[go: up one dir, main page]

Die Newlat GmbH (vormals Birkel Teigwaren GmbH) ist der ehemals größte Nudelhersteller in Deutschland. Der Sitz des Unternehmens sowie die Produktion sind in Mannheim angesiedelt. Der Marktanteil am deutschen Nudelmarkt lag bei 18 %. Im Jahr 2011 lag die verkaufte Menge nur noch bei ca. 55.000 t, da man sich im Wesentlichen auf das Markengeschäft konzentriert hat. Birkel ist heute Bestandteil der italienischen Newlat Group.

Newlat GmbH

Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 1874
Sitz Mannheim, Deutschland
Leitung Angelo Mastrolia, Alexander Winkelmann
Mitarbeiterzahl 139 (2016)[1]
Umsatz 92,5 Mio. EUR (2020)[1]
Branche Nahrungsmittelindustrie
Website www.newlat.de

Geschichte

Bearbeiten

1874 gründete Balthasar Stephan Birkel einen Mühlen- und Produkthandel in Schorndorf. 1896 erfolgte dort die Grundsteinlegung zur ersten Nudelfabrik. Die ersten Nudeln wurden 1902 unter dem Markennamen Victoria auf den Markt gebracht. Ab 1906 firmierte das Unternehmen unter Schwaben-Nudel-Werke B. Birkel Söhne. Nach dem Kauf der Remsmühle in Endersbach wurde 1909 die Produktion dorthin verlegt.[2] 1950 wurde die Produktion auf Vollautomatisierung umgestellt. Ab 1977 erweiterte Birkel sein Angebot um Paniermehl, Soßen und Fertiggerichte.[3] 1980 übernahm Birkel die TAG Nahrungsmittel GmbH in Mannheim.

Unter anderem der Flüssigei-Skandal Mitte der 1980er Jahre führte zu einer Krise bei deutschen Nudelherstellern. Die Öffentlichkeit wurde vom Stuttgarter Regierungspräsidium unter Regierungspräsident Manfred Bulling über die mutmaßliche Verwendung bebrüteter, befruchteter, und mikrobiell verseuchter Eiprodukte (Flüssigei) in Nudeln informiert. Bei Birkel traf dies – so jedenfalls die damalige Ansicht – nicht zu. Klaus Birkel († 14. Mai 2018[4]), das letzte Mitglied der Gründerfamilie in der Unternehmensführung, einigte sich 1991 mit der Landesregierung auf einen Vergleich und erhielt eine Schadensersatzzahlung in Millionenhöhe. Der Umsatzeinbruch jedoch war immens, und die Danone-Gruppe übernahm Birkel.[5]

Nach späteren Pressemeldungen sollen tatsächlich mikrobielle Verunreinigungen vorgelegen haben, die durch das Zusammenwirken von Unternehmen, einem beteiligten Gutachter und der Landesregierung verschleiert wurden.[6] Aus Unterlagen, die dem Stern vorlagen, ergaben sich Hinweise darauf, dass in Birkel-Produkten tatsächlich befruchtete und bebrütete Eier sowie Schmutzeier und auch Schlachtabfälle hätten sein können.[7][8] Das heutige Unternehmen wurde 1999 durch einen Management-Buy-out (MBO) wieder selbständig. Drei Mitarbeiter erwarben Firma und Marke Birkel mit finanzieller Unterstützung einer Beteiligungsgesellschaft deutscher Banken.[3]

2000 fusionierte Birkel mit dem Weinheimer Unternehmen 3 Glocken. 2001 wurde die ostdeutsche Möwe Teigwarenwerk GmbH übernommen. 2007 kaufte der spanische Konzern Ebro Foods (Puleva) Birkel für 30 Millionen Euro.[9] Die Produktion in Waren an der Müritz sollte 2011 geschlossen werden, durch eine MBO-Übernahme ab 1. Juli 2011 wurde dieses verhindert. 2012 wurde der Sitz der Firma Birkel nach Hamburg verlegt.

Die Newlat Group, ein italienischer Hersteller von Pasta, Backwaren sowie Molkereiprodukten, erwarb zum 1. Januar 2014 die deutschen Nudelmarken Birkel und 3 Glocken von Ebro Foods.[10] Im Zuge der Übernahme wurde das Unternehmen in Newlat GmbH umfirmiert und der Firmensitz in Mannheim angesiedelt.

Weiteres

Bearbeiten
 
Ehemaliger Produktionsstandort in Waren (seit 2011 wieder Möwe Teigwarenwerk GmbH)[11][12]
  • Ab Ende der 1950er Jahre wurden den Packungen für Nudeln Sammelbilder beigefügt, Vorlage für dieses Werbemittel waren die Liebigbilder. Titel waren zum Beispiel Branko – Eine Erzählung aus der Vorzeit des Menschen (1962), Was weißt du von der Welt? (1966), Auf Piratenjagd (1964), Was wächst und blüht? (1965) und Die Welt von Morgen (1959–1962).
  • Die drei großen B, Barilla S.p.A. (italienischer Konzern), Birkel und die Nudel-Sparte von Buitoni (beide Newlat Group, italienischer Konzern), beherrschen 25 % des Nudelmarktes in Deutschland.[13]
Bearbeiten
Commons: Birkel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2020 bis zum 31.12.2020 der Newlat GmbH auf bundesanzeiger.de, 28.8.2022
  2. Birkel in Waiblingen: Das Ende des schwäbischen Nudelimperiums, Stuttgarter Zeitung vom 19. April 2011
  3. a b Universität Hohenheim, Wirtschaftsarchiv: Bestand: Y 018; Name: Birkel Söhne GmbH
  4. Nudel-Unternehmer Klaus Birkel
  5. Der schwäbische Flüssigei Skandal (Memento vom 24. September 2008 im Internet Archive)
  6. Stuttgarter Regierung unterdrückte Beweise, Stern-Artikel aus Heft 12/2008
  7. Stern: Darmpakete und Persilscheine, 14. März 2008
  8. Stern: Birkel-Affäre - Es waren Ekel-Eier drin!, 21. März 2008, S. 174 ff.
  9. VK Mühlen trennt sich von Birkel-Beteiligung – backnetz:eu. Abgerufen am 15. September 2018 (deutsch).
  10. Buitoni-Hersteller Newlat kauft Birkel und 3 Glocken (Memento vom 15. August 2014 im Internet Archive). Markenartikel Magazin, 18. Dezember 2013
  11. Möwe Geschichte (Memento vom 31. März 2012 im Internet Archive), auf birkel.de
  12. Möwe Teigwaren | Zweite Rettung, auf lebensmittelpraxis.de
  13. Stiftung Warentest: Buitoni bietet die besten. 24. März 2011