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Ruth Fuchs

deutsche Leichtathletin, Olympiasiegerin und Politikerin, MdV, MdB, MdL

Ruth Fuchs, geb. Gamm (* 14. Dezember 1946 in Egeln; † 20. September 2023 in Jena) war eine deutsche Leichtathletin, die – für die DDR startend – zweifache Olympiasiegerin im Speerwurf wurde. Später war sie für die PDS Volkskammerabgeordnete, Mitglied des Deutschen Bundestags und des Thüringer Landtags.

Ruth Fuchs


Ruth Fuchs im Jahr 1980

Nation Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik
Geburtstag 14. Dezember 1946
Geburtsort Egeln
Größe 169 cm
Sterbedatum 20. September 2023 (76 Jahre)
Sterbeort Jena
Karriere
Disziplin Speerwurf
Bestleistung 69,96 m
Karriereende 1980
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 2 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Europameisterschaften 2 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Olympische Ringe Olympische Spiele
Gold München 1972 63,88 m
Gold Montreal 1976 67,22 m
Logo der EAA Europameisterschaften
Bronze Helsinki 1971 59,16 m
Gold Rom 1974 67,22 m
Gold Prag 1978 69,16 m
Ruth Fuchs (1990)
Jahr Platz Wettbewerb Serie
1971 3. EM (56,22 – 56,16 – 53,60 – 59,16 m – ung. – 57,38)
1972 1. OS (57,44 – 60,20 – 50,20 – 61,16 – 63,88 m – 59,16)
1974 1. EM (62,36 – 67,22 m – 60,20 – ung. – 49,98 – ung.)
1976 1. OS (65,94 m – 59,58 – 65,06 – 54,48 – 58,82 – 58,44)
1978 1. EM (59,10 – 67,56 – 51,56 – ung. – 69,16 m – 62,84)
1980 8. OS (59,90 – ung. – 61,48 – ung. – 63,94 m – 59,20)

Mit der Leichtathletik begann sie 1960 auf der Kinder- und Jugendsportschule Güstrow. Nach dem Abitur im Jahr 1964 besuchte sie die medizinische Fachschule in Karl-Marx-Stadt, wo sie 1966 den Abschluss als medizinisch-technische Assistentin erhielt. Im selben Jahr heiratete sie zum ersten Mal.

Fuchs wurde 1967 das erste Mal DDR-Meisterin im Speerwurf und beim Europacup im selben Jahr belegte sie den dritten Platz. Durch eine beim Handballspielen zugezogene Verletzung verpasste sie aber die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Mexiko. 1968 wechselte sie zum SC Motor Jena und trainierte bei Karl Hellmann, den sie später in zweiter Ehe heiratete. 1970 durchbrach sie als erste DDR-Speerwerferin die 60-Meter-Marke und gewann den Europacup. Im Jahr darauf wurde sie Dritte bei den Europameisterschaften.

In München gewann Fuchs bei den Olympischen Spielen 1972 die Goldmedaille. Ein Jahr später gewann sie erneut beim Europacup und wurde 1974 in Rom Europameisterin. Auch 1975 konnte sie beim Europacup gewinnen und in Montreal wurde sie 1976 zum zweiten Mal Olympiasiegerin und wurde zur Fahnenträgerin der Mannschaft der DDR bei der Schlussfeier bestimmt.

1977 siegte sie zum vierten Mal in Folge beim Europacup und auch beim neu geschaffenen Weltcup konnte sie in Düsseldorf gewinnen. Bei den Europameisterschaften 1978 in Prag und beim Weltcup 1979 verteidigte Fuchs jeweils ihre Titel. Bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau wurde sie Achte.

