Frankenroda
Frankenroda ist ein Ortsteil der Stadt Amt Creuzburg im Wartburgkreis in Thüringen.
Frankenroda Stadt Amt Creuzburg
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Koordinaten: | 51° 6′ N, 10° 17′ O |
Höhe: | 184 m ü. NN |
Fläche: | 7,07 km² |
Einwohner: | 317 (31. Dez. 2022) |
Bevölkerungsdichte: | 45 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 2024 |
Postleitzahl: | 99826 |
Vorwahl: | 036924 |
Ortsmitte (1991)
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Geografie
BearbeitenGeografische Lage
BearbeitenFrankenroda liegt im Landschaftsschutzgebiet des Werratals. Über dem Ort thront der Mönchsberg, ein nördlicher Seitengipfel des mehrheitlich zu Falken gehörenden Breiten Bergs mit einem kleinen Aussichtsturm. Zu Frankenroda gehört das nördlich des Ortes gelegene Probsteizella.
Geschichte
BearbeitenFrankenroda wurde am 10. Juli 1229 erstmals urkundlich erwähnt.[1] Ludwig der Eiserne wird genannt, als er seinen Besitz des Petersstifts zu Erfurt um einige Ländereien an der Werra zwischen Falken und Frankenroda vermehrt hatte. Zu dieser Zeit waren die Einwohner nach Probsteizella eingepfarrt, da der Ort noch keine eigene Kirche hatte. Um 1715 betrug die Einwohnerzahl von Frankenroda etwa 240 Personen.[2]
Durch Landgraf Balthasar wurde 1392 die Burg Haineck bei Nazza erbaut, die angrenzenden Orte seines Herrschaftsbereiches: Hallungen, Nazza, Lauterbach, Neukirchen, Frankenroda und Ebenshausen wurden zum Burgbezirk der Haineck zusammengefasst, sie bildeten später das Amt Haineck. Nach 1500 erhielten die Herren von Hopffgarten Burg und Amt Haineck als Pfandbesitz und ab 1513 als erbliches Lehen durch den Landesherren, Herzog Friedrich der Weise übertragen. In den folgenden Landesteilungen der wettinischen Gebiete wurde das Amt Haineck und damit auch Frankenroda wegen der Zugehörigkeit zum Hopffgartenschen Gericht stets zum ernestinischen Teil gezählt. Die Hopffgartenschen Gemeinden bildeten so bis 1920 eine Exklave des Gothaer Herzogtums.
Am Abend des 22. November 1944 wurde Frankenroda während des Zweiten Weltkrieges Ziel eines Luftangriffs. Gegen 22:30 Uhr detonierte eine Fliegerbombe neben dem Schulgebäude, welches völlig zerstört wurde.[3]
1976 wurde der Steg über die Werra, der jahrelang den Ort mit den westlich der Werra gelegenen Teilen der Gemarkung und dem Nachbarort Scherbda verband und regelmäßig bei Hochwasser und über Winter abgebaut wurde, durch ein massives Brückenbauwerk ersetzt. Der letztmalige Aufbau des Steges erfolgte im Frühjahr 1977, dann wurde das Bauholz zum Verkauf angeboten. Zu dieser Zeit bestand bereits die heutige Betonbrücke als sichere Verbindung zum jenseitigen Ufer.[4] Die Brücke, eine Stahlbetonkonstruktion, wurde so massiv ausgelegt, dass sie auch Panzern ein Überqueren des Flusses ermöglicht – eine Maßnahme zu Zwecken der Landesverteidigung der DDR. Im Sommer 2019 begann eine grundhafte Sanierung der Brücke mit Erneuerung des Überbaus.[5] Sie wurde im Dezember 2019 abgeschlossen; 700.000 Euro wurden investiert.[6]
Zum 1. Januar 2024 trat die Gemeinde Frankenroda der Stadt Amt Creuzburg bei.[7]
Politik
BearbeitenEhemaliger Gemeinderat
BearbeitenDer Gemeinderat von Frankenroda setzte sich zuletzt aus sechs Ratsfrauen und -herren zusammen.
- CDU: 2 Sitze
- Wählergemeinschaft: 4 Sitze
(Stand: Kommunalwahl am 26. Mai 2019)[8]
Ehemaliger Bürgermeister
BearbeitenDie ehrenamtliche Bürgermeisterin Erika Helbig wurde zuletzt am 5. Juni 2016 wiedergewählt.[9] Nach der Eingemeindung in die Stadt Amt Creuzburg führt sie das Amt als Ortsteilbürgermeisterin fort.
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „Zweifach geteilt von Rot, Silber und Schwarz; oben eine silberne Waage, in der Mitte ein blauer Wellenbalken, unten ein goldener linker Astbalken.“[10] | |
Wappenbegründung: 1509 wurde im Ort ein Gerichtshaus durch die Adligen von Hopfgarten zu Nazza errichtet, auf welches im Wappen die Waage hinweist. Der Wellenbalken symbolisiert die Werra. Der Astbalken als Symbol für einen entästeten Stamm verdeutlicht die Entstehung des Dorfes als Rodungsort.
