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Beim Notruf der Autoversicherer, auch Notrufzentrale genannt, liefen zwischen 1999 und Mitte 2024 alle eingehenden Notrufe der fast 17.000 Säulen an den deutschen Autobahnen zusammen. Der Notruf der Autoversicherer war eine Dienstleistung der GDV Dienstleistungs-GmbH (GDV DL) des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) mit Sitz in Hamburg. Für den technischen Support der Säulen sind die zuständigen Fernmeldemeistereien der Landesstraßenbauverwaltungen verantwortlich. Die GDV DL hat 2019 im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung erneut den Auftrag zur Bearbeitung der Notrufe, die von Autobahnnotrufsäulen abgesetzt wurden, bis 2023 erhalten.

Seit 2024 kümmert sich die Firma Bosch um die Entgegennahme der Notrufe.

Nach Angaben der GDV DL wurden täglich bis zu 500 Anrufe entgegengenommen. Bei etwa zwei Dritteln davon handelte es sich um Pannenhilfeanfragen.

Die Notrufzentrale kümmerte sich in erster Linie um Anrufe, die durch die Notrufsäulen im gesamten Bundesgebiet eingehen. In Hamburg wurden die Daten von Pannen- oder Unfallmeldungen der Verkehrsteilnehmer aufgenommen.

Alle Standorte der Notrufsäulen sind geovermessen. So wird der Standort des Verkehrsteilnehmers beim Betätigen der Notrufsäule direkt auf den Bildschirmen in der Notrufzentrale angezeigt. Die Mitarbeiter in der Notrufzentrale nutzen die geografischen Informationen, damit schnell die gewünschte Hilfe organisiert werden kann. Ein Aufkleber an der Notrufsäule gibt ebenfalls Auskunft über deren Standort. Die Notrufsäulen verfügen entweder über eine Klappe, die angehoben werden muss oder über zwei Tasten. Die rote Taste wird für Unfallnotrufe benutzt. Die Notrufzentrale bringt den Anrufer unmittelbar mit der örtlich zuständigen Polizei- oder Rettungsleitstelle in Kontakt. Eine Konferenzschaltung zwischen dem Verkehrsteilnehmer, der Polizei oder Rettungskräften sichert schnelle Hilfe vor Ort.

Bei Pannen hilft die gelbe Taste der Säule. Der eingegangene Pannenruf wird dann umgehend aufgenommen und Hilfe organisiert. Das ist, je nach Wunsch des Verkehrsteilnehmers, ein Automobilclub, ein Abschleppdienst über einen Pannenschutzbrief der Autoversicherung oder ein freier Hilfeleister aus der näheren Umgebung.

Die Notrufsäulen stehen im Abstand von 2 km. Wo die nächste Notrufsäule steht, zeigen die weißen Begrenzungspfähle entlang der Autobahnen. Schwarze Pfeile darauf weisen den Weg zur nächstgelegenen Säule.

Hilfe unterwegs bietet auch der Unfallmeldedienst (UMD), ein automatisches Notrufsystem für Pkw. Der Unfallmeldedienst kommt sowohl bei schweren Unfällen als auch bei Blechschäden und Pannen zum Einsatz. Erfahrene Notrufagenten nehmen die eingehenden Unfallmeldungen entgegen, leiten entsprechende Maßnahmen ein und sorgen für die notwendige Hilfe. Der UMD ist eine Dienstleistung der deutschen Versicherer. Ausgangspunkt ist das von der Europäischen Kommission beschlossene automatische Notrufsystem eCall: Seit April 2018 müssen alle neuen Fahrzeugmodelle in Europa mit einem Notrufsystem ausgestattet werden, das bei einem schweren Unfall automatisch die Standortdaten des Fahrzeugs an die Rettungsleitstellen weiterleitet. Nach einem Unfall wird ein Rettungswagen an den Unfallort geschickt, so dass auch Personen gerettet werden können, die bewusstlos oder aus anderen Gründen nicht in der Lage sind, einen Telefonanruf zu tätigen.

Ein weiterer Dienst der GDV DL ist der Zentralruf der Autoversicherer. Durch den Zentralruf der Autoversicherer (0800 25 026 00) kann nach einem Schadenfall im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr die gegnerische Versicherung ermittelt werden.

Statistik

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  • 2013 gab es 16.847 Notrufsäulen an deutschen Autobahnen, welche 117.840 mal benutzt wurden. Die meistgenutzte Säule steht bei Langenau an der Bundesautobahn 7. Statistisch gab es mit 19,8 Notrufe pro Kilometer auf der A66 besonders viele, auf der A542 hingegen nur 0,2 Notrufe.[1]
  • 2016 gab es 53.000 Notrufe über Notrufsäulen. Die meist genutzte Säule steht in einer Baustelle zwischen Langen und Weiterstadt an der A5 in Hessen. Von ihr wurden 263 Notrufe abgesetzt.[2]
  • 2017 standen fast 17.000 Notrufsäulen an rund 13.000 Kilometer entlang der deutschen Autobahnen.[3]


Notruftelefon

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Funktionsweise in Deutschland

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Polizeimelder der Firma Neumann, Mülheim (Ruhr) vor der Aachener Polizeiwache Jesuitenstraße, 2015
 
Nahaufnahme einer Notrufsäule

Eingehende Notrufe werden vom Notruf der Autoversicherer entgegengenommen. Sie werden an die zuständige Rettungsleitstelle weitergeleitet. Pannenmeldungen werden an den gewünschten Pannendienst weitervermittelt. Für den technischen Unterhalt der Notruftelefone an den Autobahnen sind die zuständigen Fernmeldemeistereien verantwortlich.

Die einst rund 7.000 Notrufsäulen an den Bundes- und Landstraßen in Deutschland wurden von der Björn-Steiger-Stiftung und der Jürgen-Pegler-Stiftung betrieben. Die Abfrage erfolgte entweder vom Notruf der Autoversicherer oder von der zuständigen Polizei bzw. Rettungsleitstelle. Am 29. Juni 2011 teilte die Björn-Steiger-Stiftung mit, dass die Säulen in allen Bundesländern bis auf Baden-Württemberg bis Ende 2011 abgebaut würden. Bereits Mitte 2011 gab es nur noch 2.000 im Betrieb befindliche Notrufsäulen der Björn-Steiger-Stiftung.[4] Sie seien nicht mehr finanzierbar und durch die zunehmende Nutzung mobiler Fernsprecher überflüssig geworden.[5]

Dagegen ist über den Verbleib der etwa 16.000 Notrufsäulen an deutschen Autobahnen noch keine verbindliche Entscheidung getroffen; vorerst werden neugebaute Abschnitte nach wie vor mit Notrufsäulen ausgerüstet und der Bestand gepflegt (Stand 08.2022). Es wurde jedoch von der Autobahn-GmbH bereits kommuniziert, dass ein langfristiger Weiterbetrieb der Autobahn-Notruftechnik nicht weiterverfolgt wird – ein grober Zeitplan oder gar ein verbindliches Datum zur Abschaltung wurde aber nicht ausgegeben. Für besondere Gefahrenpunkte (z. B. Tunnel) wird deswegen bereits nach alternativen Techniken gesucht.

Des Weiteren laufen derzeit Modernisierungsmaßnahmen an der zentralen Technik. Zusätzlich wurden drei Studienprojekte ins Leben gerufen, ob in Zukunft die Infrastruktur des Autobahnnotrufnetzwerkes für weiterführende Verkehrstechnik genutzt werden könnte. Zwei dieser Vorhaben sind derzeit im Status einer Machbarkeitsstudie. Lediglich bei einem der Projekte ist mittelfristig ein Praxistest auf der freien Strecke zu erwarten.

Die statistischen Rufzahlen von etwa 700 Betätigungen am Tag zeigen einen deutlichen Bedarf auf (Stand 2017). Besonders zu den Hauptreisezeiten werden die Notrufsäulen immer noch rege genutzt. Auch bei Überlastung der Mobilfunknetze (z. B. etwaige Großschadenslage oder defektes Festnetz) steigen die Rufzahlen im entsprechenden Umkreis signifikant an. Ebenso bei starkem Frost wird eine deutliche Rufzahlsteigerung verzeichnet. Die Rufzahlen sind während der COVID-19-Pandemie extrem stark eingebrochen, haben sich aber seit Frühjahr 2022 wieder stabilisiert.

