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Die Kainach ist ein 64 km langer Fluss in Österreich in der Steiermark, entspringt im Gleinalpengebiet und fließt stets in südöstlicher Richtung.[2]

Kainach
Die Kainach bei Krems in der Steiermark in der Stadtgemeinde Voitsberg

Die Kainach bei Krems in der Steiermark in der Stadtgemeinde Voitsberg

Daten
Lage Steiermark, Österreich
Flusssystem Donau
Abfluss über Mur → Drau → Donau → Schwarzes Meer
Quelle am Roßbachkogel, Gleinalpe
47° 12′ 23″ N, 15° 2′ 48″ O
Quellhöhe ca. 1710 m ü. A.
Mündung in WildonKoordinaten: 46° 53′ 13″ N, 15° 31′ 4″ O
46° 53′ 13″ N, 15° 31′ 4″ O
Mündungshöhe 290 m ü. A.
Höhenunterschied ca. 1420 m
Sohlgefälle ca. 22 ‰
Länge 64 km
Einzugsgebiet 852,47 km²[1]
Linke Nebenflüsse Södingbach, Liebochbach, Doblbach
Rechte Nebenflüsse Oswaldgrabenbach, Teigitsch
Kleinstädte Voitsberg, Bärnbach
Gemeinden Lieboch, Wildon
Einwohner im Einzugsgebiet ca. 70.000
Regulierung der Kainach in Lieboch (1930er Jahre)

Beschreibung

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Die Kainach ist ein Fluss, der an der Grenze zum Bezirk Murtal entspringt. Ihr natürlicher Flusslauf wurde mehrmals reguliert und verkürzt, um so Nutzflächen zu erhalten. In die Kainach fließen neben kleineren Bächen der Siebenbrunnenbach, der Alpenbach, der Gradnerbach, die Teigitsch, die Söding und der Liebochbach. Sie passiert die Ortschaften Kainach bei Voitsberg, Bärnbach, Voitsberg, Krottendorf, Mooskirchen und Lieboch, bevor sie im Unterlauf das Weststeirische Hügelland von der Kaiserwaldterrasse trennt. Bei Wildon mündet sie schließlich in die Mur.[2]

Geschichte

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Der obere Kainachboden bildete einst ein Seebecken, ehe sich das Wasser der Kainach durch den Querriegel, auf dem die Ruine Krems thront, einen Weg bis zur Mur bahnte. Das Gebiet wurde bereits von steinzeitlichen Jägern bewohnt, die in den zahlreichen Höhlen hausten.[3]

Das Gebiet des Kainachbodens gehörte zum Königreich Noricum. In das dünn besiedelte Gebiet wanderten Slawen oder Wenden ein, die von den Awaren bis zu den Quellen der Drau und Mur gedrängt wurden. Aus dieser Zeit sind viele slawische Flur-, Fluss- oder Ortsbezeichnungen erhalten geblieben wie die Ortsnamen Preding oder Laßnitz oder die Flussnamen Lassnitz (ein Nebenfluss der Kainach) und Laßnitz (ein Nebenfluss der Sulm).[4]

Die Kainach wurde zwischen 1060 und 1088 erstmals urkundlich als (ad) Cheinahc erwähnt. Die Etymologie ist unsicher. In Frage kommen in erster Linie Herkunft von althochdeutsch Kīnaha ‘Bach in einer schmalen Geländevertiefung’, also etwa „Schlucht-Ache“,[5] oder aber Herkunft von slawisch Ch(v)ojъna (rěka) ‘Reisig-, Nadelbaum-Bach’, woran sekundär althochdeutsches aha ‘Bach’ angefügt worden wäre.[6][7] Sowohl die germanische als auch die slawische Deutung führen zu Rückschlüssen auf die Besiedlung des Kainachtals, sei es im Rahmen der deutschen Ostsiedlung, sei es auf das Vordringen der Slawen (seit dem 6. Jahrhundert von Pannonien her entlang der Flussläufe).

