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Michael Netzer

US-amerikanischer Comiczeichner

Michael Netzer (* 9. Oktober 1955 in Detroit), eigentlich Michael Nasser, ist ein US-amerikanischer Comiczeichner.

Michael Netzer, 2006

Leben und Arbeit

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Michael Netzer wurde 1955 in Detroit unter dem Namen Michael Nasser als Sohn libanesischstämmiger Einwanderer geboren. Aufgrund einer schweren Polioerkrankung, die er sich im Alter von acht Monaten zuzog, verbrachte er sein drittes bis elftes Lebensjahr in der libanesischen Heimatstadt seines Vaters, Dayr Qūbil.[1][2] Obwohl die Krankheit seine linke Hüfte und sein linkes Bein teilweise gelähmt zurückließ, konnte Netzer sie weitgehend auskurieren. Nach seiner Rückkehr in die USA besuchte er in Detroit zunächst die Schule. Anschließend studierte Netzer bis 1975 an der Wayne State University in Michigan Illustration und graphische Kunst. Nach seinem Abschluss zog der Künstler nach New York um.[3][4]

In den 1970er Jahren begann Netzer, zum Teil auf Vermittlung von Neal Adams, den er bei einer Comic Convention in Michigan kennenlernte, als hauptberuflicher Comiczeichner zu arbeiten. Seine erste Arbeit Dracula Lives #72 veröffentlichte der Künstler 1976.[5] In den folgenden Jahren gestaltete Netzer für die Verlage DC Comics und Marvel Comics über Figuren und Serien wie Batman, Wonder Woman, Kobra, Superboy & Legion of Super Heroes, Green Arrow & Black Canary, Supergirl, Martian Manhunter und Black Lightning (DC) beziehungsweise Spider-Man (Marvel).[4][5][6]

1977 vollzog Netzer einen drastischen Wandel in seinem Leben, als er nach der Entdeckung einer persönlichen Form von Spiritualität New York verließ. Er reiste per Anhalter durch die USA und landete schließlich in San Francisco. Seine neuentdeckte Philosophie – ein komplexes, teilweise esoterisches, Amalgam aus sozio-politischen Postulaten, Reflexionen über das Sonnensystem und dem Aufruf zur tätigen Mitwirkung an der Verwirklichung des Ideals eines dauerhaften Weltfriedens – stellte Netzer erstmals in der Geschichte The Old, New and Final Testaments[7] vor. Die Erzählung erschien im März 1978 in dem Magazin Star*Reach #12 von Mike Friedrich.[5][8] Auf Deutsch veröffentlichte der Volksverlag Das Alte Testament / Das Neue Testament / Das Letzte Testament im Jahr 1980 als Teil der Comic-Anthologie Fantasie Comics #1.[9] Die folgenden Jahre verbrachte Netzer damit, die Vereinigten Staaten zu durchreisen und parallel zu seinen zeichnerischen Arbeiten die Idee zu propagieren, eine „neue politische Hierarchie“ durch das Medium Comic zu etablieren. Zahlreiche Künstler und Redakteure, die mit Netzer in dieser Zeit zusammenarbeiteten, hoben in diesem Zusammenhang sein messianisches, an Realitätsverlust und Manie grenzendes Verhalten und Gebaren hervor.[10][11]

Im September 1981 besuchte Netzer seinen Vater im Libanon und plante anschließend nach Israel weiter zu reisen, um seinen persönlichen Glauben zu vertiefen. Dabei geriet Netzer in den Libanonkrieg 1982. Er entkam dem Kriegsgeschehen schließlich im August 1983 durch eine waghalsige Taxifahrt durch die militärischen Sperrgürtel bis an die israelische Grenze.[12] Nach dem Studium der hebräischen Sprache in mehreren Kibbuzim konvertiere der Künstler zum Judentum und ließ sich im Westjordanland in der Siedlung Ofra nieder. In Ofra lernte Netzer seine zweite Frau Elana Joseph kennen, mit der er fünf Kinder hat, und änderte seinen Nachnamen in Netzer.[2] Gemeinsam mit Jonathan Duitch und Yossi Halpern schuf Netzer 1987 schließlich den ersten israelischen Superheldencomic Uri-On (hebräisch „אורי-און“), der den Auftakt zur „Wiederentdeckung“ des Mediums Comic im Israel der 1980er Jahre bildete.[4][13][14]

