Stadtprozelten

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Wappen Deutschlandkarte
Stadtprozelten
Deutschlandkarte, Position der Stadt Stadtprozelten hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 47′ N, 9° 25′ OKoordinaten: 49° 47′ N, 9° 25′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Unterfranken
Landkreis: Miltenberg
Verwaltungs­gemeinschaft: Stadtprozelten
Höhe: 134 m ü. NHN
Fläche: 10,87 km2
Einwohner: 1604 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 148 Einwohner je km2
Postleitzahl: 97909
Vorwahl: 09392
Kfz-Kennzeichen: MIL, OBB
Gemeindeschlüssel: 09 6 76 158
Stadtgliederung: 3 Gemeindeteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Hauptstr. 132
97909 Stadtprozelten
Website: www.stadtprozelten.de
Erster Bürgermeister: Rainer Kroth (CSU)
Lage der Stadt Stadtprozelten im Landkreis Miltenberg
KarteAschaffenburgLandkreis AschaffenburgLandkreis Main-SpessartHohe Wart (gemeindefreies Gebiet)Gemeindefreies Gebiet ForstwaldGemeindefreies Gebiet Hohe BergCollenbergDorfprozeltenAltenbuchWörth am MainWeilbach (Bayern)Sulzbach am MainStadtprozeltenSchneeberg (Unterfranken)RüdenauRöllbachObernburg am MainNiedernbergNeunkirchen (Unterfranken)MönchbergMömlingenMiltenbergLeidersbachLaudenbach (Unterfranken)Klingenberg am MainKleinwallstadtKleinheubachKirchzellHausen (bei Aschaffenburg)GroßwallstadtGroßheubachFaulbachEschau (Unterfranken)Erlenbach am MainElsenfeldEichenbühlBürgstadtAmorbachAmorbachHessenBaden-Württemberg
Karte
Blick auf Stadtprozelten

Stadtprozelten ist eine Stadt im unterfränkischen Landkreis Miltenberg in Bayern und der Sitz der gleichnamigen Verwaltungsgemeinschaft.

Geographische Lage

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Stadtprozelten liegt am südlichen Rand des Spessarts am Main inmitten der südlichen Seite des sogenannten Mainvierecks. Der topographisch höchste Punkt des Stadtgebietes befindet sich mit 474 m ü. NHN südlich von Wildensee, der niedrigste liegt im Main auf 129 m ü. NHN.

Gemeindegliederung

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Es gibt drei Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]

Der Gemeindeteil Neuenbuch liegt 2 km vom Stadtzentrum entfernt (49° 48′ 13,8″ N, 9° 24′ 31,8″ O).

Nachbargemeinden

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Markt
Eschau
Gemeinde
Altenbuch
Gemeinde
Dorfprozelten
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Gemeinde
Faulbach
Stadt
Wertheim
Luftbild 2008

Der Name setzt sich aus dem mittelhochdeutschen Wort brat, das Braten oder Fleisch bedeutet und dem althochdeutschen selde für Haus zusammen. Bratselde bedeutet demnach etwa so viel wie Ort, an dem Reisende speisen können; etwa eine Herberge. Der Zusatz Stadt wurde zur Unterscheidung von Dorf- und Langenprozelten hinzugefügt.[4] Der Anfangsbuchstabe des ursprünglichen Namens ist auch heute noch im Stadtwappen enthalten.

Frühere Schreibweisen

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Frühere Schreibweisen des Ortes aus diversen historischen Karten und Urkunden:[4]

  • 1127 Bratselede
  • 1150 Brahtselde
  • 1200 Bratseleden
  • 1287 Brotselden
  • 1379 Brotselden dy stat
  • 1478 Statpoczselten
  • 1617 Stattprodtselden
  • 1625 Stadtprodselden
  • 1675 Stadt Prozelden
  • 1832 Stadtprozelten

Bis zur Gemeindegründung

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Stadtprozelten wurde 1287 erstmals urkundlich als Stadt erwähnt. Nachdem 1632 Schweden den Ort geplündert hatten, mussten die Bewohner über den Winter 1634/35 die kaiserlichen Truppen des Hauptmanns Paur versorgen, was sie über 6000 Gulden kostete.[5] Das ehemalige kurmainzische Amt wurde 1803 ein Teil des dalbergischen Fürstentums Aschaffenburg (ab 1810 Departement des Großherzogtums Frankfurt) und kam 1814 an Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde.

Verwaltungsgeschichte

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Im Jahre 1862 wurde das Bezirksamt Marktheidenfeld gebildet, auf dessen Verwaltungsgebiet Stadtprozelten lag. 1939 wurde wie überall im Deutschen Reich die Bezeichnung Landkreis eingeführt. Stadtprozelten war nun eine der 47 Gemeinden im Landkreis Marktheidenfeld. Mit der Auflösung des Landkreises Marktheidenfeld kam Stadtprozelten am 1. Juli 1972 in den neu gebildeten Landkreis Miltenberg.

