Haimpfarrich
Haimpfarrich (fränkisch: Hamfohri[2]) ist ein Gemeindeteil der Kreisstadt Roth im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[3] Haimpfarrich liegt in der Gemarkung Eckersmühlen.[4]
Haimpfarrich Kreisstadt Roth
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Koordinaten: | 49° 13′ N, 11° 10′ O |
Höhe: | 359 m ü. NHN |
Einwohner: | 42 (2. Jan. 2018)[1] |
Postleitzahl: | 91154 |
Vorwahlen: | 09171, 09174 |
Haimpfarrich 2007 von Süden (links hinter Schleusenvorhafen)
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Geografie
BearbeitenDas Dorf liegt sieben Kilometer südöstlich von Roth im Tal der Kleinen Roth. Unmittelbar östlich des Ortes verläuft seit 1988 der Main-Donau-Kanal. Die Schleuse Eckersmühlen liegt 500 m südöstlich; die 1,3 km breite Talsperre des Rothsees und das Naturschutzgebiet Nordwestufer der Rothsee-Hauptsperre befinden sich 600 m östlich von Haimpfarrich. Im Nordwesten grenzt das Waldgebiet „Leonhartsholz“ an. Das Flurgebiet „Schwärz“ liegt jenseits des Main-Donau-Kanals.
Eine Gemeindeverbindungsstraße führt zur Staatsstraße 2220 (1 km südwestlich) bzw. die Staatsstraße 2225 kreuzend nach Heuberg (1,8 km südöstlich). Wirtschaftswege führen nach Eckersmühlen (1,3 km westlich) und nach Weiherhaus (0,7 km südlich).[5]
Geschichte
BearbeitenBurg Haimpfarrich
BearbeitenAuf der südlichen, 382 m hohen Anhöhe stand die in Holzbauweise errichtete Burg Haimpfarich, von der aus das Tal gut überblickt und kontrolliert werden konnte. Im Tal entstanden die Mühle und eine weitere kleine Ansiedlung, die unter Nummer D-5-6733-0040 als Bodendenkmal qualifiziert ist. Ein sonderlich stabiler Festungsbau war dort wegen des herrschenden Rohstoffmangels nicht möglich. Es gibt in dem Gebiet, das zur Sandachse Franken gehört, weder anstehenden Burgsandstein noch nennenswerte Lehmvorkommen. Die Burg wurde vom aufstrebenden Roth bereits im 13. Jahrhundert eingenommen und wieder geschleift. 1413 wurde der ruinöse Burgstall von Cunrath Groß, Abt zu Mönchaurach und der Witwe des Eberhard Groß an einen gewissen Hager verkauft.[6] Ein Wiederaufbau erfolgte wohl nicht mehr, jedoch konnten sich die Hager in dem Gebiet etablieren. Hierauf weist der Ortsname Hagershof in dem 11 km nördlich gelegenen, fruchtbaren Tal des Hembaches hin. Heute ist sie vollständig abgegangen und mit den Schleusenanlagen überbaut.
Ortsgeschichte
BearbeitenHaimpfarrich entstand im 12. Jahrhundert an dem damals wichtigen Handelsweg von Allersberg nach Georgensgmünd, der dem Lauf der Kleinen Roth und des Wallersbaches folgte und Roth südlich umging.[1] Im Urbar für das burggräfliche Amt Roth, das ca. 1360 aufgestellt wurde, wurde der Ort als „Heimpferreich“ erstmals urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit hatte das Amt nur einen Anspruch von „zwei Hühnern von zwei Äckern“.[7] Der Ortsname bedeutet Heim, das von einem Pferch umgeben ist.[8] 1380 hatten 3 Häuser jeweils zwei Fastnachtshennen und zwei von diesen Häusern zusätzlich 3 bzw. 6 Reuthheller zu entrichten. Im Urbar des nunmehr markgräflichen Amtes Roth, das 1434 aufgestellt wurde, bestand der Ort aus 3 Hofstätten. Im 16-Punkte-Bericht von 1608 sind für den Ort 8 Anwesen verzeichnet: 3 Anwesen unterstanden dem Kastenamt Roth, 1 Anwesen dem Gotteshaus Roth, 4 Anwesen der Reichsstadt Nürnberg (Spitalamt Hl. Geist: 1, Landesalmosenamt: 3).[7]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Haimpfarrich 8 Anwesen und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht südlich der Roth übte das pfalz-bayerische Pflegamt Hilpoltstein aus und nördlich der Roth das brandenburg-ansbachische Oberamt Roth. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Roth. Grundherren waren das Kastenamt Roth (1 Köblergut, 2 Gastwirtschafts-Gütlein, 1 Gütlein) und die Reichsstadt Nürnberg (Spitalamt Hl. Geist: 1 Halbhof; Landesalmosenamt: 1 Halbhof, 1 Köblergut, 1 Gut mit Mahlmühle).[9] Auch im Jahr 1800 hatte sich an diesen Verhältnissen nichts geändert.[10]
Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Roth. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Haimpfarrich dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Eckersmühlen und der 1811 gegründeten Ruralgemeinde Eckersmühlen zugeordnet. Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde Haimpfarrich am 1. Mai 1978 zusammen mit Eckersmühlen nach Roth eingemeindet.[11]
Während der Bauarbeiten des Main-Donau-Kanales und des Rothsees wurde der Mühlbach verlegt und die Mühle stillgelegt.
