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Naturschutzgebiet Mönchgut

Naturschutzgebiet in Mecklenburg-Vorpommern

Das Naturschutzgebiet Mönchgut ist ein Naturschutzgebiet auf der gleichnamigen Halbinsel im Landkreis Vorpommern-Rügen auf der Insel Rügen in Mecklenburg-Vorpommern.

Naturschutzgebiet „Mönchgut“

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Blick in den Teilbereich Zicker

Blick in den Teilbereich Zicker

Lage Mönchgut, Göhren, Sellin, Baabe, Lancken-Granitz, Landkreis Vorpommern-Rügen (und Küstengewässer Mecklenburg-Vorpommern (KMV)), Mecklenburg-Vorpommern, DE
Fläche 23,4 km²
Kennung N 189
WDPA-ID 64692
Geographische Lage 54° 20′ N, 13° 41′ OKoordinaten: 54° 19′ 47″ N, 13° 40′ 59″ O
Naturschutzgebiet Mönchgut (Mecklenburg-Vorpommern)
Naturschutzgebiet Mönchgut (Mecklenburg-Vorpommern)
Einrichtungsdatum 1990 (erste Flächen ab 1981)

Beschreibung

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Die etwa 2340 Hektar umfassende Gesamtfläche gliedert sich in acht nicht zusammenhängende Teilgebiete. Die Unterschutzstellung erfolgte am 2. April 1981 mit einer umfangreichen Erweiterung 1990 zur Gründung des Biosphärenreservats Südost-Rügen. Schutzziel ist es einerseits, den historisch gewachsenen Landschaftscharakter zu erhalten bzw. wieder zu entwickeln, und andererseits, die umgebenden Flachwasserbereiche von Greifswalder Bodden und Ostsee vor Beeinträchtigungen zu bewahren.

Umliegende Orte sind Lancken-Granitz, Sellin, Baabe, Göhren, Middelhagen, Lobbe, Groß Zicker, Gager, Thiessow und Klein Zicker.

Der Gebietszustand wird insgesamt als gut eingestuft. Die extensive Bewirtschaftung der Flächen wird fortgeführt. Zu Beeinträchtigungen kommt es durch Eindeichungen und anhaltende Entwässerungen der Feuchtgebiete. Mehrere Wanderwege ermöglichen ein Begehen der Flächen. Eine Umfrage 2002 ergab unter den zehntausenden Besuchern eine hohe touristische Wertschätzung der naturschutzgerecht genutzten Ackerstandorte, welche sich auch in einer ökonomischen Zahlungsbereitschaft niederschlägt.[1]

Ein Teil der Flächen liegt im Eigentum der Stiftung Umwelt und Naturschutz M-V.[2]

Nach EU-Recht ist das Naturschutzgebiet Bestandteil des FFH-Gebiets Küstenlandschaft Südostrügen[3] sowie des Vogelschutzgebiets Greifswalder Bodden und südlicher Strelasund.[4]

Naturschutzgebiet, Panoramablick Having und Reddevitzer Höft, September 2015

Im Bereich der ausgewiesenen Flächen befinden sich auch einige Geotope. Meist handelt es sich hierbei um Findlinge und Steilküsten.

Teilgebiete (von Süd nach Nord)

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Teilfläche Nummer Größe Bild Bild Beschreibung Koordinaten
Südperd N 189a 27 ha     mit Ackerflächen, bewaldetem Kliff[5] und Lotsenturm Thiessow 54° 16′ 26,6″ N, 13° 43′ 21,7″ O
Zicker N 189b 933 ha   bereits am 2. April 1981 ausgewiesen, mit Trockenrasen[6], Kliffs[7][8], vermoorten Strandwällen[9], Magerrasen[10] u. a.[11] auf den Halbinseln Groß Zicker und Klein Zicker sowie der dazwischen liegenden Bucht Zicker See 54° 17′ 35,2″ N, 13° 41′ 2,4″ O
Lobber Ort N 189c 9 ha   am Rand des Ortes Lobbe mit bewaldetem Kliff[12], Strand und Flachwasserbereichen der Ostsee 54° 19′ 5,5″ N, 13° 43′ 45,8″ O
Salzwiesen bei Middelhagen N 189d 71 ha   südlich von Middelhagen mit Grünland, Salzwiesen[13][14] und Flachwasserbereichen des Greifswalder Boddens 54° 19′ 24,2″ N, 13° 42′ 19,1″ O
Schafberg bei Mariendorf N 189e 19 ha   zwischen Mariendorf und Middelhagen mit Magerrasen[15] und Flachwasserbereichen des Boddens 54° 19′ 37,9″ N, 13° 41′ 14,3″ O
Nordperd N 189f 69 ha   unmittelbar westlich von Göhren mit Trockenrasen[16], bewaldetem Kliff[17], Strand[18] und Flachwasserbereichen der Ostsee 54° 20′ 27,2″ N, 13° 45′ 28,8″ O
Göhrener Litorinakliff und Baaber Heide N 189g 159 ha     südlich von Baabe und westlich der B 196 mit Sümpfen[19], Heide, Bruchwald[20] und Buchenwald[21] 54° 20′ 38,8″ N, 13° 42′ 16,6″ O
Having und Reddevitzer Höft N 189h 1033 ha     mit der Boddenbucht Having, deren Flachwasserbereichen[22][23], angrenzender Küste[24], Magerrasen[25] und bewaldeten Kliffs[26] 54° 20′ 26,9″ N, 13° 38′ 39,1″ O

