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Ernst Ortlepp

deutscher Dichter des Vormärz

Ernst Ortlepp (* 1. August 1800 in Droyßig; † 14. Juni 1864 bei Schulpforte) war ein deutscher Dichter des Vormärz.

Gedenktafel auf dem Friedhof Schulpforte
Schillerlieder, gesammelt von Ernst Ortlepp, 1839

Ortlepp wurde als Sohn eines evangelischen Pfarrers geboren. Im Alter von 12 bis 19 Jahren wurde er an der Landesschule in Schulpforte unterrichtet, danach studierte er Theologie und Philosophie in Leipzig. 1824 beendete er sein Studium ohne Abschluss. Daraufhin wohnte er eine Zeit lang als „Privatier“ bei seinem Vater in Schkölen.

In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts ging Ortlepp abermals nach Leipzig, wo er sich einen Ruf als politisch engagierter Dichter erarbeiten konnte. Zu seinen wichtigsten Werken gehörten die Polenlieder. In jener Zeit machte er auch Bekanntschaft mit Heinrich Laube und Richard Wagner, (Johann Wolfgang von Goethe hatte er wenige Jahre zuvor kennen gelernt). Ortlepps kritische Zeilen in Fieschi veranlassten Metternich, dieses Gedicht verbieten zu lassen. 1836 fiel Ortlepp endgültig in Ungnade und musste der Stadt den Rücken kehren.

Im Zeitraum zwischen 1837 und 1853 hielt er sich in Württemberg auf. Damals lebte er vor allem von seiner Tätigkeit als Verleger und Übersetzer. Obwohl er das Werk recht kritisch bewertet, erschien 1840 seine komplette Übersetzung der Sonette Shakespeares, in der er allerdings nach eigener Angabe Anleihen bei den Übersetzungen Karl Richters und Gottlob Regis’ macht. Im Revolutionsjahr 1848 versuchte er mit seinem Werk Germania eine Art deutsches Nationalgedicht zu schaffen. Seit 1853 wohnte der mittlerweile verarmte Ortlepp wieder in seiner alten Heimat.

Nach dem gescheiterten Versuch, 1856 Lehrer an einer höheren Schule zu werden, rutschte er noch tiefer ins soziale Abseits. Aus Köln erhielt er seine einzige Auszeichnung: ein Narrendiplom. Er kam nun wiederholt mit der Justiz in Konflikt und musste 1858 und 1861 zwei Gefängnisstrafen in Zeitz absitzen. Sein dichterisches Schaffen wurde dadurch aber nicht beendet. Es erschienen im betreffenden Zeitraum weiterhin zahlreiche Gedichte Ortlepps im Naumburger Kreisblatt.

In den letzten Jahren vor seinem Tod hielt er sich oft an seiner alten Schule auf, wo er mit einigen Schülern befreundet war. Zu diesen gehörte Friedrich Nietzsche, den Ortlepp nach der Meinung des Nietzscheforschers Hermann Josef Schmidt durch mutmaßliches päderastisches Verhalten wie auch durch seine aggressive Blasphemie geprägt haben soll. Beeindruckend war gleichwohl sein fachlich fundiertes Wirken als Nachhilfelehrer. Er faszinierte die jungen Adepten durch seine Skurrilität und fast magische Ausstrahlung.

Der Schriftsteller Joachim Köhler übernahm die Entdeckungen Hermann Josef Schmidts[1] in seine Nietzsche-Biographie.[2]

Ernst Ortlepp starb am 14. Juni 1864 unter nie ganz geklärten Umständen. Die Literaturkritik war froh: Robert Prutz denunzierte ihn posthum als allerletzten Vertreter eines fehlinterpretierten Sturm und Drang. Der 19-jährige Nietzsche schrieb damals Folgendes in einem Brief:

„Der alte Ortlepp ist übrigens todt. Zwischen Pforta und Almrich fiel er in einen Graben und brach den Nacken. In Pforta wurde er früh morgens bei düsterem Regen begraben; vier Arbeiter trugen den rohen Sarg; Prof. Keil folgte mit einem Regenschirm. Kein Geistlicher. Wir sprachen ihn am Todestag in Almrich. Er sagte, er gienge sich ein Logis im Saalthale zu miethen. Wir wollen ihm einen kleinen Denkstein setzen; wir haben gesammelt; wir haben an 40 Thl.[3]

Gedichte und andere Werke

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  • Die Abendglocken. 1831[4]
  • Fieschi: Ein poetisches Nachtstück. L. Fort, Leipzig 1835 (online bei Google Books).
  • Beethoven. Eine phantastische Charakteristik, Leipzig 1836 (Digitalisat)
  • Shakespeare's Sonette, in: Nachträge zu Shakspeare's Werken in vier Bänden, Band 3 (1840), S. 221–324