650 Jahre Stadtrechte wurden im Jahr 2005 gefeiert. Die erste urkundliche Nennung ist tatsächlich jedoch noch nicht zweifelsfrei geklärt.

Eingemeindungen

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Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde am 1. Juli 1977 die Gemeinde Neuenbuch eingegliedert.[6]

Einwohnerentwicklung

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Im Zeitraum 1988 bis 2018 stieg die Einwohnerzahl von 1496 auf 1541 um 45 Einwohner bzw. um 3 %. 2000 hatte Stadtprozelten 1805 Einwohner. Quelle: BayLfStat

Kommunalwahl 2020[7]
Wahlbeteiligung: 64,3 %
 %
50
40
30
20
10
0
47,1 %
34,3 %
18,6 %
Sitzverteilung im Stadtrat Stadtprozelten seit 2020
   
Insgesamt 12 Sitze
Rathaus von Stadtprozelten

Der Stadtrat hat zwölf Mitglieder. Zusätzlich gehört ihm der Bürgermeister an. Nach der vergangenen Kommunalwahlen ergaben sich jeweils folgende Sitzverteilungen:

Wahljahr CSU SPD FWG Gesamt
2020 6 2 4 12 Sitze
2014 7 3 2 12 Sitze
2008 8 4 n. a. 12 Sitze
2002 5 2 5 12 Sitze

Erster Bürgermeister ist Rainer Kroth (CSU). Dieser wurde bei der Kommunalwahl 2020 mit einem Stimmenanteil von 50,65 Prozent gewählt. Sein knapp unterlegener Mitbewerber war Jürgen Weiskopf (FWG).[8] Seine Vorgängerin war Claudia Kappes (CSU), die von Mai 2002 bis April 2020 im Amt war und nicht mehr kandidiert hatte.

Blasonierung: „In Silber eine rote Burg mit Torturm und blauen Dächern, über dem Tor der goldene Buchstabe B; beiderseits des Turmhelms die strahlende, gesichte goldene Sonne und ein gesichter goldener Halbmond.“[9]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Henneburg auf dem Kühlberg in Stadtprozelten, Unterfranken
Kirche Mariä Himmelfahrt, Stadtprozelten, Inneres mit Blick zur Apsis
Apotheke Stadtprozelten
Lohbrunnen
  • Die Stadt wird überragt von der Burgruine Henneburg auf dem Kühlberg.
  • Das Spital wurde wahrscheinlich durch Elisabeth von Hohenlohe um 1320 gestiftet.
  • Das Gebäude der Spitalverwaltung stammt aus dem 14. Jahrhundert und wird seit dem 18. Jahrhundert als Post- und Schulhaus verwendet.
  • Die im gotischen Stil erbaute Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt war ehemals Spitalkirche (heutige Apsis). Die kleine Spitalkirche wurde in den Jahren 1616 bis 1664 um ein Kirchenschiff erweitert. Dabei errichtete man auch einen ca. 45 m hohen Turm über der alten Sakristei. Im Gefolge der Erweiterungsmaßnahmen wurde das Sakralgebäude anstelle der früheren Georgskirche (jetzt Apotheke) zur Pfarrkirche erhoben. Die Kirche wurde in den Jahren 1930–1936 um 8 m verlängert, der Boden wegen der Hochwassergefahr des Maines höher gelegt, die Kassettendecke des Kirchenschiffes wich einer hölzernen Tonnengewölbedecke und der Innenraum wurde neu gestaltet. Die Altäre mit Gemälden und hölzernen Bildhauerwerken stammen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges.[10]
  • Das Rathaus wurde 1520 erbaut, der Treppenturm wurde 1621 hinzugefügt. Der Erker sitzt auf zwei toskanischen Säulen.
  • Der Benefiziatenbau war wahrscheinlich Pfarrhaus bis um 1811.
  • Die Apotheke wurde nach 1811 am Platz der abgetragenen Georgenkapelle errichtet.
  • Ämtergebäude aus der Zeit um 1600; Mainzer Verwaltungsgebäude, im 19. Jh. Landgericht, dann Sparkasse
  • ehemaliges Gefängnis aus dem 19. Jahrhundert
  • Reste der spätmittelalterlichen Stadtmauer
  • Forsthaus, 1854 erbaut im „Neuen Münchner byzanthinischen Stil“
  • Die Mevlana-Moschee Stadtprozelten im Stadtteil Brasselburg ist seit 1990 ein islamisches Gebetshaus für hauptsächlich türkischstämmige Muslime.
  • Zwischen der Altstadt und dem Main befindet sich der Lohbrunnen, eine Wasserquelle in einer kleinen Parkanlage

Regelmäßige Veranstaltungen

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Auftritt der Stadtprozeltener Schäfflertanzgruppe beim historischen Stadtfest im Juli 2005

Schäfflertanz

Der Schäfflertanz wird traditionsgemäß alle sieben Jahre aufgeführt. Die Schäfflergruppe, möglicherweise die größte Deutschlands und die einzige in weiß und blau, besteht aus weit über 60 bis 90 Akteuren, d. h. Oberschäffler, Weinglasschwenker, Tänzer, Clowns, Kellner und den Jungen, die den Karren ziehen. Da der Tanz ein Gruppentanz ist, ist die Zahl der ausschließlich männlichen Tänzer immer ein Vielfaches von acht.