Geschichte

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Waldbereich am sogenannten Herzogsgrab

Die Teile des Naturschutzgebietes wurden entscheidend durch die letzte Eiszeit und den Meeresspiegelanstieg seit der Littorina-Transgression geprägt. Die Buchten Having, Hagensche Wiek und Zicker-See gehen auf Gletscherausschürfungen zurück, die Halbinseln Reddevitz, Groß Zicker und Klein Zicker entstanden als Endmoräne und wurden durch Schmelzwassersande überlagert. Umfangreiche Mergelkliffs wurden vom Eis aufgeschoben und sind mit zahlreichen Großgeschieben durchsetzt. Ein Zeuge dieser Zeit ist der Buskam unweit nördlich des Nordperds.

Menschliche Besiedlung der Flächen ist durch zahlreiche Großsteingräber, wie etwa das Baaber Herzogsgrab, seit der Jungsteinzeit belegt. Im 13. Jahrhundert wurde das Kloster Eldena Eigentümer der Halbinsel, die so ihren Namen erhielt. Nach der Reformation ging das Mönchgut in den Besitz des Landesherrn über. Die Schwedischen Matrikelkarten aus dem Jahr 1696 zeigen die nährstoffreichen Moränenflächen in Ackernutzung. Niederungen und Kliffs wurden als Weide genutzt. Wald wuchs nur an den steilen Kliffkanten von Nord- und Südperd, am Göhrener Littorina-Kliff und auf Groß Zicker.

Ab dem 19. Jahrhundert wurden die nährstoffarmen Standorte, wie Baaber Heide und Nordperd mit Kiefern aufgeforstet. Bereits das Messtischblatt aus dem Jahr 1886 zeigt die heutige Waldverteilung. Weitere Aufforstungen mit Lärche, Kiefer und Pappel erfolgten zu DDR-Zeiten in den Höhenlagen von Groß Zicker. Ertragsarme Äcker fielen in den Folgejahren oft, nach jahrhundertelanger Kleinfelderwirtschaft, brach, da eine Nutzung nicht mehr rentabel schien. Diese Flächen entwickelten sich zu Magerrasen und werden noch heute mit Schafen beweidet.

In den ertragsstarken Niederungen wurde hingegen die landwirtschaftliche Nutzung intensiviert. Eindeichungen und Entwässerungen zwischen Gager und Middelhagen erfolgten. Der ursprüngliche Strandwallfächer ging bis auf kleine Reste zulasten von Saatgrasland verloren. Auf zu feuchten Flächen der Niederungen bildeten sich Brackwasser-Röhrichte.

Die Kliffs von Nord- und Südperd wurden durch Küstenschutzmaßnahmen von aktiven Prozessen der Ausgleichsküste abgeschnitten.

Mit Gründung des Biosphärenreservates Südost-Rügen wurde ein Großteil der Flächen unter Naturschutz gestellt. Kliff und die Laubwaldfläche im bisherigen NSG Zickersches Höft gehören zur Kernzone des Biosphärenreservates und sollen keiner wirtschaftlichen Nutzung mehr unterliegen, um eine ungestörte Entwicklung sicherzustellen. Die übrigen Teilbereiche des Naturschutzgebiets Mönchgut liegen in der Schutzzone II (Entwicklungs- und Pflegezone) mit dem Ziel, durch nachhaltige land-, forst- und fischereiwirtschaftliche sowie touristische Nutzung die Landschaft zu erhalten.[27]

Pflanzen- und Tierwelt

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Bedingt durch landschaftliche Besonderheiten und die jahrhundertelange historische Nutzung konnte sich eine typische Pflanzen- und Tierwelt herausbilden. Magerrasen und wärmeliebende Waldgesellschaften mit Eiche, Hainbuche, Elsbeere und Salomonssiegel sind auf höheren Lagen anzutreffen. Über 90 Arten der Roten Liste sind im Gebiet nachgewiesen. Hervorhebenswert sind Wiesen-Schlüsselblume, Knöllchen-Steinbrech, Hahnenfuß, Steppenlieschgras, Berg-Haarstrang, Gemeiner Dost, Weißer Schwalbenwurz, Pfirsichblättrige Glockenblume, Schillergras und Augentrost.

