Juror No. 2

Juror #2 ist ein Gerichtsdrama, das am 1. November 2024 in die US-amerikanischen Kinos kam. Es handelt sich um den 41. Spielfilm des Regisseurs Clint Eastwood, der mit dem Werk seine fast 70-jährige Filmkarriere abschließen möchte. In den Hauptrollen sind Nicholas Hoult als titelgebender Geschworener in einem Mordprozess und Toni Collette als eine Staatsanwältin zu sehen.

Justin Kemp lebt in Georgia und arbeitet als Zeitschriftenjournalist. Seine Ehefrau erwartet ein Kind, es ist jedoch eine Risikoschwangerschaft. Es ist daher nicht der ideale Zeitpunkt, als Justin als Geschworener für einen großen Mordprozesses ausgewählt wird. Der Angeklagte James Sythe steht unter dem Verdacht, seine Freundin Kendall Carter getötet zu haben, nachdem die beiden eines Abends in einer Bar einen heftigen Streit hatten. Als die Fakten des Falles ans Licht kommen, wird Justin, der sich von seiner Alkoholsucht erholt, klar, dass er am fraglichen Abend in derselben Bar war und er auf der Heimfahrt etwas angefahren hatte, das er für ein Reh hielt. Daher befürchtet er, mehr mit Kendalls Tod zu tun zu haben, als gedacht.

Er sucht Rat bei seinem Berater bei den Anonymen Alkoholikern. Larry ist zufällig auch Anwalt und rät ihm, den Mund zu halten, um nicht selbst im Gefängnis zu landen. Justin will jedoch nicht, dass wegen seines Schweigens ein Unschuldiger ins Gefängnis kommt und überlegt sich, wie er die Jury manipulieren kann, ohne die Wahrheit über den Abend preiszugeben.^[2][3]

Das Gerichtsdrama Juror #2 wurde im April 2023 als neuer Film von Clint Eastwood für Warner Bros. angekündigt. Nach enttäuschenden Kritiken zu seinem vorherigen Western Cry Macho (2021) wollte der über 90-jährige Regisseur ein letztes Projekt übernehmen, um sich erhobenen Hauptes aus der Filmbranche zu verabschieden. Die Suche nach einer passenden Geschichte führte Eastwood zum von Jonathan Abrams verfassten Drehbuch Juror #2, das über 15 Jahre lang in Hollywood unverfilmt geblieben ist. Nachdem das Skript überarbeitet wurde, wobei man neue Nebenfiguren hinzufügte und das Alter einiger Charaktere anpasste, begann Ende 2022 die Vorproduktion.^[3]

Eastwood selbst leitete den Castingprozess und besetzte die Titelrolle des Geschworenen Justin Kemp mit Nicholas Hoult, während sich Toni Collette im Auswahlverfahren für die Rolle einer Staatsanwältin gegen Charlize Theron durchsetzte.^[3] Die Ehefrau von Justin Kemp wurde mit Zoey Deutch besetzt,^[4] während Kiefer Sutherland seinen Vertrauten bei den Anonymen Alkoholikern verkörpert.^[5] Der im Mordfall Angeklagte wird von Gabriel Basso gespielt,^[6] während die Rolle seines Pflichtverteidigers mit Chris Messina besetzt wurde.^[7] Als Geschworene schlossen sich Leslie Bibb und J. K. Simmons der Darstellerriege an.^[8][9] In weiteren Nebenrollen sind Amy Aquino, Adrienne C. Moore, Cedric Yarbrough, Chikako Fukuyama und Onix Serrano zu sehen.^[10]

Die Dreharbeiten mit Kameramann Yves Bélanger begannen Mitte Juni 2023 und erfolgten in Savannah und Los Angeles.^[3][11] Im Folgemonat wurden die Filmaufnahmen im Zuge des Streiks der Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA unterbrochen,^[12] ehe sie nach Beendigung der Arbeitsniederlegung im November 2023 in Atlanta fertiggestellt werden konnten.^[13][14] Die Filmmusik komponierte Mark Mancina.^[15]

Ein Trailer wurde am 1. Oktober 2024 veröffentlicht.^[16] Die Weltpremiere erfolgte am 27. Oktober 2024 als Abschlussfilm des AFI Fests im TCL Chinese Theatre in Los Angeles. Bereits fünf Tage später lief der ursprünglich für eine Streamingveröffentlichung vorgesehenen Juror #2 nach starken Testvorführungen in unter 50 ausgewählten US-amerikanischen Kinos an.^[17][18] Am 20. Dezember soll der Film in den Vereinigten Staaten ins Programm von Max aufgenommen werde,^[19] ehe er am 16. Januar 2025 auch in die deutschen Kinos kommen wird.

Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 93 Prozent positiv bei einer durchschnittlichen Bewertung mit 7,3 von 10 möglichen Punkten.^[20] Bei Metacritic erhielt der Film einen Metascore von 73 von 100 möglichen Punkten.^[21]

Manohla Dargis bezeichnet den Film in der New York Times als packenden Thriller. Die Besetzung trage zu einer fesselnden Erzählung bei, in der die Perspektiven der einzelnen Geschworenen die Spannung verstärkten. Clint Eastwoods wiederholte Aufnahmen der Justitia betonten das Thema moralischer Mehrdeutigkeit und deuteten auf ein reflektiertes, prägnantes Ende seiner Karriere als Regisseur hin.^[22]

Yannick Suter schreibt in seiner Kritik für outnow.ch, Juror #2 weise alle Merkmale eines typischen Gerichtsthrillers auf. Seine ruhige Ästhetik lasse den Film sehr klassisch erscheinen, und auch wenn der Film stellenweise etwas konstruiert wirke und einiges nur dem Zweck dient, die Handlung in die vorgegebenen Bahnen zu lenken, sorge Juror #2 für Dauerspannung. Dies sei einerseits der Erfahrung Eastwoods zu verdanken, der clever Szene für Szene mehr über seine Figuren preisgibt und ihnen so mehr Tiefe und vor allem ein Gesicht verleihe. Der Regisseur schaffe es, dass alle im Publikum, ähnlich wie die Geschworenen, ihre Positionen beziehen, ihre Meinungen durch neue Erkenntnisse ändern oder festigen und sich grundsätzliche Gedanken zum realistischen Dilemma machen.^[23]

Dieter Oßwald schreibt in seiner Funktion als Filmkorrespondent der Gilde deutscher Filmkunsttheater, Eastwood habe sein Stück um Schuld, Sühne und Moral als minimalistisches Kammerspiel mit großer psychologischer Präzision inszeniert, und überraschende Wendungen hielten souverän die Spannung, wobei es der Hollywood-Ikone weniger um den klassischen Thriller gehe, sondern um ein Drama, das seinen Helden in eine verzweifelte Zwickmühle schickt. Einmal mehr verzichte Eastwood auf schlichte Gut-Böse-Muster und präsentiere Grau-Töne, die gezielt zum Nachdenken provozierten. All das gelinge mit einer unaufgeregten Leichtigkeit, von der andere Filmemacher träumen. Mit diesem „weniger-ist-mehr“-Prinzip überzeuge auch das Ensemble.^[24]

Justin Chang urteilt, Juror #2 sei ein besserer Film als Eastwoods letzte Arbeiten wie Cry Macho und The Mule, und in der DNA dieses Justizthrillers stecke ein wenig John Grisham der alten Schule. Der Regisseur stehe Institutionen und deren Versagen schon lange skeptisch gegenüber, sei es die korrupte Polizei in seinem Film Der fremde Sohn oder die Manipulationen der Medien in Filmen wie Sully und Der Fall Richard Jewell. In Juror #2 nehme er nun das US-Justizsystem ins Visier und zeige dieses aus verschiedenen Perspektiven, angefangen bei den verbissenen Anwälten, die sich durch die Beweismittel wursteln, über die erschöpften Geschworenen, die nur schnell ein Urteil fällen wollen, bis hin zu den Verfahrensfehlern und blinden Flecken, die die Wahrheit so schwer fassbar erscheinen lassen. Dabei wirke das Ganze wie eine spitze Anspielung auf den Film Die zwölf Geschworenen, in dem ein Mann versucht, seine Mitgeschworenen zu beeinflussen, und zwar weniger um Gerechtigkeit zu schaffen, als vielmehr um sein Gewissen zu beruhigen. Nicholas Hoult sei in der Rolle des titelgebenden Geschworenen besonders stark, der innerlich mit den Dämonen der Vergangenheit ringt und in der Gegenwart in ein Dilemma gerät. Justin sei jedoch nicht die einzige Figur, die einer moralischen Prüfung unterzogen wird, so die von Toni Collette mit großartiger Nuance gespielte Staatsanwältin Faith, die weiß, dass eine Verurteilung ihre Chancen verbessern könnte, die nächste Bezirksstaatsanwältin zu werden.^[2]

Die weltweiten Einnahmen des Films aus Kinovorführungen belaufen sich auf rund 20 Millionen US-Dollar.^[25]

AACTA International Awards 2025

• Nominierung als Beste Nebendarstellerin (Toni Collette)^[26]

London Critics’ Circle Film Awards 2025

• Nominierung als Bester britischer Darsteller (Nicholas Hoult, auch für Nosferatu – Der Untote und The Order)^[27]

National Board of Review Awards 2024

• Aufnahme in die Top-Ten-Filme^[28]

• Juror #2 bei IMDb
• Juror #2 in der Online-Filmdatenbank
• Juror #2 im Lexikon des internationalen Films

1. ↑ Freigabebescheinigung für Juror No. 2. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 264274).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
2. ↑ ^{a b} Justin Chang: 'Juror #2' is a thorny legal thriller — and possibly Clint Eastwood's last film. In: npr.org, 8. November 2024.
3. ↑ ^{a b c d} Mia Galuppo & Borys Kit: Clint Eastwood Sets New Movie, ‘Juror No. 2,’ With Nicholas Hoult, Toni Collette. In: The Hollywood Reporter. 14. April 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023. 
4. ↑ Justin Kroll: Zoey Deutch Joins Clint Eastwood’s ‘Juror #2’ At Warner Bros. In: Deadline.com. 1. Mai 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023. 
5. ↑ Borys Kit: Kiefer Sutherland Joins Nicholas Hoult in Clint Eastwood’s ‘Juror No. 2’ (Exclusive). In: The Hollywood Reporter. 19. Mai 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023. 
6. ↑ Justin Kroll: ‘Night Agent’ Star Gabriel Basso In Talks To Join Clint Eastwood’s ‘Juror #2’ At Warner Bros. In: Deadline.com. 23. Mai 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023. 
7. ↑ Borys Kit: Chris Messina Joins Nicholas Hoult in Clint Eastwood’s ‘Juror No. 2’ (Exclusive). In: The Hollywood Reporter. 17. November 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023. 
8. ↑ Anthony D’Alessandro: Clint Eastwood’s ‘Juror #2’ Adds Leslie Bibb. In: Deadline.com. 2. Juni 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023. 
9. ↑ Borys Kit: J.K. Simmons Joins Nicholas Hoult in Clint Eastwood’s ‘Juror No. 2’. In: The Hollywood Reporter. 8. Dezember 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023. 
10. ↑ Anthony D’Alessandro: Amy Aquino, Adrienne C. Moore, Cedric Yarbrough, Chikako Fukuyama & Onix Serrano Called For Clint Eastwood’s ‘Juror No. 2’. In: Deadline.com. 15. Dezember 2023, abgerufen am 15. Dezember 2023. 
11. ↑ Graham Cawthon: Report: Clint Eastwood returning to Savannah for his latest movie project. In: wjcl.com. 18. Mai 2023, archiviert vom Original; abgerufen am 11. Dezember 2023. 
12. ↑ Umberto Gonzalez: Here Are All The Movies Affected by the SAG-AFTRA Strike From ‘Deadpool 3’ to ‘Mission: Impossible 8’ (Photos). In: TheWrap.com. 13. Juli 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023. 
13. ↑ Jordan Ruimy: Clint Eastwood’s ‘Juror No. 2’ to Restart Production as Early as This Week. In: worldofreel.com. 9. November 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023. 
14. ