Dr. Nachtigaller
Nachdem ich über einen hanebüchen falschen Artikel zu einem Thema um Basel gestolpert bin, bin ich schwach geworden und schreibe nun ab und zu wieder was. Allerdings habe ich schon bei der ersten Diskussion gemerkt, dass meine Motivation an einem sehr dünnen Faden hängt und ich null Bock auf die sattsam bekannten Auseinandersetzungen habe. Deshalb lasse ich den nachstehenden Text stehen. Es braucht nicht viel, bis er wieder aktuell wird.
Kurzfassung für Eilige
Die elendiglichen Relevanzdiskussionen und Löschorgien haben mir die Mitarbeit verleidet. Leider haben sich diejenigen durchgesetzt, die nicht begriffen haben, dass Wikipedia kein Papier ist. Einen allenfalls noch vorhandenen letzten Rest guten Willens haben dann einige Administratoren (oder wie auch immer die verschiedenen Funktionen genannt werden) mit ihrer unglaublichen Arroganz endgültig erledigt.
Die längere Fassung
Wann immer jemand einen neuen Artikel erstellt, wird dieser sofort auf seine «Relevanz» hin untersucht. Den meisten dieser «Relevanzdiskussionen» ist gemein, dass die Diskutanten weder etwas von der im Artikel behandelten Materie verstehen noch sich dafür interessieren. Es verwundert daher nicht, dass die Relevanz regelmässig verneint wird.
Doch schon die schiere Existenz solcher «Relevanzdiskussionen» geht komplett an der Sache vorbei: Bei einem Lexikon aus Papier muss wegen des beschränkten Platzes eine Stoffauswahl getroffen werden, bei einer elektronischen Datenbank hingegen ist das kein Thema, diese paar Bytes mehr oder weniger machen den Braten nicht fett. Ein «unrelevanter» Artikel frisst kein Heu und steht niemandem im Weg; das schlimmste, was passieren kann, ist, dass er einfach ungelesen bleibt. Falls ihn aber auch schon nur eine einzige Person nützlich findet, so ist der Artikel bereits «relevant», nämlich für diese eine Person.
Wieviel Arroganz braucht es, um jemandem vorzuschreiben, was für ihn relevant sein darf? Wieviel Dummheit braucht es, um den Unterschied zwischen einem gedruckten Buch und einer elektronischen Datenbank nicht zu verstehen? Ich habe jedenfalls die Konsequenzen gezogen und meine Mitarbeit an Wikipedia eingestellt: Meine Lebenszeit ist mir zu wertvoll, um gegen solche Windmühlen zu kämpfen.
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote: Ich habe mal einen Artikel zu einem toten Link (von einigen «Rotlink» genannt) neu erstellt. (Leute dazu zu animieren soll ja genau der Sinn solcher «Rotlinks» sein.) Die üblichen Verdächtigen haben natürlich umgehend die Nichtrelevanz des Themas festgestellt und den Artikel wieder gelöscht. Daraufhin habe ich konsequenterweise auch den «Rotlink» gelöscht. Das hinwiederum war dann für einen anderen üblichen Verdächtigen Grund genug, um mir wegen «Vandalismus» das Sichterprivileg zu entziehen (wohlverstanden: ohne vorher mit mir Kontakt aufzunehmen). Je nun, ich habe zum Glück auch noch ein Leben ausserhalb von Wikipedia.
Ein Leben ohne Wikipedia ist nicht nur möglich, sondern auch sinnvoll. (frei nach Loriot)
Ich bin überzeugt, dass ich mit meinem Ablöscher nicht allein bin. Und die meisten werden wohl einfach ihre Mitarbeit still einstellen. Das ist jetzt aber nicht mehr mein Problem.