Pierre Sanoussi-Bliss
Pierre Sanoussi-Bliss (* 17. August 1962 in Ost-Berlin) ist ein deutscher Schauspieler, Filmregisseur und Drehbuchautor. Er erlangte Bekanntheit durch eine von 1997 bis 2015 gespielte Rolle in der ZDF-Krimireihe Der Alte.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sanoussi-Bliss ist der Sohn eines guineischen Diplomaten und einer damals in der DDR lebenden Lehrerin.[1][2] Sanoussi-Bliss besuchte die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Von 1987 bis 1990 war er am Staatsschauspiel Dresden engagiert. Er spielte u. a. in der preisgekrönten Filmkomödie Keiner liebt mich (1994) von Doris Dörrie eine der Hauptrollen, den Voodoo-Zauberer Orfeo. In der Fernsehserie Der Alte übernahm er 1997 die Hauptrolle des Assistenten Axel Richter sowie in der Komödie Alles wird gut (1998) eine der größeren Rollen. In der Derrick-Folge Eine kleine rote Zahl spielte er 1997 einen Drogenhändler. Für die Regie und das Drehbuch des Films Zurück auf Los! (2000), in dem er auch die Hauptrolle spielt, wurde er für einen Preis des Internationalen Filmfestes Emden nominiert. Zurück auf los! erlebte seine Premiere auf der Berlinale 2000, lief inzwischen mit großem Erfolg bei über 60 internationalen Festivals und ist als DVD-Video im Handel erhältlich. Sanoussi-Bliss hielt als einziger Medienvertreter eine viel beachtete Rede auf dem Integrationsgipfel 2006 im Bundeskanzleramt.
Im September 2014 teilte die Produktionsfirma Sanoussi-Bliss, wie auch Markus Böttcher mit, dass sein Vertrag als Darsteller in Der Alte nach 18 Jahren nicht mehr verlängert würde.[3] Daraufhin veröffentlichte der Schauspieler ein Video, in dem er den ZDF-Verantwortlichen einen „Verjüngungswahn“ unterstellte.[4] Die Klage gegen die Produktionsfirma Neue Münchner Fernsehproduktion auf rückwirkende Durchversicherung (die Schauspieler waren mit Kettenverträgen beschäftigt, um der Produktion Sozialabgaben zu sparen) wurde in letzter Instanz vom Bundesarbeitsgericht abgewiesen.
Sanoussi-Bliss spricht auch Hörbücher, so zum Beispiel Ferne Gestade und Das verlorene Paradies von Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah, Berliner Sehnsucht von Johannes Albendorf, Was machen wir jetzt? und Alles Inklusive von Doris Dörrie und sein eigenes Kinderbuch Der Nix[5], In Freud intim (arte) übernahm er die Erzählerstimme von Sigmund Freud und spricht auch Rollen in diversen Hörspielen, wie Vom Winde verweht und Hilda Hasenherz.
Außerdem engagiert sich Pierre Sanoussi-Bliss als ehrenamtlicher Botschafter der Stiftung Kinderhospiz Mitteldeutschland Nordhausen e. V. in Tambach-Dietharz.
2016 stellte Sanoussi-Bliss seinen zweiten abendfüllenden Spielfilm Weiber! – Schwestern teilen. Alles. fertig, bei dem er für die Produktion, das Drehbuch und die Regie verantwortlich zeichnet.
Sanoussi-Bliss ist Mitglied im Bundesverband Schauspiel (BFFS) und in der Deutschen Filmakademie. Im Februar 2021 war er Teil der Initiative #actout im SZ-Magazin mit 185 anderen lesbischen, schwulen, bisexuellen, queeren, nicht-binären und trans* Schauspielern, die mehr Akzeptanz und Anerkennung für LGBT-Menschen in der Schauspielbranche forderten.[6]
Er lebt mit seinem Ehemann Till Kaposty-Bliss, der als Art Director und Herausgeber der Zeitschrift Das Magazin tätig ist, in Berlin.
Filmografie (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1986: Der Snob (Fernsehspiel)
- 1986: Weihnachtsgeschichten (Fernsehfilm)
- 1987: Die erste Reihe (Fernsehfilm)
- 1988: In einem Atem
- 1989: Verflixtes Mißgeschick!
- 1989: Coming Out
- 1992: Begräbnis einer Gräfin (Fernsehfilm)
- 1992: Go Trabi Go 2 – Das war der wilde Osten
- 1993: Zirri – Das Wolkenschaf
- 1994: Keiner liebt mich (Kino)
- 1996: Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei (1 Folge)
- 1996, 1998: Derrick (Fernsehserie, 2 Folgen)
- 1997: Tatort: Gefährliche Übertragung
- 1997–2015: Der Alte (Fernsehserie)
- 1998: Alles wird gut
- 1998: Bin ich schön?
- 2000: Zurück auf Los!
