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Bellings

Stadtteil von Steinau an der Straße

Bellings ist ein Stadtteil von Steinau an der Straße im hessischen Main-Kinzig-Kreis.

Bellings
Koordinaten: 50° 18′ N, 9° 30′ OKoordinaten: 50° 18′ 22″ N, 9° 30′ 12″ O
Höhe: 246 m ü. NHN
Fläche: 6,3 km²[1]
Einwohner: 604 (30. Juni 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 96 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Oktober 1969
Postleitzahl: 36396
Vorwahl: 06663
Karte
Bürgerhaus in der Alten Schule

Geografische Lage

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Bellings liegt an beiden Seiten des Erlenbaches im Nordosten des Main-Kinzig-Kreises auf einer Höhe von 250 m über NN etwa vier Kilometer östlich des Hauptortes.

Bellings grenzt im Norden an den Ort Niederzell, im Osten an den Ort Hohenzell, im Süden an den Gutsbezirk Spessart und im Westen an Steinau.

Geschichte

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Historische Namensformen

In erhaltenen Urkunden wurde Bellings unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Beldinges (1167), Beldiges (1343), Bellinges (1397) und Bellings (1418)-

Mittelalter

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Die Ansiedlung wurde wohl schon um 800 n. Chr. gegründet. Die älteste erhaltene Erwähnung stammt aber aus dem Jahr 1167.[1] Das Dorf gehörte zum Amt Schlüchtern, einem Lehen des Bischofs von Würzburg. Zunächst im Besitz derer von Grumbach, erbten das Dorf 1243 die Grafen von Rieneck, die es 1316 an die Herren von Hanau (ab 1429: Grafschaft Hanau) verkauften. Bei der Hanauer Landesteilung von 1456 kam Bellings zur Grafschaft Hanau-Münzenberg.

Frühe Neuzeit

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Die Grafschaft Hanau-Münzenberg schloss sich in der Reformation zunächst der lutherischen Konfession an, ab 1597 war sie reformiert. Ursprünglich war Bellings kirchlich nach Schlüchtern eingepfarrt, erst seit 1843 nach Hohenzell. Die Eigenschaft als Würzburger Lehen führte nach der Reformation zu Spannungen zwischen der nun zunächst lutherischen, ab 1597 reformierten Grafschaft Hanau-Münzenberg und dem weiter römisch-katholischen Bistum Würzburg. Ein langjähriger Prozess vor dem Reichskammergericht dauerte von 1571 bis 1624 und endete mit einem Restitutionsmandat über das Amt Schlüchtern zugunsten Würzburgs. Von 1628 bis 1631 war es deshalb von Würzburg besetzt, im Zuge des Dreißigjährigen Krieges 1631–1637 wieder von Hanau und ab 1637 erneut von Würzburg. 1656 kam es zu einem Vergleich zwischen Hanau und Würzburg, wobei Hanau das Amt Schlüchtern – und damit auch Bellings – erhielt und dem Bistum dafür Orb überließ.[3]

Mit dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fiel Bellings 1736 mit der ganzen Grafschaft Hanau-Münzenberg an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, aus der 1803 das Kurfürstentum Hessen wurde.

Während der napoleonischen Zeit stand Bellings ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807–1810 zum Fürstentum Hanau und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, im Rahmen derer Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, gehörte Bellings zum Landkreis Schlüchtern. 1866 wurde das Kurfürstentum nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg von Preußen annektiert und ist nach dem Zweiten Weltkrieg Bestandteil des Bundeslandes Hessen geworden. Bellings wechselte entsprechend die Verwaltungen, denen es zugehörte.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 1. Dezember 1969 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Bellings im Vorfeld der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Steinau als Stadtteil eingemeindet. Für den Stadtteil Bellings wurde, wie für die anderen Stadtteile von Steinau, ein Ortsbezirk eingerichtet.[4] Mit der Hessischen Gebietsreform wurde der Landkreis Schlüchtern im Jahr 1974 aufgelöst und Bellings liegt seit dem im Main-Kinzig-Kreis. Am 1. Januar 1978 wurde die Stadt Steinau amtlich in Steinau an der Straße umbenannt.[5]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Bellings angehört(e):[1][6]

Bevölkerung

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Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Bellings 609 Einwohner. Darunter waren 9 (1,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 102 Einwohner unter 18 Jahren, 149 waren zwischen 18 und 49, 141 zwischen 50 und 64 und 117 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 237 Haushalten. Davon waren 54 Singlehaushalte, 72 Paare ohne Kinder und 84 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 39 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 147 Haushaltungen leben keine Senioren.[9]