Literatur

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  • Paul Mitzschke: Erinnerungen an Ernst Ortlepp. in: Thüringer Monatsblätter XIX, 1912, S. 137–141
  • Friedrich Nemec: Ortlepp, Ernst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 601 (Digitalisat).
  • Roland Rittig und Rüdiger Ziemann (Herausgeber): Ernst Ortlepp, Klänge aus dem Saalthal, Gedichte, Halle (Saale) 1999
  • Roland Rittig und Rüdiger Ziemann (Herausgeber): Ernst Ortlepp, Dokumente seines Lebens und seines Werkes in den Beständen des Museums Schloss Moritzburg Zeitz, Halle (Saale) 2000
  • Roland Rittig und Rüdiger Ziemann (Herausgeber): Ernst Ortlepp, Fieschi. Ein poetisches Nachtstück, Halle (Saale) 2001, Verlag Janos Stekovics
  • Roland Rittig und Rüdiger Ziemann (Herausgeber): Nietzsche und Ortlepps „dämonisches Lied“. In: Nietzscheforschung. Jahrbuch der Nietzsche-Gesellschaft, Band 7, Berlin 2000, Akademie-Verlag
  • Schriften der Ernst-Ortlepp-Gesellschaft:
    • Band 1: Hermann Josef Schmidt: DICHTERSCHICKSALS Wolke - Ernst Ortlepps Weg nach Zeitz, Halle (Saale) 2001, Verlag Janos Stekovics
    • Band 2: „Dem freien Geiste freien Flug“. Beiträge zur deutschen Literatur, 2003 (Herausgeber: Roland Rittig, Dieter Bähtz und Manfred Beetz)
    • Band 3: Ich dichte fort, bis dieses Leben schwindet. Ernst-Ortlepp-Kolloquium 2004 in Schulpforte.[5]
  • Manfred Neuhaus: Tatsachen und Mutmaßungen über Ernst Ortlepp. Books on Demand GmbH, Norderstedt 2005, ISBN 3-8334-2303-X.
  • Manfred Neuhaus: Der Komet / Das Nordlicht (1830–1833) und Ernst Ortlepp. Books on Demand GmbH, Norderstedt 2005.
  • Hermann J. Schmidt: Der alte Ortlepp war's wohl doch. Alibri Verlag Aschaffenburg, 2. stark veränderte Auflage 2004, ISBN 3-932710-69-X.
  • Günter Schulte: Nietzsches dionysische Initiation, in: ders.: Philosophie der letzten Dinge. Über Liebe und Tod als Grund und Abgrund des Denkens, Kreuzlingen/München, Heinrich Hugendubel Verlag, 1997, S. 156–173.
  • Thomas Steinert: „Dionysos war hier“. Ernst Ortlepp: Des Dichters Leben und Werk in Wort und Bild. Leipzig, Verlag Pro, Leipzig 2010, ISBN 978-3-936508-57-4.
  • Ernst Ortlepp: Rede des ewigen Juden (Neu hg. v. R. Rittig und R. Ziemann mit Zeichnungen von Dieter Golztsche), Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2014, ISBN 978-3-95462-284-9
  • Schriften der Ernst-Ortlepp-Gesellschaft:
    • Band 9: Anne Usadel, Kai Agthe und Roland Rittig (Herausgeber): Der alte Ortlepp ist übrigens todt ... ‒ aber nicht vergessen. Literarisches Kolloquium zum 150. Todestag des Dichters Ernst Ortlepp aus Droyßig. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2015
    • Band 10: Anne Usadel (Herausgeberin): Die Briefe Ernst Ortlepps – Eine kommentierte Bestandsaufnahme. Akademikerverlag, Saarbrücken 2015
    • Band 11: Manfred Neuhaus: Musik, Musik! Du Echo andrer Welten – Ernst Ortlepp und die Musik. epubli, Berlin 2019[6]
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Wikisource: Ernst Ortlepp – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Vgl. Joachim Köhler: Gefährliche Gottheit, in: stern, Nr. 41, Hamburg 1994, S. 246.
  2. Joachim Köhler: Zarathustras Geheimnis. Friedrich Nietzsche und seine verschlüsselte Botschaft, Reinbek bei Hamburg, Rowohlt, 1992.
  3. An Wilhelm Pinder in Heidelberg, Naumburg, 4. Juli 1864 Volltext
  4. Google Books (online), (1414)
  5. http://fbk-lsa.de/index.php?id=21&autor=102, abgerufen am 7. Februar 2020
  6. https://www.ernst-ortlepp.de/index.html, abgerufen am 7. Februar 2020