Salzwiesen, Sümpfe und Röhrichte dominieren die tiefer gelegenen Bereiche. Typische Arten sind neben Schilf, Strand-Dreizack, Milchkraut, Salz-Binse, Strand-Wegerich und Gelbe Spargelerbse.

Die Boddengewässer sind wichtige Laichgebiete des Herings. In den Flachwasserbereichen des Boddens wächst Laichkraut, während an den Abschnitten der Ostseeküste Seegras und Blasentang vorkommen.

Brutvögel im Gebiet sind Mäusebussard, Rohrweihe, Habicht, Turm- und Baumfalke sowie Wachtel, Bekassine, Rotschenkel und Steinschmätzer. Die Uferschwalbe brütet in 17 Kolonien im Gebiet. Zahlreiche gefährdete Tagfalterarten kommen vor, darunter Schwalbenschwanz, Trauermantel, Rostbinde, Wegerich-Scheckenfalter, Sonnenröschenbläuling und Gemeines Grünwidderchen.

Literatur

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  • Mönchgut 189. In: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern. Demmler-Verlag, Schwerin 2003, ISBN 3-910150-52-7, S. 144 f.
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Commons: Naturschutzgebiet Mönchgut – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Karkow,K.(2003): Wertschätzung von Besuchern der Erholungslandschaft Groß Zicker auf Rügen für naturschutzgerecht genutzte Ackerstandorte in Deutschland.(PDF; 8,9 MB)
  2. Stiftungseigene Flächen (Nr. 39)
  3. Standarddatenbogen FFH-Gebiet Küstenlandschaft Südostrügen (PDF; 61 kB)
  4. Standarddatenbogen EU-Vogelschutzgebiet Greifswalder Bodden und südlicher Strelasund (PDF; 116 kB)
  5. Biotopbogen Kliff am Südperd (PDF; 25 kB)
  6. Biotopbogen Trockenrasen nördlich von Klein Zicker (PDF; 21 kB)
  7. Biotopbogen Westkliff am Saalsufer (PDF; 23 kB)
  8. Biotopbogen Steilküste Groß Zicker (PDF; 28 kB)
  9. Biotopbogen Strandwall-Moor-Komplex (PDF; 25 kB)
  10. Biotopbogen Magerrasen Halbinsel Zicker (PDF; 30 kB)
  11. Kartenportal Umwelt des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern (Hinweise)
  12. Biotopbogen Steilküste "Lobber Ort" (PDF; 27 kB)
  13. Biotopbogen Salzwiese 1,2 km südlich von Middelhagen (PDF; 19 kB)
  14. Biotopbogen Salzwiese südlich von Kleinhagen (PDF; 22 kB)
  15. Biotopbogen Magerrasenkomplex auf Schafberg bei Mariendorf (PDF; 25 kB)
  16. Biotopbogen Trockenrasen NSG Bakenberg, Göhren (PDF; 24 kB)
  17. Biotopbogen Kliff im NSG "Nordperd" (PDF; 25 kB)
  18. Biotopbogen Aktives Kliff nördlich NSG "Nordperd" (PDF; 26 kB)
  19. Biotopbogen Hochstaudenflur in der Baaber Heide (PDF; 19 kB)
  20. Biotopbogen Erlenjungbestand in der Baaber Heide (PDF; 19 kB)
  21. Biotopbogen Litorinakliff im NSG "Baaber Heide" (PDF; 17 kB)
  22. Biotopbogen Boddenröhricht östlich Neu Reddevitz (PDF; 17 kB)
  23. Biotopbogen Gobbiner Haken (PDF; 19 kB)
  24. Biotopbogen Steilküste der Halbinsel Reddevitz (PDF; 25 kB)
  25. Biotopbogen Trockenrasen südlich von Seedorf (PDF; 18 kB)
  26. Biotopbogen Trockenvegetationskomplex nördlich von Moritzburg (PDF; 23 kB)
  27. § 5 der Biosphärenreservatsverordnung