- 2002: Angst isst Seele auf (Kurzfilm)
- 2010: Die Friseuse
- 2012: Auf den zweiten Blick
- 2013: Der Tropfen
- 2014: Wo willst du hin, Habibi
- 2016: Weiber! – Schwestern teilen. Alles
- 2020: Papierkram (Kurzfilm)
- 2021: Kroymann (1 Folge)
- 2021: SOKO Stuttgart (Fernsehserie, Folge „Mein anderes Ich“)
- 2022: Einfach mal was Schönes
- 2022: Am Ende das Licht
- 2023: Boom Boom Bruno
- 2023: Woodshed (Kurzfilm)
Theater (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1986: Metropol Theater Berlin: Rosa Laub (Rock-Oper/Musical, Hauptrolle: Karel, Regie: Klaus Gendries)
- 1987: Staatsschauspiel Dresden: Ein Schuß, 10 Pfennig! (20er Jahre Revue, Regie: Wolfgang Engel)
- 1987: Staatsschauspiel Dresden: Anatomie Titus Fall Of Rome Ein Shakespearekommentar (Rolle: Sohn der Tamora / div., Regie: Wolfgang Engel)
- 1989: Das Ei / Kleine Bühne im Friedrichstadtpalast: Bill`s Ballhaus (Kurt-Weill-Songabend, Regie: Uwe Lohse)
- 1990: Das Ei / Kleine Bühne im Friedrichstadtpalast: The Romaticks (Musical, Hauptrolle: El Gallo, Regie: Uwe Lohse)
- 1991: Staatsschauspiel Dresden: Der Kampf des Negers und der Hunde (Hauptrolle: Alboury, Regie: Tobias Wellemeyer)
- 1992: Staatsschauspiel Dresden: Unbeständigkeit des Herzens (Hauptrolle: Prinz, Regie: Tobias Wellemeyer)
- 1992: Salzburger Festspiele: Julius Caesar (Rolle: Pindarus, Regie: Peter Stein)
- 1992: Deutsches Theater Berlin: Die Geisel (Rolle: Prinzessin Gracia, Regie: Thomas Langhoff)
- 2016: Schlossfestspiele Neersen: Ziemlich beste Freunde (Hauptrolle: Driss, Regie: Jan Bodinus)
- 2017: Schloßtheater Neuwied: Miss Daisy und ihr Chauffeur (Hauptrolle: Hoke Colburn, Regie: Andreas Lachnit)
- 2017: Seefestival Wustrau: Ein seltsames Paar (Hauptrolle: Felix, Regie: Marten Sand)
- 2018: Bad Hersfelder Festspiele: Peer Gynt (Rolle: Herr von Eberkopf, Peer Gynt/Visionär, Troll, Seemann, Krankenpfleger, Robin Hood, Regie: Robert Schuster)
- 2018: Kleines Theater (Südwestkorso): Miss Daisy und ihr Chauffeur (Hauptrolle: Hoke Coleburn, Regie: Pierre Sanoussi-Bliss)
- 2019: Burgfestspiele Jagsthausen: The Addams Family (Musical, Hauptrolle: Mr Mal Beineke, Regie: Franz-Joseph Dieken)
- 2019: Burgfestspiele Jagsthausen: Götz von Berlichingen (Hauptrolle: Götz von Berlichingen, Regie: Sewan Latchinian)
- 2019: Hamburger Kammerspiele: Ich bin nicht Rappaport (Hauptrolle: Midge Carter, Regie: Sewan Latchinian)
- 2023: Volksbühne Berlin: SISTAS! (Hauptrolle: Andrew, Regie Stoll/Redfern)
Hörspiele (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1987: Jerzy Andrzejewski: Der Weg ins verheißene Land (Nebenrolle: Alexios, Regie: Norbert Speer, Rundfunk der DDR)
- 2019: Der Nix (Hörbuch, tongeschichten.de)
- 2020: Freud intim (arte, Rolle: Sigmund Freud)
- 2021: Vom Winde verweht (Hörspiel, WDR)
- 2021: Berliner Sehnsucht (Hörbuch, Johannes Albendorf, Queerverlag, Die Gehörgäng)
- 2021: Hundeherz (Hörbuch, Christiane Sadlo, Die Gehörgäng)
- 2021: Abdulrazak Gurnah: Das verlorene Paradies (Hörbuch, Der Hörverlag)
- 2022: Abdulrazak Gurnah: Ferne Gestade (Hörbuch, Der Hörverlag)
- 2022: Abdulrazak Gurnah: Die Abtrünnigen (Hörbuch, Der Hörverlag)
- 2023: Mädchen, Frau etc (Hörspiel, HR)
- 2023: Märchenerzähler bei App Tjafimi und Tjafimi.de (fortlaufend)
- 2023: Hilda Hasenherz (der alte Fuchs Sam Grau, Die Gehörgäng)
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Pierre Sanoussi-Bliss, Paul Gilling: Der Nix. Kato Kunst & Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-938572-06-X.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Pierre Sanoussi-Bliss im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Pierre Sanoussi-Bliss bei IMDb
- Pierre Sanoussi-Bliss bei filmportal.de
- Pierre Sanoussi-Bliss bei schauspielervideos.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Film; A Wake-Up Call For the Germans von Will Joyner. New-York Times, 29. Oktober 1985
- ↑ Frank Junghänel: Der Schauspieler Pierre Sanoussi-Bliss präsentiert auf der Berlinale sein Regie-Debüt – einen Berlin-Film, der einmal nicht wie ein Berlin-Film aussieht: Statt der Engel. Berliner Zeitung, 9. Februar 2000
- ↑ Jonas Erlenkämper: Nach Rauswurf bei „Der Alte“ – Pierre Sanoussi-Bliss und Markus Böttcher scheitern vor Gericht. In: morgenpost.de. 30. August 2017, abgerufen am 11. Februar 2024.
- ↑ Zu alt für „Der Alte“ – ZDF im Verjüngungswahn? Hamburger Abendblatt vom 19. September 2014
- ↑ Antje Hildebrandt: Von der Kunst, nicht zu verbittern – Kultur – Badische Zeitung. Badische Zeitung, 5. September 2017, abgerufen am 5. September 2017.
- ↑ Carolin Emcke, Lara Fritzsche: »Ich komme aus einer Welt, die mir nicht von mir erzählt hat«. In: Süddeutsche Zeitung Magazin, 5. Februar 2021, S. 8–21.
Personendaten | |
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NAME | Sanoussi-Bliss, Pierre |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler, Filmregisseur und Drehbuchautor |
GEBURTSDATUM | 17. August 1962 |
GEBURTSORT | Berlin |