Daneben gibt es weitere Vorschläge. Einer verweist auf slawisch *glin’nica ‘Lehmbach’,[8] ein anderer auf die indogermanischen Wurzel ku̯ei-, erweitert zu ku̯ei-no-, mit einer Bedeutung ‘Schlamm, Kot, beschmutzen’,[9] und ein dritter schließt an althochdeutsch kien ‘Kieferharz Kiefer, Kienföhre’ an.[10]

Verschiedenes

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  • In Wien-Floridsdorf wurde 1953 die Kainachgasse nach dem Fluss benannt.
  • Eine Sagengestalt der Steiermark, das Lahnwaberl nach einem Nebenfluss der Kainach, treibt in der Gegend ihr Unwesen.
Zuläufe und Bauwerke
Kainach (Mur)
Legende
 Kainach bei Voitsberg  Kainach bei Voitsberg
 
Schlögelgrabenbach 
 Siebbrunnenbach
 Hirtelbach
Neuchlbach 
Boargrabenbach 
Sadnerbach 
 Alpenbach
 
 Weberbach
Gallaunbach 
Annerbach 
 Krameterbach
 Rautnergraben
Landesstraße 341 
Oswaldgrabenbach 
 Kainach-Seitenarm
 
 Pockleitengraben
 
Stadlbauergraben 
 
Schlatzergraben 
Kainach-Seitenarm 
Plietlgraben 
Klampflgraben 
 
 Lexgraben
Landesstraße 341 
Schlossgrabenbach Rainerbach
Puisigraben 
 
 Wassgöttergraben
Kirlgraben 
 
Ganotzgraben 
 Kainach-Seitenarm
Hemmergraben 
 
 Gurzgraben
Schüttinggraben 
 Kleiner Papstgraben
 Großer Papstgraben
Stürzergraben 
 Harggraben
Burggrafbach 
 Ofenbach
  Bärnbach
Reinthalergraben 
 Wieserbach
 Wurzerbach
Freisingbach 
 Bärnbach 
Landesstraße 341 
 Bärenbach
 Hietlbach
 Kaiserbach
 Schneiderbauernbach
Landesstraße 341 
Gailbach 
Köflacherbahn 
Gradnerbach 
 Rosental an der Kainach  Rosental an der Kainach
 Voitsberg  Voitsberg
 
 
Waldbach 
Kowaldbach 
 Tregistbach
Blickwegbach 
 Grenzstraßengraben
Bundesstraße 70 
 Lobmingbach
 Kremserbach
Bundesstraße 70 
 Thalleinerbach
 Krottendorf-Gaisfeld  Krottendorf-Gaisfeld
Bundesstraße 70 
Teigitsch 
 Schreinerbacherl
 Hackengrabenbacherl
 Schittinganderlbachl
Bundesstraße 70 
 Mittereggerbach
Bundesstraße 70 
 Kainach-Seitenarm
 Maierbacherl
Forstbauerbach 
 
 Ligist  Söding-Sankt Johann
Ligistbach 
Dittenbergbach 
Lachnitzbach 
 Mooskirchen 
 Muggaubach
Knopperbach 
Mooskirchen  
 Södingbach
  Lieboch
 Süd Autobahn 
 Lannach 
 Lahnbach
Wieserbahn 
 Trattenbach
 Liebochbach
Bundesstraße 76 
 Dobl-Zwaring  Dobl-Zwaring
 Doblbach
 Lahnbach
Bachfellgrabenbach 
Hochwassergerinne-Pöls 
 Horätzbach
 