Zwischen Oktober 1987 und Mai 1992 erschienen bei Continuity neun Hefte der Reihe Ms. Mystic, die er gemeinsam mit Neal Adams kreierte.[5][15] 1991 kehrte Netzer nach New York zurück, um für Neal Adams Atelier Continuity Studios zu arbeiten, bis beide sich aufgrund der Rechte an der Figur der Ms. Mystic zerstritten. Die Auseinandersetzung mündete 1993 in einem Rechtsstreit vor dem New Yorker Bundesgericht, der 1995 ergebnislos eingestellt wurde.[16][17] Für DC Comics betreute Netzer in den frühen 1990er Jahren erneut zahlreiche Projekte: So zeichnete er einige von Chuck Dixon verfasste Ausgaben der Serie Detective Comics (#654–655 und 657–658),[18][19] gestaltete den One Shot Armageddon: The Alien Agenda #2,[20] Denny O’Neils Comicroman Batman/Green Arrow: The Poison Tomorrow[21] und die Miniserie The Huntress. Nachdem er mit Neil Gaiman an dem Comic Lady Justice für den Verlag Tekno Comics vorgelegt hatte, kehrte Netzer 1993 nach Israel zurück, wo er bis heute lebt. In dieser Zeit begann Netzer ebenfalls mit Computern als möglichen Ersatz für herkömmliche Zeichentechniken zu experimentieren. Im Januar 2000 gründete er gemeinsam mit Sofia Fedorov das Studio „Netzart Fedorov Media“, das sich auf multimediale Online-Produktionen spezialisiert. Netzer unterhält eine Vielzahl von Internetseiten, auf denen er seine persönlichen Auffassungen zu Philosophie, Religion, der gesellschaftlichen Relevanz des Mediums Comic und der Notwendigkeit politischer Einflussnahme von künstlerisch tätigen Personen darstellt.[5][4] Im Jahr 2010 kehrte der Comiczeichner nach einer längeren Pause zu US-amerikanischen Comics zurück, etwa mit Beiträgen zu Green Hornet von Kevin Smith[22] oder The Adventures of Unemployed Man.[23]

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Commons: Michael Netzer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Hero on the Edge (Memento vom 17. Oktober 2014 im Internet Archive)
  2. a b Rooted Settler: Family Visit in Beirut (Memento vom 21. Juli 2011 im Internet Archive)
  3. A Revealing Conversation with Nasser (Memento vom 14. Oktober 2014 im Internet Archive)
  4. a b c d Michael Netzer. In: lambiek.net. Abgerufen am 14. Mai 2021.
  5. a b c d e Interview mit Michael Netzer (Memento vom 21. Oktober 2007 im Internet Archive)
  6. Michael Netzer: Lebanese Son, Comic Artist and Jewish Settler. In: israelnationalnews.com. Abgerufen am 14. Mai 2021 (englisch).
  7. THE OLD, NEW AND final TESTAMENTS (Memento vom 20. Mai 2013 im Internet Archive)
  8. Star*Reach #12. In: comics.org. Abgerufen am 14. Mai 2021 (englisch).
  9. Fantasie Comics #1. In: comics.org. Abgerufen am 14. Mai 2021.
  10. Joe Rubinstein (Memento vom 19. Dezember 2014 im Internet Archive)
  11. Gary Groth: Neal Adams interview. In: The Comics Journal. Nr. 72. Fantagraphics Books, 1982, S. 68–69 (tcj.com).
  12. Interview mit Michael Netzer. Abgerufen am 14. Mai 2021 (englisch).
  13. Noam Zion, Barbara Spectre: A Different Light: The Hanukkah Book of Celebration. Devora Publishing, Englewood, New Jersey 2000, ISBN 1-930143-31-1, S. 190 (archive.org).
  14. Uri-On: The Israeli-Jewish Superman. In: haggadahsrus.com. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Dezember 2014; abgerufen am 14. Mai 2021 (englisch).
  15. Ms. Mystic. In: comics.org. Abgerufen am 14. Mai 2021 (englisch).
  16. Eric Reynolds: Adams Sued for $20 Million in Libel/Trademark Suit. In: The Comics Journal. Nr. 162. Fantagraphics Books, 1994, S. 7–11 (tcj.com).
  17. Opinion and order – 99 Civ. 4389 (NRB) (Memento vom 4. März 2014 im Internet Archive)
  18. Detective Comics #654. In: comics.org. Abgerufen am 15. Mai 2021 (englisch).
  19. Detective Comics #658. In: comics.org. Abgerufen am 15. Mai 2021 (englisch).
  20. Armageddon: The Alien Agenda #2. In: comics.org. Abgerufen am 15. Mai 2021 (englisch).
  21. Batman/Green Arrow: The Poison Tomorrow. In: comics.org. Abgerufen am 15. Mai 2021 (englisch).
  22. Green Hornet. In: dynamite.com. Abgerufen am 14. Mai 2021 (englisch).
  23. The Adventures of Unemployed Man (Memento vom 8. Dezember 2013 im Internet Archive)