Peter Zwetkoff
Peter Zwetkoff (* 14. April 1925 in Bazargic, Rumänien, heute Dobritsch, Bulgarien; † 17. Mai 2012[1] in Baden-Baden) war ein österreichisch-deutscher Komponist. Er schrieb die Musik zu über 400 Hörspielen und zahlreiche Bühnen- und Spielfilmmusiken.
Leben
BearbeitenZwetkoffs Vater war Bulgare, seine Mutter Tirolerin.[2] 1926 zog die Familie nach Tirol, wo Peter Zwetkoff in Hall und Tulfes aufwuchs und das Gymnasium in Hall besuchte. Während der Zeit des Nationalsozialismus engagierte er sich mit seinem Bruder Michael im Widerstand und wurde mehrmals verhaftet und verhört.[3][4]
Zwetkoff erhielt seinen ersten Klavierunterricht bei einer Großtante. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs besuchte er die Musikschule in Innsbruck (Klavier bei Maria Auer und Hans Leygraf sowie Harmonielehre und Kontrapunkt bei Karl Koch) und studierte 1947/1948 an der Musikhochschule Mozarteum in Salzburg (Klavier bei Wilhelm Keller, Komposition bei Carl Orff).[5] Danach besuchte er die Musikhochschule in München (Besuch von Kursen bei Carl Orff). Er war von 1951 bis 1954 Klavierlehrer und Leiter des Orff-Schulwerkes an der Musikschule Innsbruck.
Seit 1954 lebte er in Deutschland[3] und arbeitete beim SWF Baden-Baden als freischaffender Hauskomponist für radiophone und filmische Aufgaben, musikdramaturgische Arbeit mit Schauspielern, Musikern, Regisseuren und Technikern. Er schrieb die Musik zu über 400 Hörspielen und zahlreiche Bühnen- und Spielfilmmusiken.[5]
Zwetkoff galt als Meister der angewandten Komposition, die niemals nur reine Musik ist, sondern immer eng an Sprache und Handlung gebunden ist. Worte werden durch ihn mit Tönen so eingekleidet, dass sie sogar deutlicher wahrgenommen werden als ohne. So nuanciert die Musik das Hörspiel, untermalt ironisch oder dramatisch und hilft durch die Verwendung von Leitmotiven bei der Orientierung.
Sein Nachlass befindet sich im Forschungsinstitut Brenner-Archiv.[6]
Auszeichnungen
Bearbeiten- 1955: Karl-Sczuka-Preis für „Der Trojanische Krieg findet nicht statt“ von Jean Giraudoux
- 1961: Karl-Sczuka-Preis für „Ungeduld des Herzens“ von Stefan Zweig
- 1964: Hörspielpreis der Kriegsblinden für „Der Bussard über uns“ von Margarete Jehn
- 1974: Karl-Sczuka-Preis für „Die schreckliche Verwirrung des Giuseppe Verdi“ von Urs Widmer
- 1978: Hörspielpreis der Kriegsblinden für „Frühstücksgespräche in Miami“ von Reinhard Lettau
- 1980: Hörspielpreis der Kriegsblinden für „Moin Vaddr läbt“ von Walter Kempowski
- 1981: Prix Italia für „Intensivstation“ von Christoph Gahl
- 2011: Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
- 2011: Billy Wilder Award der Filmakademie, Wien
Werke
BearbeitenHörspielmusik (Auswahl)
Bearbeiten- 1956: Berta Garlan
- 1958: Der gute Gott von Manhattan
- 1958: Alfred de Musset: Man spielt nicht mit der Liebe
- 1961: Malva
- 1961: Stefan Zweig: Ungeduld des Herzens
- 1963: Der Bussard über uns
- 1981: Der Geisterseher in den Katakomben
- 1981: Jud Süß
- 1983: Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung
- 1984: Angst auf der Haut
- 1986: Der Name der Rose
- 1988: Der Mann, der Hunde liebte
- 1989: William Shakespeare: Der Sturm
- 1989: Ripley Under Ground
- 1990: Ripley’s Game
- 1992: Ripley Under Water
- 1992: Der Herr der Ringe
- 1993: Tankred Dorst: Merlin oder das wüste Land – Regie: Walter Adler (Hörspiel – MDR)
- 1995: Sofies Welt
- 1995: Fräulein Smillas Gespür für Schnee
- 1995: Der Baron auf den Bäumen
- 1995: Margarethe Minde von Peter Huchel, MDR/DLR Kultur/NDr
Filmmusik
Bearbeiten- Unheimliche Begegnungen (1955) (TV)
- Geschlossene Gesellschaft (1959) (TV)
- Die Kassette (1961) (TV)
- Woyzeck (1962) (TV)
- Geisterkomödie (1962) (TV)
- Der 18. Geburtstag (1962) (TV)
- Die Chinesische Mauer (1965) (TV)
- Ein Haus aus lauter Liebe (1966) (TV)
- Der Scheingemahl (1974) (TV)
- Jakob der Letzte (1976) (TV)
- Das Einhorn (1978)
- Kassbach (1979)
- Strawanzer (1983)
- Land der Väter, Land der Söhne (1988)
Weitere Werke
Bearbeiten- Hotelsolo für eine Männerstimme nach dem Gedicht von Erich Kästner
- Violinmusik für zwei bis vier Geigen
- An eine ferne Geliebte
- Suite für Klavier
- Umschlagplatz für Klarinette, Tuba, Violine, Kontrabass und Schlagzeug
Literatur
Bearbeiten- Christian Fastl: Zwetkoff, Peter. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.
Weblinks
Bearbeiten- Nachlass Peter Zwetkoff, Forschungsinstitut Brenner-Archiv
- Werkverzeichnis Peter Zwetkoff, SWR
- Literatur von und über Peter Zwetkoff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Peter Zwetkoff bei IMDb
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ ORF.at: Komponist Peter Zwetkoff tot, 17. Mai 2012
- ↑ Sabine Wallinger: Johanna Wagner: Die Frau, die mit Maschinenpistolen ins Ötztal radelte. In: derstandard.at. 11. Dezember 2022, abgerufen am 2. Februar 2024.
- ↑ a b Christiane Timper: Hörspielmusik in der deutschen Rundfunkgeschichte. Wissenschaftsverlag Volker Spiess GmbH, Berlin 1990, ISBN 3-89166-101-0, S. 390.
- ↑ Erich Hackl: Im Leben, Lieben, Absterben. Zum Erinnern an Peter Zwetkoff (1925 - 2012). In: Anton Unterkircher, Ulrike Tanzer (Hrsg.): Mitteilungen aus dem Brenner-Archiv. Nr. 34/2015. Innsbruck university press, 2015, ISSN 1027-5649, S. 33 - 34.
- ↑ a b Siljarosa Schletterer: Töne der Empathie - Positionen der Verweigerung. Annäherungen an Peter Zwetkoff im Spiegel seiner WeggefährtInnen. In: Anton Unterkircher, Ulrike Tanzer (Hrsg.): Mitteilungen aus dem Brenner Archiv. Nr. 34/2015. Innsbruck university press, 2015, ISSN 1027-5649, S. 125 - 154.
- ↑ Nachlass Peter Zwetkoff
Personendaten | |
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NAME | Zwetkoff, Peter |
ALTERNATIVNAMEN | Zwetkow, Petar; Цветков, Петър (bulgarisch) |
KURZBESCHREIBUNG | bulgarisch-deutscher Komponist |
GEBURTSDATUM | 14. April 1925 |
GEBURTSORT | Dobritsch, Bulgarien |
STERBEDATUM | 17. Mai 2012 |
STERBEORT | Baden-Baden |