 Wildon  Wildon
 Gratzbach
 Hengsberg 
 Wildon 
 Pyhrn Autobahn 
Fotzenbach 
Mur

Literatur

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  • Franz Anton Brauner (Hrsg.): Was die Heimat erzählt. Steirische Heimathefte. H. 12: Die Weststeiermark, das Kainach-, Sulm- und Laßnitztal. Leykam, Pädagogischer Verlag, Graz/Wien 1953, OCLC 444287430.
  • Gottfried Kopetzky: Das Miozän zwischen Kainach und Lassnitz in Südweststeiermark. (= Mitteilungen des Museums für Bergbau, Geologie und Technik am Landesmuseum Joanneum. H. 18.) Museum für Bergbau, Geologie u. Technik, Graz 1957, OCLC 74533008.
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Commons: Kainach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Flächenverzeichnis der österreichischen Flussgebiete. Murgebiet. In: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Beiträge zur Hydrographie Österreichs. Heft Nr. 60. Wien 2011, S. 88 (bmlrt.gv.at [PDF; 4,3 MB]).
  2. a b Franz Sartori: Skizzirte Darstellung der physikalischen Beschaffenheit und der Naturgeschichte des Herzogthumes Steyermark. J.A. Kienreich, Grätz 1806, OCLC 9178356, S. 169/170.
  3. Höhlenforscher an der Arbeit. auf sagen.at, abgerufen am 18. Mai 2014.
  4. Aus der Vergangenheit des Kainachbodens. auf sagen.at, abgerufen am 18. Mai 2014.
  5. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Etymologie der Gewässernamen und der zugehörigen Gebiets-, Siedlungs- und Flurnamen. De Gruyter, Berlin/Boston 2014, S. 258 (Google Books). – In diesem Fall würde es sich bei der Kainach um einen der wenigen steirischen Ach-Namen handeln; vgl. Ortsnamendiskussion in Woche Steiermark, Woche-Lokalausgabe Südwest-Steiermark Leibnitz, Deutschlandsberg, Voitsberg. September 2013, abgerufen 6. April 2015.
  6. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Etymologie der Gewässernamen und der zugehörigen Gebiets-, Siedlungs- und Flurnamen. De Gruyter, Berlin/Boston 2014, S. 258 (Google Books).
  7. Heinrich Purkarthofer: Fading im Kainachtal. Zur Problematik und Methode siedlungsgeschichtlicher Forschung im Topographiebezirk Graz-Umgebung. In: Gerhard Pferschy: Siedlung, Macht und Wirtschaft. Festschrift Fritz Posch zum 70. Geburtstag. (= Veröffentlichungen des steiermärkischen Landesarchives. Band 12). Graz 1982. ISSN 0434-3891 ZDB-ID 561078-3. Seite 39, mit Hinweis auf S. 44, Fußnote 187 und 184: K. Kniely: Die Ortsnamen des Gerichtsbezirkes Umgebung Graz. In: Jahrbuch des Akademischen Gymnasiums in Graz. 1927/28 (1928), S. 16.
  8. Manfred Trummer: Slawische Steiermark. Leicht erweiterte Fassung des gleichnamigen Vortrags am Symposium „Fremd sein – beinander bleiben. Die slowenische Volksgruppe in Österreich“ im Rahmen der „Slowenischen Tage“ an der Karl-Franzens-Universität in Graz, 25. bis 28. März 1996. In: Christian Stenner (Hrsg.): Slowenische Steiermark. Verdrängte Minderheit in Österreichs Südosten. Wien-Köln-Weimar Böhlau Verlag 1997, ISBN 3-205-98690-3, S. 15–34.@1@2Vorlage:Toter Link/www.uni-graz.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. Heinrich Purkarthofer: Fading im Kainachtal. Zur Problematik und Methode siedlungsgeschichtlicher Forschung im Topographiebezirk Graz-Umgebung. In: Gerhard Pferschy: Siedlung, Macht und Wirtschaft. Festschrift Fritz Posch zum 70. Geburtstag (= Veröffentlichungen des steiermärkischen Landesarchives. Band 12). Graz 1982, S. 39, mit Hinweis auf S. 44 Fußnote 188: Julius Pokorny: Indogermanisches etymologisches Wörterbuch. Francke, Bern/München 1959, S. 828. Pokornys Werk gilt in der heutigen Indogermanistik freilich als überholt.
  10. Heinrich Purkarthofer: Fading im Kainachtal. Zur Problematik und Methode siedlungsgeschichtlicher Forschung im Topographiebezirk Graz-Umgebung. In: Gerhard Pferschy: Siedlung, Macht und Wirtschaft. Festschrift Fritz Posch zum 70. Geburtstag (= Veröffentlichungen des steiermärkischen Landesarchives. Band 12). Graz 1982, S. 39, mit Hinweis auf S. 44 Fußnote 186: Ernst Förstemann: Altdeutsches Namenbuch. Band II.1. Hanstein, Bonn 1913 (Nachdruck 1967), S. 1663.