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Der Schrei (1957)

Film von Michelangelo Antonioni (1957)

Der Schrei ist ein italienisch-US-amerikanisches Filmdrama von Michelangelo Antonioni aus dem Jahr 1957. Der preisgekrönte Film gilt zwar als spätes Werk des italienischen Neorealismus, geht aber mit seiner äußerst stilisierten Bildsprache und seiner existenzialistisch geprägten Psychologie der Figuren weit darüber hinaus.

Film
Titel Der Schrei
Originaltitel Il grido
Produktionsland Italien, USA
Originalsprache Italienisch
Erscheinungsjahr 1957
Länge 116 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Michelangelo Antonioni
Drehbuch Michelangelo Antonioni
Elio Bartolini
Ennio De Concini
Produktion Franco Cancellieri
Musik Giovanni Fusco
Kamera Gianni Di Venanzo
Schnitt Eraldo Da Roma
Besetzung

Antonioni ist dafür bekannt, dass er sich der Isolation des Menschen sowie der Verwirrung seiner Gefühle auf eine pessimistische Art nähert.[1] Im Zentrum dieser melancholisch dargebotenen Geschichte steht der vom Leben und der Liebe enttäuschte Fabrikarbeiter Aldo, der nach dem Scheitern seiner Beziehung, auf der Suche nach einem neuen Lebensinhalt durch Norditalien irrt.[2]

Handlung

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Ein kleiner Ort mit einer Fabrik in der italienischen Po-Ebene. Es ist Winter. Dichter Nebel liegt über der Landschaft, den Häusern und den Menschen. Als Irma vom Tod ihres vor Jahren nach Australien ausgewanderten Mannes erfährt, trennt sie sich von Aldo, mit dem sie seit sieben Jahren eine Beziehung hatte. Sie möchte mit einem anderen Mann, den sie seit kurzem liebt, noch einmal neu anfangen. Aldo ist erschüttert und möchte sie nicht verlieren. In seiner Verzweiflung schlägt er ihr auf offener Straße mehrmals ins Gesicht. Stumm schauen die Bewohner des Ortes zu.

Mit der gemeinsamen Tochter Rosina verlässt Aldo den Ort. Wehmütig blickt Rosina zurück. Sie besuchen Elvia, Aldos ehemalige Freundin, die ihn immer noch liebt. Elvia freut sich über seine Anwesenheit, aber als Irma einen Koffer mit Kleidung für Aldo und Rosina vorbeibringt, spürt sie, dass Aldo nur gekommen ist, weil Irma ihn verlassen hat. Elvia fordert ihn auf, wieder zu gehen. Am nächsten Morgen ist er mit seiner Tochter verschwunden.

Ziellos ziehen Vater und Tochter durch verlassene Landschaften und über einsame Landstraßen. Schließlich stranden sie bei der attraktiven und selbstbewussten Virginia, die mit ihrem alten Vater eine Tankstelle betreibt. Rosina versteht sich gut mit dem Alten, einem Anarchisten und Trinker. Als sich zwischen Virginia und Aldo eine Affäre entwickelt, ist Rosina verstört.

Mit dem Bus schickt Aldo seine Tochter nach Hause zu ihrer Mutter. Er weiß, dass das Kind unter der Situation leidet. Auch in der Beziehung mit Virginia sieht er keine Zukunft und verlässt sie, während sie im Café auf ihn wartet.

Aldo lernt Andreina kennen, eine lebenslustige, hübsche junge Prostituierte, die in einer kleinen Hütte am Fluss lebt. Er gefällt ihr, aber seine Antriebslosigkeit macht ihr zu schaffen. Als sie Hunger leidend einen Freier aufsucht, um ein paar Lire zu verdienen, folgt ihr Aldo. Aber auch in dieser Situation ist er nicht in der Lage, ihr eine Stütze zu sein. Er geht und lässt sie verzweifelt zurück.

Per Anhalter kehrt Aldo in seinen Heimatort zurück. Er sieht seine Tochter in dem Haus des neuen Mannes von Irma verschwinden. Durch das Fenster entdeckt er, wie Irma ein Baby wickelt. Er wendet sich ab und geht davon. Doch sie hat ihn entdeckt und folgt ihm. Während sich der ganze Ort zu einer Demonstration gegen den Bau eines Flugplatzes versammelt, geht Aldo zu der Zuckerfabrik, in der er ein Jahr zuvor gearbeitet hat. Irma läuft ihm hinterher. Er steigt auf den Turm der Firma. Irma ruft seinen Namen, wie in Trance winkt er ihr zu, dann stürzt er sich hinab. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stößt sie einen gellenden Schrei aus.

Rezeption

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„Michelangelo Antonioni wählte graue, kunstvoll triste Bilder, um den Seelenzustand seines desillusionierten Helden darzustellen und fand damit zu seinem eigenen ästhetischen Stil. Der Regisseur hält ‚Der Schrei‘ für einen seiner besten, persönlichsten Filme. Melancholie pur, großartig fotografiert.“

Cinema[2]

„Einer der großen Meister des italienischen Films, Regisseur Michelangelo Antonioni, drehte dieses ergreifende Psychogramm eines verlassenen Mannes. In diesem Film, der 1957 auf den Festspielen in Locarno mit dem Großen Preis der Kritik ausgezeichnet wurde, fand Antonioni erstmals zu seinem eigenen Stil.“

Film-Lexikon.de[3]

„Wer einmal ‚Der Schrei‘ (1957) sah, für den werden sich die schwermütige Flußlandschaft am Po mit den ärmlichen Hütten, der vom Leben enttäuschte Arbeiter Aldo, der mit seiner Tochter an einer Straße entlang geht, und sein Sprung am Ende von einem Fabrikturm für immer als etwas Zusammengehöriges eingeprägt haben.“

Welt.de[4]

„Antonioni gelangte mit diesem pessimistischen Außenseiterporträt erstmals zu einer konsequenten Ausformung seines Stils: In den grauen, trostlosen Schauplätzen teilt sich die innere Verfassung seines Helden unaufdringlich mit; ohne viele Worte, aber reich an symbolischen Details entsteht das Bild einer Grenzsituation, in der sich später vor allem Antonionis Frauengestalten wiederfinden. - Sehenswert.“

1957 erhielt der Film den Goldenen Leoparden und im Folgejahr Gianni Di Venanzo den Nastro d’Argento für die Beste Kamera.

Literatur

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  • Alfred Andersch: Das Meer, Erzählung frei nach „Der Schrei“ von Michelangelo Antonioni, im Roman „Die Rote“ (Diogenes 1972, Neufassung), einzeln in „Gesammelte Erzählungen“ (Diogenes 1999)
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Einzelnachweise

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  1. Michelangelo Antonioni Film Lexikon, aufgerufen am 27. Dezember 2021
  2. a b Der Schrei. In: cinema. Abgerufen am 20. April 2022.
  3. film-lexikon.de: Schrei
  4. welt.de: Michelangelo Antonioni. Der Regisseur der banalen Nicht-Orte ist tot
  5. Der Schrei. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 20. April 2022.