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Christof Wackernagel

deutscher Schauspieler und Autor; ehemaliges RAF-Mitglied

Christof Michael Wackernagel (* 27. August 1951 in Ulm) ist ein deutscher Schauspieler und Schriftsteller. Er ist ein ehemaliger Terrorist[1][2][3] der Rote Armee Fraktion (RAF) und wurde 1980 wegen Mordversuchs und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu 15 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, von der er zwei Drittel verbüßte. 1983 distanzierte er sich von der RAF.

Christof Wackernagel (2016)

Herkunft und Familie

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Wackernagel ist das Kind des Künstlerehepaars Peter Wackernagel (1913–1958), Intendant am Ulmer Theater, und der Schauspielerin Erika Wackernagel, geb. Ritzen (1925–1995). Bereits mit sieben Jahren wurde er Halbwaise, als der Vater starb. 1960 zog die Mutter mit Christof und seiner Schwester Sabine nach München und heiratete 1961 den Architekten Heinrich Guter (1925–2015).

Seine Schwester Sabine Wackernagel (* 1947 in Stuttgart) und deren Tochter Katharina Wackernagel (* 1978 in Freiburg) sind erfolgreiche Schauspielerinnen. Katharinas Bruder Jonas Grosch ist Filmregisseur; 2007 erschien von ihm ein Dokumentarfilm über Wackernagel mit dem Titel Der Weiße mit dem Schwarzbrot.

Wackernagel verließ vorzeitig das Gymnasium und spielte 1967 seine erste Hauptrolle in dem Film Tätowierung. Mit diesem Film nahm er am Wettbewerb der Berlinale 1967 teil. Es folgten weitere Rollen. Der Spiegel benennt ihn 1980 rückblickend als „Jungfilmstar“.

Wackernagel kam Anfang der 1970er Jahre nach Stuttgart, arbeitete weiter als Schauspieler und übte mehrere Hilfstätigkeiten aus, um sein Auskommen zu sichern. Außerdem drehte er eigene Videofilme.[4][5]

RAF-Zeit

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Gemeinsam mit zwei Freunden erwarb er eine Druckerei, die mit der Roten Hilfe zusammenarbeitete. Zunehmend engagierte sich Wackernagel auch selbst für Inhaftierte und gegen die als „Isolationsfolter“ kritisierten Haftbedingungen. Im Auftrag von Klaus Croissant war er im Stammheim-Prozess 1975 als Tontechniker tätig.[6]

Anfang 1977 schloss sich Wackernagel der RAF an[6] und tauchte im Sommer 1977 unter. Im Zuge des Deutschen Herbstes wurde nach ihm als Terroristen steckbrieflich gefahndet.[7] Am 10. November 1977 versuchten die niederländische Polizei und deutsche Zielfahnder, Wackernagel und seinen Freund Gert Schneider in Amsterdam festzunehmen. Ein niederländischer Polizist eröffnete dabei das Feuer, Wackernagel schoss zurück und Schneider zündete eine Handgranate.[8] Beide wurden angeschossen und anschließend festgenommen. Drei der beteiligten niederländischen Polizeibeamten erlitten schwere Schussverletzungen.[8][9]

Verurteilung und Haft

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1979 wurde Wackernagel in den Niederlanden zu 15 Jahren Haft verurteilt.[9] Nach seiner Überstellung nach Deutschland wurde er am 15. Oktober 1980 vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf wegen Mordversuchs und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung (RAF) zu 15 Jahren Haft verurteilt. Die ehemaligen RAF-Mitglieder Volker Speitel und Hans-Joachim Dellwo hatten Wackernagel im Prozess erheblich belastet.[10]

1983 distanzierte er sich von der RAF.

Im Gefängnis begann Wackernagel mit dem Schreiben und veröffentlichte 1984 seinen ersten Roman und 1986 einen Gedichtband. Ab 1984 trat mit Claus Peymann, damals Intendant am Bochumer Schauspielhaus, ein prominenter Fürsprecher Wackernagels für eine vorzeitige Entlassung auf und sorgte damit für politische Schlagzeilen, da sich vor allem Bernhard Worms, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag Nordrhein-Westfalen, dagegen aussprach. Auch Herman van Hoogen, der Polizist, der ihn festgenommen hatte, plädierte für seine vorzeitige Entlassung.[11] 1986 kam Wackernagel in den offenen Vollzug und konnte ab August als Regie- und Dramaturgieassistent am Bochumer Schauspielhaus arbeiten. Nachdem er zwei Drittel der Strafe (beginnend 1977) verbüßt hatte, wurde Wackernagel 1987 unter Auflagen aus der Haft entlassen.

Nach der Haft

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Zunächst wurde er wieder für Rollen gebucht. Ab 1991 ebbte der anfängliche Erfolg ab; nach Wackernagels Meinung war der „Terroristen-Voyeurismus“[12] vorbei. Seit Mitte der 1990er Jahre war Wackernagel wieder in verschiedenen Fernsehfilmen und -serien wie auch in Kinofilmen zu sehen. Zudem schreibt er Bücher und Dramen, malt, produziert Hörspiele und engagiert sich auch wieder politisch. 1992 wurde Wackernagel mit dem „Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur“ ausgezeichnet.

