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Kufa (arabisch الكوفة, al-Kūfa) ist eine Stadt im Irak. Sie liegt am Ufer des Euphrat, rund 10 Kilometer nordöstlich von Nadschaf in der Provinz Nadschaf. Die Einwohnerzahl beträgt rund 128.000 (Stand 1. Januar 2005). Die Stadt war in frühislamischer Zeit sehr bedeutend. Die sogenannte Kufische Schrift ist nach ihr ebenso benannt wie die Kopfbedeckung Kufiyya (Palästinensertuch).

Kufa
Lage
Kufa (Irak)
Kufa (Irak)
Kufa
Koordinaten 32° 2′ N, 44° 24′ OKoordinaten: 32° 2′ N, 44° 24′ O
Staat Irak Irak
Gouvernement Nadschaf
Basisdaten
Höhe 30 m
Einwohner 127.876 (2005)
Die Große Moschee 2004
Die Große Moschee 2004
Die Große Moschee 2004

Geschichte

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Die Region gehörte in vorislamischer Zeit zum Machtbereich der persischen Sassaniden, die in der Nähe des heutigen Kufa im Jahre 634 ein angreifendes muslimisches Heer zurückschlagen konnten.

Kufa wurde im Jahre 638 als Misr (arabische Lagerstadt) gegründet, als dort 30.000 Veteranen angesiedelt wurden (wobei die Badschīla die größte Stammesgruppe bildeten). Kufa war nach Ansicht mancher die erste eigentliche „Hauptstadt“ des islamischen Reiches, da sich dort auch zahlreiche Verwaltungseinrichtungen befanden. Bis in die Zeit Uthmans hatten dort allerdings auch Anhänger des Musailima aus dem Stamm der Banū Hanīfa ihre eigene Moschee.[1]

Der Kalif ʿUmar ibn al-Chattāb setzte 641 den Prophetengefährten ʿAmmār ibn Yāsir als Statthalter von Kufa ein.[2] 657 machte der vierte Kalif ʿAlī ibn Abī Tālib Kufa zu seiner Hauptstadt. Nach seiner Ermordung und der Selbstproklamierung Muʿāwiyas zum Kalifen wurde Kufa zum Zentrum der alidischen Opposition gegen die Umayyaden. Während des Zweiten Bürgerkriegs machte sich die Stadt für knapp zwei Jahre (685–687) unter al-Muchtār ibn Abī ʿUbaid selbständig.[3]

Um die Mitte des 8. Jahrhunderts expandierte von Kufa aus die hanafitische Rechtsschule.[4] Gleichzeitig war Kufa ein wichtiges Zentrum der Schia. Nachdem im August 749 die Truppen von Abū Muslim die Stadt eingenommen und die Umaiyaden beseitigt hatten, wurde der Schiitenführer Abū Salama als Gouverneur über die Stadt eingesetzt. Er bemühte sich darum, den Aliden das Kalifat zu sichern, doch blieben diese Versuche erfolglos, weil die verschiedenen Aliden, die er anschrieb, nicht reagierten, dafür aber die Abbasiden ihren Anspruch auf den Thron geltend machten.[5] Am 28. November 749 wurde Abu l-Abbas as-Saffah in der großen Moschee von Kufa zum neuen Kalifen ausgerufen, womit der Übergang der Macht von den Umaiyaden zu den Abbasiden vollzogen war.

Persönlichkeiten

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  • Buhlul (um 749–805), Sufi (islamischer Mystiker), Musiker, Bettler und Stadtnarr
  • al-Kindī (um 800–837), Wissenschaftler, Mathematiker, Arzt und Musiker
  • Abū Hanīfa (um 699-767), Islamischer Großgelehrter des Rechts (Fiqh)

Siehe auch

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Literatur

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  • Hischam Djait: al-Kufa. Naissance de la ville islamique (Islam d'hier et d'aujourd'hui; Bd. 29). Maisonneuve et Larose, Paris 1986, ISBN 2-7068-0927-2.
  • Josef van Ess: Theologie und Gesellschaft im 2. und 3. Jahrhundert der Hidschra. Eine Geschichte des religiösen Denkens im frühen Islam, Bd. 1. De Gruyter, Berlin 1991, ISBN 3-11-011859-9[6]
  • Najam Iftikhar Haider: The origins of the Shīʿa: identity, ritual, and sacred space in eighth-century Kūfa. Cambridge 2011.
  • Michael G. Morony: Iraq after the Muslim Conquest (Princeton Studies on the Near East). University Press, Princeton, N.J. 1984, ISBN 0-691-05395-2, S. 239ff.
  • Yaron Friedman: "'Kūfa is Better' The Sanctity of Kūfa in Early Islam and Shī'ism in Particular" in Le Muséon 126 (2013) 203-237.

Einzelnachweise

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  1. Vgl. van Ess: Theologie und Gesellschaft, Bd. 1, S. 4.
  2. Vgl. H. Reckendorf: ʿAmmār ibn Yāsir. In: The Encyclopaedia of Islam. New Edition, Bd. 1, S. 448b.
  3. Vgl. Gernot Rotter: Die Umayyaden und der zweite Bürgerkrieg. 680–692 (Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes; Bd. 45,3). Verlag Franz Steiner, Wiesbaden 1982. S. 93–106.
  4. Vgl. van Ess: Theologie und Gesellschaft, Bd. 1, S. 149.
  5. Vgl. Heinz Halm: Die Schia. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1988. S. 32.
  6. Das gesamte Werk umfasst sechs Bände.