Polonistik
Polonistik ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit der polnischen Sprache und polnischen Literatur (auch: polnische Philologie) sowie im weiteren Sinne auch der modernen Kulturwissenschaften, die sich mit der polnischen Nation, ihrer Geschichte und Landeskunde beschäftigen.
Sie ist in Deutschland und Österreich wenig sichtbar und kaum im gesellschaftlichen Bewusstsein vorhanden. Polonistik kann man an verschiedenen Universitäten studieren. Das Fach wird häufig als Schwerpunkt innerhalb von Studiengängen der Slawistik oder Westslawistik angeboten, kann aber auch als eigenes Fach im Rahmen eines Zwei-Fach-Bachelors absolviert werden. Daneben kann Polonistik bzw. Polnisch auch als Nebenfach in anderen Bachelorstudiengängen sowie im Rahmen von Lehramtsstudiengängen studiert werden. Polonistik kann als Schwerpunkt z. B. in folgenden Studiengängen gewählt werden:
- Slawische Kulturwissenschaft
- Slawische Literaturwissenschaft
- Slawische Philologie
- Slawische Sprachen Literaturen und Translation
- Slawische Sprachwissenschaft
- Slawistik (Schreibweise auch: Slavistik)
- Westslawistik[1]
Berufsaussichten
BearbeitenPolonisten erforschen die Sprache, Literatur und Kultur Polens und setzen ihre Kenntnisse auch ein, um kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen mit Polen auf- oder auszubauen. Arbeitsplätze finden Polonisten in Forschung und Lehre an Hochschulen und in Forschungsinstituten, in Verlagen, in Bibliotheken und Archiven, bei Radio- und Fernsehsendern, in der Erwachsenenbildung oder bei Übersetzungsdiensten. Darüber hinaus bieten sich weitere Beschäftigungsmöglichkeiten bei Reiseveranstaltern, in der öffentlichen Verwaltung oder in der Unternehmensberatung. Die Dauer des Studiums bis zum Bachelorabschluss beträgt mindestens 6 und höchstens 8 Semester.
Kombinationsmöglichkeiten der Polonistik sind:
- Kombinationsstudiengang mit Geschichts- und Kulturwissenschaften
- Polonistik und Wirtschaft[2]
Bekannte Polonisten
Bearbeiten- Karol Józef Wojtyła (1920–2005), der spätere Papst Johannes Paul II, studierte Polonistik an der Jagellonischen Universität Krakau, verfasste damals zahlreiche Gedichte, Theaterstücke und Prosa
- Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff (1848–1931), Klassischer Philologe
- Grzegorz Krajewski
- Tadeusz Stefan Zielinski (1859–1944), Klassischer Philologe
Polonistik im deutschsprachigen Raum
BearbeitenDeutschland
BearbeitenIn Deutschland wird das Studienfach Polonistik u. a. an folgenden Universitäten angeboten:
- Johannes Gutenberg-Universität Mainz[3]
- Universität Potsdam[4]
- Universität Regensburg (Partner der Universität Łódź und Universität Krakau)[5]
- Christian-Albrechts-Universität zu Kiel[6]
- Friedrich-Schiller-Universität Jena und Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg[7][8]
- Justus-Liebig-Universität Gießen[9]
- Universität Leipzig[10][11]
Unmittelbar an der deutsch-polnischen Grenze bietet das Collegium Polonicum in Słubice (gemeinsame Einrichtung der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und der Adam-Mickiewicz-Universität Posen) Studiengänge in polnischer Sprache und Kultur bzw. Polnisch als Fremdsprache an.[12][13]
Österreich
BearbeitenIn Österreich kann man an folgenden Instituten Kenntnisse im Bereich der Polonistik erwerben:
- Universität Wien[14] und Institut für Dolmetscherausbildung[15]
- Universität Salzburg[16][17]
Schweiz
BearbeitenIn der Schweiz gibt es an zwei slawistischen Instituten die Möglichkeit, Polonistik zu studieren:
- Die Universität Freiburg[18] hat einen Lehrstuhl für Slavische Sprachen und Literaturen und befasst sich gleichermaßen mit Russistik (russische Literatur des 18., 19. und 20. Jahrhunderts) und Polonistik (alle Perioden der polnischen Literaturgeschichte). Freiburg hat ständige Kontakte mit den Universitäten Warschau, Krakau und Danzig sowie mit dem Institut für Literaturwissenschaft der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warschau.[19]
- Die Universität Zürich[20] setzt ihre Schwerpunkte in sprach- und literaturwissenschaftlicher Russistik sowie Polonistik und Bohemistik. Sie verfügt über eine Professur für slawische Sprachwissenschaft, eine Professur für Literaturwissenschaft sowie einen Extraordinarius für westslavistische und russistische Literaturwissenschaft. Sie hat ein Kooperationsabkommen u. a. mit Warschau.[19]
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Brigitta Helbig-Mischewski: Zur Geschichte und Zukunft der Polonistik in Deutschland. In: Brigitta Helbig-Mischewski (Hrsg.), Gabriela Matuszek (Hrsg.): Fährmann grenzenlos. Deutsche und Polen im heutigen Europa: Zum Gedenken an Henryk Bereska. 1. Auflage, Olms, 2008, ISBN 978-3-487-13639-4, S. 225–240.
- ↑ Berufsinformation PolonistIn
- ↑ Slavistik – Schwerpunkt Polonistik, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, abgerufen am 23. November 2014
- ↑ Polnisch am Zentrum für Sprachen und Schlüsselkompetenzen (Zessko), abgerufen am 23. November 2014
- ↑ Institut für Slavistik an der Universität Regensburg ( vom 19. August 2007 im Internet Archive), abgerufen am 23. November 2014
- ↑ Uni Kiel, abgerufen am 23. November 2014
- ↑ Interdisziplinäre Polenstudien ( vom 14. August 2016 im Internet Archive) am Institut für Slawistik und Kaukasusstudien der Friedrich-Schiller-Universität Jena, abgerufen am 6. Juli 2016
- ↑ Interdisziplinäre Polenstudien, Darstellung des Aleksander-Brückner-Zentrums für Polenstudien, abgerufen am 6. Juli 2016
- ↑ Studienfächer Bereich Slavistik, Universität Gießen, abgerufen am 23. November 2014
- ↑ Wahlbereich/ Wahlfach. Abgerufen am 28. Mai 2024.
- ↑ B. A. Westslawistik. Abgerufen am 28. Mai 2024.
- ↑ http://www.cp.edu.pl/de/o_nas/index.html
- ↑ Kierunki studiów prowadzone w Collegium Polonicum ( vom 16. Juli 2011 im Internet Archive)
- ↑ Uni Wien
- ↑ Institut für Dolmetscherausbildung ( vom 26. Mai 2010 im Internet Archive)
- ↑ slawistischer Fachbereich der Uni Salzburg
- ↑ Informationsblatt der Polonistik Salzburg
- ↑ Uni Freiburg
- ↑ a b Slavistische Institute in der Schweiz
- ↑ Uni Zürich