Diese Tradition datiert auf das Pestjahr 1517, als in München die Angehörigen der Schäfflerzunft als erste wieder auf die Straßen gingen, um Lebensfreude zu verbreiten.

Etwa ab 1830 brachten Schäfflergesellen (Handwerker wie Fassbinder, Fassmacher, Böttcher oder Küfer, die Holzfässer für Bier, Wein etc. hergestellt haben) den Tanz auch in andere Orte wie z. B. nach Eggenfelden, Frontenhausen, Geiselhöring, Mainburg, Mühldorf, Murnau, Kelheim, Landshut, Partenkirchen und Wasserburg.

Im Jahr 1887 wurde der Schäfflertanz erstmals in Stadtprozelten aufgeführt. Die nächsten Termine fallen auf die Jahre 2020, 2027 usw.

Doude Moo

Der Ursprung geht auf die Zeit zurück, als während der Pest die Leichen aus den Häusern geholt wurden. Die Leichensammler riefen bei ihrem Gang durch den Ort „Hejo – doude Moo – moje kommd en annern droo“ (Hallo, toter Mann, morgen kommt ein anderer dran).

Heutzutage freuen sich die Kinder, dass bei diesem Umzug aus allen Häusern Süßigkeiten auf die Straße geworfen werden, wenn zuvor eine Strohpuppe aus dem Ort hinausgetragen und verbrannt wurde. Doude Moo findet immer an einem Sonntag, drei Wochen vor Ostern statt.

Die Veranstaltung wird in offiziellen Kreisen „Todemo“ genannt.

Stadtprozelten hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke Miltenberg West–Wertheim.
Seit 1947 besteht eine Fährverbindung zum Wertheimer Ortsteil Mondfeld auf der baden-württembergischen Mainseite.

Söhne und Töchter der Stadt

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  • Sebastian Faber (1564–1624), Jurist und württembergischer Geheimer Rat und Vizekanzler
  • Georg Anton von Stahl (1805–1870), von 1840 bis 1870 Bischof von Würzburg und Theologe
  • Ignaz Stahl (1839–1902), katholischer Theologe
  • Fritz Halberg-Krauss (1874–1951), Landschaftsmaler und wichtiger Vertreter der Münchner Schule
  • Wilhelm Rupprecht (1886–1963), Maler und Glasmaler
  • Ludwig Fink (1902–1988), Rechtsanwalt und Kommunalpolitiker
  • Gustav Richter (1912–1997), SS-Sturmbannführer und Mitarbeiter im Reichssicherheitshauptamt sowie verurteilter Kriegsverbrecher

Stadtprozelten

Nach J. Heyberger, Christian Schmitt und August Wilhelm von Wachter müssen sich die Stadtprozeltener „Geißhockler“ titulieren lassen, weil die armen Schelme in den gefährlichen Tagen des Hochwassers ihre Ziegen huckepack die Höhen hinauf auf die Grasplätze tragen müssen.

Neuenbuch

In den Spessarttälern wurden Stuben mit dem Kienspan beleuchtet. Für das teure Petroleum war bei der ärmeren Bevölkerung kein Geld vorhanden. In Neuenbuch wurden sie „Kieknörzli“ genannt. Diese Dialektbezeichnung war Anlass für den SpitznamenOrtsnecknamen.[11]

Commons: Stadtprozelten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Stadtprozelten in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 2. April 2021.
  3. Gemeinde Stadtprozelten, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 6. Dezember 2021.
  4. a b Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 212 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Georg Veh: Von unfähigen Lehrern und »halsstarrigen Flecken«. In: Wertheimer Zeitung vom 19./20. Januar 2013
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 751 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. Stadtprozelten – Stadtratswahl 2020
  8. Wahl des ersten Bürgermeisters 2020, Stadtprozelten, Gesamtergebnis, abgerufen am 14. Juni 2020
  9. Eintrag zum Wappen von Stadtprozelten in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  10. Informationen nach der Gedenktafel im Kircheninneren.
  11. Werner Trost: Stampes, Worzelköpp und Staffelbrunzer Landkreis Miltenberg 2003