Das Wappen wurde vom Heraldiker Karl-Heinz Fritze aus Niederorschel gestaltet und am 5. Mai 1997 durch das Thüringer Landesverwaltungsamt genehmigt. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenBauwerke
Bearbeiten- Die Dorfkirche St. Katharinen stammt aus dem 18. Jahrhundert.
- Hoch über dem Ort liegt das Itzentürmchen, ein Aussichtsturm der 1895/96 von dem Frankenrodaer Malermeister Heinrich Möller erbaut wurde. Das 2019 grundhaft sanierte Bauwerk gilt als ein Wahrzeichen des Dorfes und bietet einen Ausblick auf den Werrabogen bei Frankenroda.[6]
Naturdenkmale
BearbeitenDas Naturschutzgebiet Probsteizella befindet sich nördlich der Ortslage und hat eine Größe von 26,9 Hektar. Es wurde am 23. März 1961 ausgewiesen.[11]
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenSchienenverkehr
BearbeitenVon 1902 bis 1945 hatte Frankenroda einen Bahnhof an der Bahnstrecke Schwebda–Wartha, welche den Ort mit Eisenach, Mihla, Creuzburg, Treffurt, Wanfried und Eschwege verband. Am 3. April 1945 wurden im Rahmen der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs die Werrabrücken der Eisenbahnstrecke bei Mihla, Ebenshausen, Frankenroda und Falken gesprengt. Der Schienenverkehr zwischen Mihla und Treffurt wurde daraufhin nicht wieder aufgenommen.
Straßen und Radwege
BearbeitenFür den Straßenverkehr ist Frankenroda über eine von der Landstraße 1016 (Eisenach–Mihla–Mühlhausen) abzweigende Kreisstraße zu erreichen. Durch den Ort verläuft der Werratal-Radweg. Frankenroda wird von Buslinien des Verkehrsunternehmen Wartburgmobil angefahren.
Energieversorgung
BearbeitenIn den 1920er Jahren beabsichtigte die Werrakraftwerke Aktiengesellschaft, deren Hauptgesellschafter das Land Thüringen war, die Errichtung einer Wasserkraftanlage bei Frankenroda. Es war vorgesehen, bei Buchenau ein Walzenwehr zu errichten, ähnlich dem am Wasserkraftwerk Spichra, und von diesem Wasser durch einen etwa 1,8 km langen Druckstollen nach Frankenroda zu leiten. Das Projekt hätte eine Fallhöhe von 11 Metern ergeben und eine Erzeugerleistung von etwa 5000 PS/3680 kW ermöglicht. Vermutlich aus Kostengründen wurde die Planung nicht umgesetzt.[12]
Persönlichkeiten
BearbeitenIn Frankenroda wurden der Orgelbauer Johann Bätz (1709–1770) und der Bildhauer Rudolf Weber (1899–1990) geboren.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 77.
- ↑ Archivlink ( des vom 19. August 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Eberhard Hälbig, Rainer Lämmerhirt: Luftkrieg im Raum Eisenach-Gotha-Hainich-Werratal-Thüringer Wald 1943–1945, Verlag Rockstuhl, 2012, ISBN 978-3-86777-348-5, S. 177f.
- ↑ N.N.: Die brückenlosen Zeiten sind nun endgültig Geschichte. In: Das Volk. Erfurt 9. Juli 1977.
- ↑ Birgit Schellbach: Grüne Hülle für die Werrabrücke, Thüringer Allgemeine/Eisenacher Allgemeine, 31. Juli 2019.
- ↑ a b Jensen Zlotowicz: Leidiges Kapitel der Werrabrücke ist beendet, Thüringer Allgemeine/Eisenacher Allgemeine, 18. Mai 2020.
- ↑ Thüringer Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 15/2023 vom 22. Dezember 2023, S. 347 ff., abgerufen am 22. Dezember 2023
- ↑ Kommunalwahlen in Thüringen am 26. Mai 2019 – Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 29. Mai 2019.
- ↑ Kommunalwahlen in Thüringen am 5. Juni 2016 – Bürgermeisterwahlen, Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 3. Juni 2019.
- ↑ Hartmut Ulle, Erfurt: Neues Thüringer Wappenbuch - Die Wappen der thüringischen Landkreise, Städte und Gemeinden. 3. Auflage. Verlag Rockstuhl; Bad Langensalza, 2011, ISBN 978-3-86777-211-2, S. 191.
- ↑ Klaus Schmidt: Der Wartburgkreis. Natur und Landschaft. In: Wartburgkreis (Hrsg.): Naturschutz im Wartburgkreis. Band 7. Druck und Verlagshaus Frisch, Eisenach und Bad Salzungen 1999, S. 87.
- ↑ Siegmar Neuhaus: Das Wasserkraftwerk Spichra an der Werra, Thüringer Energie AG, 1998, S. 14.
Literatur
Bearbeiten- Gemeindeverwaltung Frankenroda (Hrsg.): 900 Jahre Frankenroda 1104–2004. Verlagshaus Frisch, Eisenach 2004.