Der Ort verfügt heute über eine eigene Löschgruppe der Freiwilligen Feuerwehr sowie eine Dorfwirtschaft mit Biergarten. In Vorderhaimpfarrich ist eine Baufirma ansässig, in Haimpfarrich ein Holzwerk und ein Werkzeugmaschinen-Vertrieb. Einmal im Jahr, jeweils im Juli, rückt Haimpfarrich in das Licht der Öffentlichkeit, wenn die Challenge Roth stattfindet. Start und Schwimmstrecke sind nur einen Kilometer entfernt, die Radstrecke und der Marathonlauf der Großveranstaltung führen unmittelbar am Ort vorbei und ziehen unzählige Zuschauer an.
Einwohnerentwicklung
BearbeitenJahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2013 | 2018 |
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Einwohner | 46 | 42 | 47 | 38 | 45 | 48 | 49 | 46 | 45 | 52 | 44 | 41 | 42 |
Häuser[12] | 9 | 7 | 9 | 8 | 9 | 9 | 10 | 13 | |||||
Quelle | [13] | [14] | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] | [20] | [21] | [22] | [23] | [1] |
Religion
BearbeitenDer Ort ist seit der Reformation gemischt konfessionell. Die Einwohner römisch-katholischer Konfession nördlich der Roth waren ursprünglich nach Allerheiligen (Allersberg) gepfarrt, die Einwohner südlich der Roth nach St. Walburga (Heuberg), das zu einer Filiale von Pfarrei Hilpoltstein wurde.[9] Heute sind alle Katholiken nach Maria Aufnahme in den Himmel (Roth) gepfarrt.[24] Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind in die Dreifaltigkeitskirche (Eckersmühlen) gepfarrt.[21]
Literatur
Bearbeiten- Johann Kaspar Bundschuh: Haimpfarrich. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 472–473 (Digitalisat).
- Friedrich Eigler: Schwabach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 28). Michael Laßleben, Kallmünz 1990, ISBN 3-7696-9941-6.
- Georg Paul Hönn: Hainpfarrach. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 338 (Digitalisat).
- Willi Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach (1862–1962). Ein Heimatbuch. Schwabach 1964, DNB 984880232, OCLC 632541189, S. 271.
- Eberhard Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1969, DNB 457000937, S. 26–27.
Weblinks
Bearbeiten- Ortsteile > Haimpfarrich. In: stadt-roth.de. Abgerufen am 3. August 2023.
- Haimpfarrich in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 20. November 2021.
- Haimpfarrich in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 23. September 2019.
- Haimpfarrich im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Fußnoten
Bearbeiten- ↑ a b c www.stadt-roth.de
- ↑ E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 26. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „hàmfǫri“.
- ↑ Gemeinde Roth, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 3. August 2023.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 10. Oktober 2024.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 3. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ Burgstall Haimpfarrich. Hiernach wurde der Ort 1413 erstmals namentlich erwähnt.
- ↑ a b F. Eigler: Schwabach, S. 171.
- ↑ E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 26f. Hiernach Erstnennung 1370 als „Heimpherreich“.
- ↑ a b F. Eigler: Schwabach, S. 395.
- ↑ J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 2, Sp. 473.
- ↑ F. Eigler: Schwabach, S. 470f.
- ↑ Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 35 (Digitalisat).
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 215 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1089, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1255, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1191 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1263 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1301 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1124 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 823 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 179 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 349 (Digitalisat).
- ↑ Pfarrverband Roth-Büchenbach. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 2. Juni 2023.