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Giresun

Bezirk und Stadt in Giresun, Türkei

Giresun (das antike Cerasus, neugriechisch Κερασούντα, altgriechisch Κερασοῦς) im Nordosten der Türkei am Schwarzen Meer gelegen, ist Hauptstadt und zugleich mit über 143.000 Einwohnern größte Stadt der gleichnamigen Provinz Giresun. Gleichzeitig ist sie auch Zentrum des zentralen Landkreises (Merkez).

Giresun
Giresun (Türkei)
Giresun (Türkei)

Blick auf die Altstadt Giresuns (Zeytinlik) von der alten Festung aus
Basisdaten
Provinz (il): Giresun
Koordinaten: 40° 55′ N, 38° 23′ OKoordinaten: 40° 54′ 55″ N, 38° 23′ 22″ O
Höhe: 14 m
Einwohner: 143.890[1] (2023)
Telefonvorwahl: (+90) 454
Postleitzahl: 28 000
Kfz-Kennzeichen: 28
Struktur und Verwaltung (Stand: 2024)
Gliederung: 28 Mahalle
Bürgermeister: Fuat Köse (CHP)
Postanschrift: Hacı Miktat Mah.
Alpaslan Cad.
28200 Giresun
Website:
Landkreis Giresun
Einwohner: 143.503[1] (2021)
Fläche: 376 km²
Bevölkerungsdichte: 382 Einwohner je km²

Name der Stadt

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Die Herkunft des Namens Giresun ist umstritten, die Stadt hieß in der Antike altgriechisch Κερασοῦς Kerasous, in der Neuzeit neugriechisch Κερασούντα Kerasounta. Dieser Name stammt vermutlich von dem griechischen Wort κεράσιον Kerasion, was ‚Kirsche‘ bedeutet,[2] oder vom ebenfalls griechischen κέρας Keras, deutsch ‚Horn‘. Laut Pliniusdem Älteren leitet sich umgekehrt der Name der Kirsche von der Stadt her. Der römische Konsul und Feldherr Lucius Licinius Lucullus habe die Frucht prunus cerasus von dort mitgebracht und erstmals Kirschbäume in Italien gepflanzt.[3]

Geographie

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Giresun liegt im Nordosten der Türkei an einem Horn am Schwarzen Meer. Typisch für die gesamte östliche Schwarzmeerküste der Türkei sind die Gebirgszüge und Berge des Pontus-Gebirges, die bis zur Küste des Schwarzen Meeres reichen. Für dieses Landschaftsbild ist die Region, nicht nur in der Türkei, bekannt. Ebene Flächen in der Stadt Giresun findet man lediglich an den schmalen Küstenstreifen und zwischen den beiden Flussläufen und -mündungen des Batlama und Aksu. Etwa zwei Kilometer vor der Küste befindet sich die kleine Insel Giresun Adası (Aretias). Nach der Griechischen Mythologie soll dort Herakles den Amazonen begegnet sein.

Stadtgliederung

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Trotz ihrer alten Geschichte ist Giresun heute eine moderne Stadt. Sie ist um eine gebirgige Halbinsel erbaut. Die Halbinsel von Giresun mit der Burg Giresun Kalesi auf ihrem höchsten Punkt ist eines der Wahrzeichen der Stadt und eine touristische Attraktion. Da ebene Flächen im Stadtgebiet rar sind, sind über die Jahre viele Stadtteile auf den Hängen der Berge zum Meer hin erbaut worden. Das Stadtbild ist größtenteils geprägt von engen und steilen Straßen, die ihr eigenes Flair vermitteln. Sogar die neu gepflasterte Haupteinkaufs- und Geschäftsstraße hat ein starkes Gefälle.

Die Stadt wird in 28 Stadtviertel (Mahalle) eingeteilt. Deren Einwohnerzahl reicht von über 10.000 (Teyyaredüzü 15.292, Gedikkaya 13.399 und Çıtlakkale 11.990 Einwohner) bis auf weniger als 300 Einwohner (Samanlıkkıranı 288, Çağlayan 280 und Cumhuriyet 245 Einwohner).

Landkreis

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Der zentrale Landkreis liegt in der Mitte der Provinz und hat die Kreise (İlçe) Bulancak im Westen, Dereli im Süden und Keşap im Osten als Nachbarn. Der Kreis ist bevölkerungsmäßig der größte, was wohl an der Provinzhauptstadt liegt – 85,8 % der Landkreisbevölkerung. Der Landkreis blieb seit Gründung der Türkei (1923) unverändert in seinem Territorium.