Fuchs wurde zwischen 1967 und 1980 insgesamt elfmal DDR-Meisterin. Sie stellte sechs Weltrekorde auf, den letzten 1980 (69,96 m). In ihrer aktiven Zeit war sie 1,69 m groß und 72 kg schwer. Sie bekannte 1994, das Dopingmittel Oral-Turinabol eingenommen zu haben.[1][2] Ihr Ehemann und Trainer Karl Hellmann war ein Doping-Spezialist.[3]

Sie begann ein Studium an der Leipziger Sporthochschule DHfK, in welchem sie 1981 den Abschluss als Diplomsportlehrerin und 1984 als Dr. paed. erreichte. Von 1984 bis August 1991 war Fuchs wissenschaftliche Assistentin an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Außerdem war sie von 1984 bis 1990 Vizepräsidentin des DVfL sowie Mitglied der Frauenkommission der IAAF. Sie wurde vom Ministerium für Staatssicherheit als IM-Kandidat mit der IM-Vorlaufakte X 367/71 erfasst und räumte ein, mit der Stasi über Sportkameraden gesprochen zu haben. Im Gespräch mit der Staatssicherheit zeigte sich Fuchs äußerst kooperativ.[4][5]

Nach der Wende und friedlichen Revolution war Fuchs, die seit 1971 der SED angehörte, vom 18. März bis zum 2. Oktober 1990 für die PDS Mitglied der Volkskammer und Vorsitzende des Ausschusses für Jugend und Sport. Nach der Wiedervereinigung war sie vom 3. Oktober bis zum 20. Dezember Mitglied des Bundestages. Von 1991 bis 1992 war sie stellvertretende Vorsitzende des thüringischen Landesverbandes der PDS. Als Nachrückerin für Gerhard Riege war sie seit dem 11. März 1992 wieder Bundestagsabgeordnete. Nach der Bundestagswahl 2002, bei der die PDS an der Fünfprozenthürde scheiterte, schied sie aus dem Bundestag aus. Von 2004 bis 2009 war sie Abgeordnete im Thüringer Landtag, 2009 kandidierte sie nicht erneut für ein Landtagsmandat.

Nach dem Ausscheiden aus dem Landtag führte Fuchs ein Modegeschäft in Jena und lebte in Bucha.[6] Sie starb am 20. September 2023 im Universitätsklinikum Jena.[7][8] Ruth Fuchs wurde 76 Jahre alt.

Auszeichnungen (Auswahl)

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Veröffentlichungen

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  • Gott schütze unser deutsches Vaterland. Erlebnisse einer Volkskammerabgeordneten; Berlin: Dietz, 1990; ISBN 3-320-01747-0

Literatur

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  • Kurzbiografie zu: Fuchs, Ruth. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Klaus Amrhein: Biographisches Handbuch zur Geschichte der Deutschen Leichtathletik 1898–2005. 2 Bände. Darmstadt 2005 publiziert über Deutsche Leichtathletik Promotion- und Projektgesellschaft.
  • Karl-Heinz Keldungs: Ruth Fuchs. In: ders.: Die deutsche Leichtathletik in 100 Porträts von Hanns Braun bis Malaika Mihambo. Arete Verlag Christian Becker, Hildesheim 2022, ISBN 978-3-96423-081-2, S. 42f.
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Commons: Ruth Fuchs – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Doping-Bekämpfer Franke: "Die Täter sind die Ärzte" Athletinnen Fuchs, Otto und Enke wehren sich, Frankfurter Allgemeine Zeitung 9. April 1994, S. 13.
  2. Ruth Fuchs, bekennende Doping-Sportlerin, Berliner Zeitung 8. April 1994.
  3. "Arsch mit Ohren" Zum 80. Geburtstag des Radrennfahrers Täve Schur, Deutschlandfunk, 19. Februar 2011.
  4. Hubertus Knabe: Partei der Spitzel (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive); Cicero 30. März 2007.
  5. Stasi-Akte belastet Ex-Olympiasiegerin und PDS-Angeordnete Ruth Fuchs. In: Der Spiegel (Vorabversion aus Ausgabe 3/2006). Abgerufen am 6. Januar 2017.
  6. SID: Allgemein: Olympiasiegerin Ruth Fuchs wird 65. In: Focus Online. 13. Dezember 2011, archiviert vom Original am 22. Juni 2018; abgerufen am 20. September 2023.
  7. DDR-Olympiasiegerin Ruth Fuchs ist tot. In: Sächsische Zeitung. 20. September 2023, abgerufen am 20. September 2023.
  8. Thüringer Doppel-Olympiasiegerin Ruth Fuchs verstorben. In: MDR. 20. September 2023, abgerufen am 20. September 2023.
  9. Vaterländischer Verdienstorden in Gold. In: Neues Deutschland, 10. September 1976