Die meistgenutzte Notrufsäule war mit 263 Notrufen im Jahr 2016 eine Säule an der A5 zwischen Weiterstadt und Langen/Mörfelden-Walldorf bei Kilometer 513,3. Insgesamt wurden 2016 53.000 Notrufe getätigt.

Bei der Benutzung mancher Notrufsäulen (z. B. an den Autobahnen) ist es wichtig, die Kilometerzahl des aktuellen Straßenabschnitts mitzuteilen, um die eigene Position eindeutig zu definieren. Um die nächste Notrufsäule zu finden, sind an den Leitpfosten kleine Richtungspfeile angebracht, die anzeigen, wo sich die nähere Säule befindet.

Technisch gilt das System – ebenso wie Feuermelder – als „Sonderkommunikationsmittel“, da es anderen Anforderungen entspricht als übliche Festnetztelefone: Unter anderem werden Leitungswege bis zu 60.000 Meter ohne Verstärkung verlegt. Moderne Notruftelefone können per ISDN, Ethernet (IP-Telefonie) und auch per GSM mit einer Notrufleitstelle Kontakt aufnehmen. Bei diesen Geräten wird auch eine Standortkennung übertragen. Alle aktuell betriebenen Generationen sollen in der Lage sein, im Falle eines Notrufes den Standort des Telefons zu übermitteln. Neue Generationen ab dem Modell ANE 90 beherrschen ein einfaches Polling, das regelmäßig die Erreichbarkeit des Telefons prüft. Die aktuelle Generation ANE 2000 verfügt zudem über eine automatische Funktionskontrolle. Sie kann sich selbst (einschließlich Lautsprecher und Mikrofon) überprüfen, stellt die notwendige Verstärkung selbstständig ein und passt sie gegebenenfalls neu an. Auch ist es bei diesem Modell möglich, der Pannentaste und der Notruftaste unterschiedliche Empfänger zuzuordnen.

Bereits die Notrufsäulen des Typs ANE80 haben eine Standortsignalisierung, die jedoch störanfällig ist. Die Feststellung der Betriebsbereitschaft ist ausschließlich durch einen Probeanruf möglich. Die bundesweit letzte Bastion für ANE80-Technologie war die A95, südlich von München. Im Laufe des Herbst 2018 wurden hier ANE2000-Notrufsäulen aufgestellt.

Notruftelefone auf GSM-Basis sind gelegentlich auch im Betrieb, meist als Baustellen-Notlösung. Telefone mit Voice-over-IP-Technik werden zurzeit noch nicht in größerem Maße eingesetzt.

Das Problem bei VoIP-Notrufsäulen (z. B. ANE3000) ist der relativ hohe Energiebedarf der Netzwerk-Komponenten, die auch bei Stromausfall funktionieren müssen. Dieses macht diesen speziellen Typ nur für begrenzte Bereiche tauglich (z. B. Straßentunnels)

Notruftelefone, die sich außerhalb von Autobahnen befinden, sind in der Regel mittels des Kabelnetzes der Deutschen Telekom mit der Rettungsleitstelle oder der Polizei verbunden. Telefone, die von der Björn-Steiger-Stiftung betrieben werden, sind über das Mobilfunknetz mit einem Callcenter verbunden.

Die Deutsche Bahn AG betreibt eigene Notruftelefone, die zum Teil mittels Kabel, aber auch über GSM-R angebunden sind.

  1. Notrufsäule trotz Smartphone – Meistgenutzte steht an der A7 – Immer wieder kuriose Anfragen; Allgemeine Zeitung Mainz vom 23. April 2014; S. 32
  2. Der Teletext des Ersten. Abgerufen am 5. April 2017.
  3. „Die Zeit der Notrufsäulen ist vorbei? Von wegen!“; in: Allgemeine Zeitung Mainz; 6. April 2017; S. 36
  4. Handy oder lieber Notrufsäule? In: blitztip. 25. April 2012.
  5. Auf Bundes- und Landesstraßen — Bis Jahresende verschwinden alle Notrufsäulen (der Björn-Steiger-Stiftung) (Memento vom 2. Juli 2011 im Internet Archive) auf: RP Online. 29. Juni 2011.