Die deutschen Leichtathletikrekorde sind die Bestleistungen von deutschen Athleten, die in Disziplinen der Leichtathletik aufgestellt worden sind.
In den hier aufgeführten Rekorden werden ausschließlich Bestleistungen berücksichtigt, für die der internationale Leichtathletikverband World Athletics offizielle Weltrekorde führt. Die nachfolgenden Listen unterscheiden nicht danach, ob ein deutscher Athlet zum Zeitpunkt der Aufstellung des jeweiligen Rekordes für den Verband der Bundesrepublik Deutschland (DLV) oder der Deutschen Demokratischen Republik (DVfL) startete. Leistungen, die gleichzeitig aktuelle Welt- oder Europarekorde sind, werden durch entsprechende Piktogramme gekennzeichnet ( und ).
Als Reaktion auf den Vorstoß von Ines Geipel, die ihren Namen aus dem deutschen Vereinsrekord für die 4-mal-100-Meter-Staffel wegen ihrer unfreiwilligen Einbindung in das Dopingsystem der DDR streichen ließ, erweiterte der DLV 2006 seine offizielle Statistik um eine Präambel:[1][2][3]
„In der nachfolgenden Rekordliste stehen nach heutigen Erkenntnissen einige Rekordhalter unter dem Verdacht, während ihrer leistungssportlichen Laufbahn gegen die Antidopingregeln verstoßen zu haben. Darüber hinaus wurde ein Teil der Rekorde auf der Basis von Zwangsdoping und Doping in Form von strafrechtlich relevanter Körperverletzung erzielt. […] Eine Löschung solcher Rekorde ist aus juristischen Gründen nicht möglich.“
Als Quellen verweist der Verband unter anderem auf das Buch Doping. Von der Forschung zum Betrug von Brigitte Berendonk (1991), in dem das staatlich organisierte Doping in der DDR anhand von Dissertationen und Stasi-Akten rekonstruiert wurde, sowie auf das 2006 veröffentlichte Werk Doping im Spitzensport von Andreas Singler und Gerhard Treutlein, in dem auch die Formen des zeitgleich in der Bundesrepublik praktizierten Dopings am Beispiel der Leichtathletik und anderer Sportarten dokumentiert wurden.[4]
Der Ansicht des DLV, die Streichung dopingbelasteter Rekorde sei rechtlich nicht möglich, widersprachen 2007 die Sportrechtler Christoph Wüterich und Marius Breucker in einem Gutachten.[5] Auch der damalige Vorsitzende der Welt-Antidoping-Agentur (WADA) Richard Pound teilte diese Auffassung.[6]
2010 ließ Gesine Walther (heute Tettenborn) ihren Namen aus dem 4-mal-400-Meter-Staffelrekord entfernen, weil er mittels Doping zustande gekommen sei. In einem Interview sagte sie, hätte sie weiter geduldet, dass ihr Name dort aufgeführt wird, wäre sie „mitverantwortlich dafür, wenn junge Athletinnen dopen, weil sie motiviert sind, diesen Rekord zu brechen“.[7]
1. Tag: 10,64 s (100 m) – 7,86 m (Weitsprung) – 17,46 m (Kugel) – 2,07 m (Hochsprung) – 48,03 s (400 m) 2. Tag: 14,36 s (110 m H) – 57,70 m (Diskus) – 5,21 m (Stabhochsprung) – 56,64 m (Speer) – 4:44,61 min (1500 m)
1. Tag: 13,11 s (100 m H) – 1,93 m (Hochsprung) – 14,84 m (Kugel) – 23,65 s (200 m) 2. Tag: 6,63 m (Weitsprung) – 51,62 m (Speer) – 2:12,67 min (800 m)
1. Tag: 6,96 s (60 m) – 7,77 m (Weitsprung) – 14,57 m (Kugel) – 2,10 m (Hochsprung) 2. Tag: 7,91 s (60 m H) – 4,85 m (Stabhochsprung) – 2:40,93 min (1000 m)
↑Andreas Singler & Gerhard Treutlein: Doping im Spitzensport. Sportwissenschaftliche Analysen zur nationalen und internationalen Leistungsentwicklung. Teil 1. Meyer & Meyer Verlag, 2006, ISBN 389899192X
↑Udo Ludwig: Ich will nicht lügen. In: Der Spiegel. Nr.4, 2010, S.116 (online).
↑ abcdefghijklmWind in Meter pro Sekunde; positiver Wert: Rückenwind, negativer Wert: Gegenwind.
↑1986 traten neue Bestimmungen zur Bauart des Speers bei den Männern in Kraft. Die mit neuem oder altem Speer erzielten Weiten sind nicht direkt vergleichbar. Als deutscher Rekord zählt offiziell die mit dem neuen Speer erzielte Weite. Die Leistung von Uwe Hohn war ein Weltrekord und wurde mit dem alten Speer nicht mehr übertroffen.
↑Im Januar 2010 ließ Gesine Walther ihren Namen aus der Rekordliste streichen, weil ihre Leistungen mit Hilfe von Doping erreicht wurden.
↑1999 traten neue Bestimmungen zur Bauart des Speers bei den Frauen in Kraft. Die mit neuem oder altem Speer erzielten Weiten sind nicht direkt vergleichbar. Als deutscher Rekord zählt offiziell die mit dem neuen Speer erzielte Weite. Die Leistung von Petra Felke war ein Weltrekord und wurde mit dem alten Speer nicht mehr übertroffen.
↑ abcdefghZwischenzeitnahme auf einer längeren Wettkampfstrecke
↑ abcdeDer DLV führt in dieser Disziplin keinen Rekord.
↑Karl Fleschens Leistung wird international nicht anerkannt, da sie auf einer vermutlich zu kurzen Wettkampfstrecke erzielt wurde. Sie wäre sonst ein Europarekord, den offiziell mit 1:14:20 h – gelaufen am 5. April 2009 als Zwischenzeit beim Paris-Marathon – der Franzose James Kibocha Theuri hält. Die beste anerkannte Zeit eines deutschen Athleten lief mit 1:15:21 h Rainer Wachenbrunner am 3. Mai 1992 in Berlin.
↑Die schnellste Zeit bei einem Wettkampf über 10 km erzielte mit 30:57 min Irina Mikitenko am 13. September 2008 in Karlsruhe.
↑Die schnellste Zeit bei einem Wettkampf über 15 km erzielte mit 48:44 min Uta Pippig am 13. Oktober 1991 in Nieuwegein.