Derzeit (Ende 2020) besteht er neben der Kreis- und Provinzhauptstadt aus der Gemeinde (Belediye) Duroğlu (3.082 Einw.) und 53 Dörfern (Köy) mit durchschnittlich 320 Bewohnern (Gesamtbevölkerung aller Dörfer: 16.963 Einw.). Boztekke ist mit 932 Einwohnern das größte Dorf, das kleinste zählt 99 Einwohner.

Das Klima ist feucht und mild. Für die Normalperiode 1991–2020 beträgt die Jahresmitteltemperatur 15,1 °C, wobei im Februar mit 7,4 °C die kältesten und im August mit 24,3 °C die wärmsten Monatsmitteltemperaturen gemessen werden.

Giresun (38 m)
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
128
 
11
5
 
 
92
 
11
5
 
 
98
 
12
6
 
 
73
 
15
9
 
 
73
 
19
14
 
 
84
 
24
18
 
 
82
 
27
21
 
 
82
 
27
22
 
 
134
 
24
18
 
 
176
 
20
15
 
 
159
 
16
10
 
 
129
 
13
7
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: MGM, Normalperiode 1991–2020[4]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Giresun (38 m)
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 7,6 7,4 8,8 11,6 16,0 20,8 23,7 24,3 21,0 17,2 12,8 9,7 15,1
Mittl. Tagesmax. (°C) 10,6 10,7 12,4 15,3 19,2 23,9 26,8 27,4 24,2 20,3 16,0 12,7 18,3
Mittl. Tagesmin. (°C) 5,3 4,8 6,1 8,9 13,6 18,1 21,0 21,7 18,4 14,7 10,3 7,3 12,6
Niederschlag (mm) 127,6 92,0 98,0 72,8 73,1 83,9 82,2 81,8 133,7 175,8 158,5 129,0 Σ 1.308,4
Regentage (d) 14,57 13,67 16,33 15,07 14,57 12,57 10,63 11,43 12,73 15,40 12,67 14,67 Σ 164,31
Quelle: MGM, Normalperiode 1991–2020[4]

Bevölkerungsentwicklung

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Nachfolgende Tabelle zeigt den vergleichenden Bevölkerungsstand jeweils am Jahresende für die Provinz, den zentralen Landkreis und die Stadt Giresun sowie den jeweiligen Anteil an der übergeordneten Verwaltungsebene. Die Zahlen basieren auf dem 2007 eingeführten adressbasierten Einwohnerregister (ADNKS).[5]

Jahr Provinz Landkreis Stadt
abs. % abs. % abs.
2020 448.712 31,25 140.231 85,81 120.186
2019 448.400 30,97 138.858 84,94 117.944
2018 453.912 29,94 135.920 83,70 113.761
2017 437.393 30,85 134.937 83,31 112.415
2016 444.467 30,41 135.144 79,88 107.953
2015 426.686 30,18 128.779 83,15 107.075
2014 429.984 29,34 126.172 83,81 105.748
2013 425.007 29,21 124.144 82,41 102.307
2012 419.555 29,35 123.129 81,79 100.712
2011 419.498 29,22 122.597 82,47 101.107
2010 419.256 28,55 119.677 81,01 96.948
2009 421.860 28,25 119.181 79,68 94.961
2008 421.766 27,58 116.310 77,41 90.034
2007 417.505 27,29 113.936 78,33 89.241

Volkszählungsergebnisse

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Zu den Volkszählungen liegen folgende Bevölkerungsangaben über die Stadt, den Kreis, die Provinz und das Land vor:[6]
Region 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1997 1 2000
Stadt (Şehir) 25.331 32.522 38.236 45.690 55.887 67.604 74.146 83.636
zentraler Kreis (Merkez) 70.323 77.622 80.103 86.405 94.746 102.294 104.400 112.501
Provinz (İl) 428.015 451.679 463.587 480.083 502.151 499.087 460.805 523.819
Türkei 31.391.421 35.605.176 40.347.719 44.736.957 50.664.458 56.473.035 62.865.574 67.803.927
1 
Allgemeine Bevölkerungszählung 1997[7]

Geschichte

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Pontosgriechisches Athletenteam von Giresun im frühen 20. Jahrhundert

Da in der Region bisher wenige Ausgrabungen stattfanden, ist nicht viel über die Geschichte der Stadt, die in der Antike Kerasus hieß, bekannt. Es wird vermutet, dass hier die Stadt Aripša lag, die zu Azzi gehörte und ca. 1312 v. Chr. vom hethitischen Großkönig Muršili II. erobert wurde.[8] Frühe Funde belegen, dass die Stadt ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. von Griechen bewohnt war und bestätigen damit antike Quellen, dass Giresun von Milesiern gegründet wurde.

183 v. Chr. wurde Kerasus, wie auch Sinope, vom pontischen Herrscher Pharnakes I. zerstört. Nach dem Wiederaufbau benannte er die Stadt in Pharnakeia um. Im Mittelalter gehörte Pharnakeia zur byzantinischen Provinz Armeniakon.

 
(Topal) Osman Ağa.

Der aus Giresun stammende Osman Ağa war der Leibwächter Mustafa Kemals. Im Zentrum von Giresun steht eine Statue von ihm als Denkmal und sein Grabmal befindet sich auf der Burg (Giresun Kalesi) von Giresun.

Wirtschaft

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In Giresun befindet sich mit Fiskobirlik eine der größten Haselnussfabriken der Türkei. Sie verkauft neben frischen Haselnüssen auch Nougatcremes, Haselnussöle und das Fındık ezmesi genannte Haselnussmus. Ein dominierender[9] Abnehmer ist der italienische Süßwarenhersteller Ferrero.[9] Das Unternehmen kaufte im 2019 etwa einen Drittel[9] der gesamten türkischen Haselnussproduktion.

Giresun ist Sitz der Privatsender Tempo TV, Mavi Karadeniz TV und Giresun TV.

Landwirtschaft

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Die Stadt hat eine sehr reiche Landwirtschaft, es werden vor allem Haselnüsse angebaut. Anbau von Walnüssen und Kirschen sowie Herstellung von Leder und Bauholz gibt es in Giresun ebenfalls.

Der Personenverkehr erfolgt überwiegend mit dem Dolmuş und mit anderen städtischen Linienbussen. Da es bergig ist, muss man auf Züge verzichten. Der Hafen von Giresun wurde in den sechziger Jahren vergrößert. Giresun teilt sich mit der Stadt Ordu einen Flughafen in Gülyalı.

Die Stadt hat städtische und renommierte weiterführende Schulen (Lise) und eine Universität (Giresun Üniversitesi).

Die Küche der Stadt ist typisch türkisch und beinhaltet daher Kebab, Pilav und dickflüssige Suppen. Zudem ist ein Kiymali genanntes Gebäck mit gewürztem Hackfleisch sehr bekannt. In der Stadt und der Umgebung wird viel mit Schwarzkohl gekocht, wie Suppen und Sarma, eine Kohlroulade. Frische Fische und Sardellen sind in der Küche von Giresun üblich.

Sehenswürdigkeiten

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Blick auf die Insel von Giresun von der alten Festung aus.
 
Archäologisches Museum Giresun von oben (eine ehemalige Kirche).
  • Giresun Adası (Insel von Giresun)
  • Giresun Kalesi (Festung von Giresun)
  • Topal Osman Anıtı (Denkmal von Topal Osman Ağa)
  • Meryem Ana Kiliselesi ve Manastırları (Kirche und Kloster)
  • Gebe Kilisesi (Kirche)
  • Fatih Camii und Kurşunlu Cami (Moscheen)
  • Giresun Arkeoloji Müzesi (Archäologisches Museum)
  • Die Stadt hat mehrere Sandstrände, die mit den Dolmuş zu erreichen sind.

Persönlichkeiten

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Partnerstädte

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Commons: Giresun – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Merkez Nüfusu, Giresun, abgerufen am 7. Februar 2022
  2. Hans Dieter Stöver: Quintus geht nach Rom. dtv junior, 24. Auflage. 2010, ISBN 978-3-423-70118-1, S. 27–28.
  3. Plinius: Naturalis historia, XV, 30
  4. Resmi İstatistikler: İllere Ait Mevism Normalleri (1991–2020). Staatliches Meteorologisches Amt der Türkischen Republik, abgerufen am 3. Mai 2022 (türkisch).
  5. Central Dissemination System/Merkezi Dağıtım Sistemi (MEDAS) des TÜIK, abgerufen am 25. Juli 2021
  6. Genel Nüfus Sayımları (Volkszählungsergebnisse 1965 bis 2000), abgerufen am 18. Juni 2019
  7. Genel Nüfus Tespiti 1997 – Population Count 1997 (türk./engl.)
  8. Charles Burney: Historical Dictionary of the Hittites. Rowman & Littlefield (2. Auflage), Lanham 2018, S. 49.
  9. a b c d Stefano Liberti: Das Haselnuss-Imperium – Wie das italienische Familienunternehmen Ferrero zu einem der weltweit größten Süßwarenhersteller aufstieg. In: Barbara Bauer Dororthee d’Aprile (Hrsg.): Le Monde diplomatique. Nr. 01/26. TAZ/WOZ, Januar 2020, ISSN 1434-2561, S. 20 f. (übersetzt von Ambros Waibel).