Rund zehn Jahre lang lebte Wackernagel in Bamako,[13] der Hauptstadt von Mali. 2007 erschien unter der Regie seines Neffen Jonas Grosch der Dokumentarfilm Der Weiße mit dem Schwarzbrot über sein Leben in Mali bei dem Musiker Madou Coulibaly und seiner Haushälterin Assa und seinen Versuch, vor Ort zusammen mit den Maliern eine Vollkornbäckerei zu gründen.[14] In Gesprächen mit Wackernagel wird auch sein früheres Leben in Deutschland reflektiert.

Inzwischen kehrte er zusammen mit seinem Sohn Peter zurück nach Deutschland und lebt in Ottobrunn bei München.[15] Die Mutter seines Sohnes Peter, Batoma Daou, blieb in Mali.[16]

Filmografie

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Schriften

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Hörspiele

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Literatur

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  • Komitee für Grundrechte u. Demokratie e. V. (Hrsg.): Petition zugunsten Herrn Gert Schneider und zugunsten Herrn Christof Wackernagel; 1986 Sensbachtal, Komitee für Grundrechte und Demokratie ISBN 3-88906-020-X.
  • Flocke, Sarah-Janine: Bochumer Bekannte [1], Elli-Maria Altegoer, Carmen Gelse, Frank Goosen, Dietrich Grönemeyer, Frank Hilbig, Goiko Javanovic, Rudolf Klein, Dieter Maiweg, Johann Mauer, Sascha Otto, Volker Sendt, Werner Streletz, Christof Wackernagel und Dariusz Wosz im Porträt; 2002 Bochum, Biblioviel-Verlag, ISBN 3-928781-81-2.
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Commons: Christof Wackernagel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Christof Wackernagel war Terrorist - und bäckt heute in Mali Brot. Sein Neffe Jonas Grosch ist Regisseur. Für einen Film haben sie sich gefunden: Besuch beim Onkel | Archiv - Berliner Zeitung. 3. September 2014, archiviert vom Original am 3. September 2014; abgerufen am 30. Oktober 2021.
  2. Matthias Schmid: Ex-RAF-Terrorist hat das Will-Publikum hinter sich. In: welt.de, im Internetarchiv. 24. Januar 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Dezember 2014; abgerufen am 29. April 2016.
  3. Sabine Vogel: Autor Christof Wackernagel: Da könnte ich rückfällig werden. In: fr-online.de. 8. Oktober 2011, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 18. Dezember 2014.@1@2Vorlage:Toter Link/archiv.berliner-zeitung.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  4. Aus Engelchens Welt in den Untergrund. SPIEGEL-Redakteur Heinz Höfl über den Terroristen Christof Wackernagel. In: Der Spiegel. Nr. 45, 1977, S. 60–62 (online31. Oktober 1977).
  5. Videofilm: Der Vietnamkrieg ist in der BRD noch nicht zu Ende, auf Youtube
  6. a b Tobias Wuschnik: Baader-Meinhofs Kinder: Die zweite Generation der RAF. Springer-Verlag, Wiesbaden 1997, S. 232.
  7. Bild des Fahndungsplakats auf jugendopposition.de (Bundeszentrale für politische Bildung / Robert-Havemann-Gesellschaft e. V.), gesichtet am 27. März 2017.
  8. a b Harte Kiste. In: Der Spiegel. Nr. 9, 1980, S. 88–89 (online).
  9. a b Erik Brouwer: Zijn deze terroristen ondergedoken in Nederland? 22. September 2020, abgerufen am 24. Oktober 2020 (niederländisch).
  10. Tobias Wuschnik: Baader-Meinhofs Kinder: Die zweite Generation der RAF. Springer-Verlag, Wiesbaden 1997, S. 139f.
  11. Fabian Grieger: Eine besondere Beziehung: Die Freundschaft nach dem Schuss. In: taz. 12. Juli 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 13. Juli 2020]).
  12. Christof Wackernagel. In: prisma. Abgerufen am 26. März 2021.
  13. "Ich bin für jeden Albtraum dankbar"
  14. Der Weiße mit dem Schwarzbrot. In: Der Spiegel. Nr. 24, 2008 (online).
  15. Christof Wackernagel, Schauspieler. Die schlimmen Seiten des schönen Kontinents. SWR1, 29. April 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. August 2018; abgerufen am 27. März 2024.
  16. Dokument der deutschen Botschaft in Bamako über eine Vaterschaftsanerkennung der Mutter vom 1. Februar 2013: "Eheschließung nicht ordnungsgemäß nach malischem Recht geschlossen. Ehe daher nichtig"
  17. Christof Wackernagel. Abgerufen am 30. September 2024.