen Einteilung des IBGE (Stand 2000 mit 262.538 Einwohnern, Stand 2010 mit 294.580 Einwohnern):[5]
Gruppe | Anteil 2000 |
Anteil 2010 |
Anmerkung |
---|---|---|---|
Brancos | 68.477 (26,08 %) | 59.213 (20,10 %) | Weiße, Nachfahren von Europäern |
Pardos | 181.396 (69,09 %) | 215.125 (73,03 %) | Mischrassige, Mulatten, Mestizen |
Pretos | 9.286 (3,54 %) | 15.255 (5,18 %) | Schwarze |
Amarelos | 256 (0,10 %) | 2.531 (0,86 %) | Asiaten |
Indígenas | 1.325 (0,50 %) | 2.456 (0,83 %) | indigene Bevölkerung |
ohne Angabe | 1.799 | – |
Kommunalpolitik
BearbeitenBei der Kommunalwahl 2020 wurde Nélio Aguiar der Partei der Democratas für die Amtszeit von 2021 bis 2024 zum Stadtpräfekten (Bürgermeister) wiedergewählt.[6]
Religion
BearbeitenDie Stadt ist Sitz des Erzbistums Santarém.
Wirtschaft
BearbeitenDer wirtschaftliche Aufschwung der Stadt liegt in den reichen Vorkommen von Bodenschätzen wie Bauxit und Gold in der weiteren Umgebung.
Heute leben die Einwohner hauptsächlich von der Rinderzucht und vom Fischfang. Sie stellen Keramikartikel und Hängematten aus Baumwolle her. Sie handeln mit Edelhölzern, Para-Nüssen, Pfeffer, Sojabohnen und Jute. Auch der Handel mit Kautschuk spielt in dem Ort noch eine kleine Rolle.
Verkehr
BearbeitenDer Hafen von Santarém soll einer der wichtigsten Exporthäfen für Soja aus dem Bundesstaat Mato Grosso werden. Durch die gegenwärtig diskutierte Asphaltierung der Bundesstraße von Cuiabá nach Santarém würden die Transportkosten für Soja erheblich gesenkt werden. Entlang der Straße setzt aufgrund der Asphaltierungspläne eine massive Bodenspekulationen ein, die zur Verdrängung von Kleinbauern durch Sojaproduzenten führt. Es wird befürchtet, dass diese Entwicklung zu einer Verstärkung der Entwaldungsdynamik in der Region führt.
Flughafen
Der Flughafen Santarém–Maestro Wilson Fonseca bietet Linienflüge zu zahlreichen Zielen im Norden Brasiliens.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Beim Zusammenlauf der beiden Flüsse mischt sich das grüne Wasser des Rio Tapajós nur langsam mit dem braunen Amazonas. Die Gewässer fließen etwa 6 Kilometer nebeneinanderher, bevor sie sich vermischen, da sie unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten und Temperaturen haben.
- Kilometerlange Sandstrände wie Alter do Chao
- Das Haus der sieben Türen des Barons São Nicolau von Santarêm
- Die Praça Mirante do Tapajos
- Die Kirche „Nossa Senhora da Conceição“
Regelmäßige Veranstaltungen
BearbeitenSaire oder Caire, eine indianische Sage, sollte von den Jesuiten dazu verwendet werden, um die einheimische Bevölkerung zu christianisieren. Die Kirche merkte zwar, dass dies nicht möglich ist, doch heute ist Saire eines der größten Feste der Region.
Persönlichkeiten
BearbeitenSöhne und Töchter der Stadt
Bearbeiten- Sebastião Tapajós (1943–2021), Gitarrist, Komponist und Namensgeber des Instituto Sebastião Tapajós
- Gilberto Pastana de Oliveira (* 1956), römisch-katholischer Geistlicher und Erzbischof von São Luís do Maranhão
- Wilson Miranda Lima (* 1976), Politiker, Gouverneur von Amazonas
- Silas (1987–2018), Fußballspieler
Weblinks
Bearbeiten- Bürgerportal der Stadtpräfektur, Prefeitura Municipal (brasilianisches Portugiesisch)
- Website des Stadtrats, Câmara Municipal (brasilianisches Portugiesisch)
- Atlas do Desenvolvimento Humano no Brasil – Santarém, PA, sozialstatistische Angaben (brasilianisches Portugiesisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Santarém – Panorama. IBGE, abgerufen am 15. Juni 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
- ↑ Sobre a Rede Mocoronga. In: org.br. Abgerufen am 15. Juni 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
- ↑ Histórico do Município. Prefeitura Municipal de Santarém, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 15. Dezember 2019; abgerufen am 9. Juni 2021 (brasilianisches Portugiesisch, Zeittafel). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Santarém – História. IBGE, abgerufen am 15. Juni 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
- ↑ IBGE: Sistema IBGE de Recuperação Automática - SIDRA: Tabela 2093. Abgerufen am 16. Juni 2022 (brasilianisches Portugiesisch, Datenbankabfrage, Suchbegriffe Santarém (PA) und Cor ou raça).
- ↑ Nélio Aguiar DEM 25 – Candidato a prefeito – Santarém - PA – Eleições 2020. In: com.br. Estadão, 2020, abgerufen am 16. Juni 2022 (brasilianisches Portugiesisch).