Einwohnerentwicklung

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Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1538: 16 Steuernde
• 1587: 20 Schützen und 6 Spießer
• 1632: 28 Haushaltungen
• 1753: 36 Haushaltungen mit 224 Personen
• 1812: 46 Feuerstellen, 345 Seelen
Bellings: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2021
Jahr  Einwohner
1812
  
345
1834
  
404
1840
  
409
1846
  
414
1852
  
405
1858
  
372
1864
  
400
1871
  
365
1875
  
354
1885
  
347
1895
  
367
1905
  
368
1910
  
389
1925
  
395
1939
  
419
1946
  
608
1950
  
587
1956
  
498
1961
  
509
1967
  
517
1970
  
528
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2008
  
683
2011
  
609
2015
  
624
2021
  
661
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Steinau[10][2]; Zensus 2011[9]

Historische Religionszugehörigkeit

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• 1885: 346 evangelische (= 99,71 %), ein katholischer (= 0,29 %) Einwohner[1]
• 1961: 468 evangelische (= 91,94 %), 40 katholische (= 7,86 %) Einwohner[1]

Für Bellings besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Bellings) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[4] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 48,99 %. Alle Kandidaten gehören der Liste „Bürger für Bellings“ an.[11] Der Ortsbeirat wählte Jürgen Schmidt zum Ortsvorsteher.[12]

Sehenswürdigkeiten

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Bellinger Warte
  • Die Bellinger Warte, war ein im Mittelalter errichteter Wachtturm. Sie war eine von vier Warten um Steinau, die zusammen mit Wällen, Gräben und Hecken der Landwehr dienten. Am Parkplatz an der Bellinger Warte ist ein Teilstück dieser Wallgrabenanlage noch deutlich erkennbar. Der heutige Turm wurde als 9,5 m[13] hoher Nachbau 1964/65 errichtet und dient als Aussichtsturm auf Steinau und Bellings.
  • Unterhalb der Bellinger Warte hat sich ein kleines Stück Wacholderheide-Landschaft erhalten.
  • Am 10. Oktober 2010 wurde um 10.10 Uhr die neue Uhr auf dem Bürgerhaus eingeweiht.[14]

Literatur

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  • Matthias Nistahl: Studien zur Geschichte des Klosters Schlüchtern im Mittelalter. Diss. Darmstadt u. Marburg, 1986, S. 158f.
  • Engelhard Regenerus: Erdbeschreibung der Hessischen Lande Casselischen Antheiles mit Anmerkungen aus der Geschichte und aus Urkunden erläutert. Teil 2. Cassel 1778, ND 2004, S. 804.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926, S. 32.
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Commons: Bellings – Sammlung von Bildern

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Durch den Reichsdeputationshauptschluss.
  3. Infolge der Napoleonischen Kriege.
  4. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  5. Trennung von Justiz (Justizamt Steinau (Assistenzamt Schlüchtern)) und Verwaltung.
  6. Infolge des Deutschen Krieges.
  7. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Bellings, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Haushalt 2024. (PDF; 33 MB) Einwohnerstatistik Stadt Steinau an der Straße. Abgerufen im August 2024.
  3. Wilhelm Dersch: Hessisches Klosterbuch. Quellenkunde zur Geschichte der im Regierungsbezirk Cassel, der Provinz Oberhessen und dem Fürstentum Waldeck gegründeten Stifter, Klöster und Niederlassungen von geistlichen Genossenschaften. Marburg 1915, S. 108f.
  4. a b Hauptsatzung. (PDF; 367 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Steinau an der Straße, abgerufen im August 2024.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 376, 277 und 385 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 208 f. (online bei Google Books).
  8. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 76.
  9. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 84, archiviert vom Original am 11. Juli 2021;.
  10. 2008:Übersicht, Einwohnerzahlen (- ca. 45 Nebenwohnungen). In: Webauftritt. Gemeinde Steinau an der Straße, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2021.
    2015:Übersicht, Einwohnerzahlen (- ca. 45 Nebenwohnungen). In: Webauftritt. Gemeinde Steinau an der Straße, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2021.
  11. Ortsbeiratswahl Bellings. In: Votemanager. Stadt Steinau an der Straße, abgerufen im August 2024.
  12. Ortsbeirat Bellings. In: Ratsinfosystem. Stadt Steinau an der Straße, abgerufen im August 2024.
  13. Bellinger Warte auf warttuerme.de
  14. Fuldaer Zeitung: Die neue Uhr auf dem Bürgerhaus@1@2Vorlage:Toter Link/www.fuldaerzeitung.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven).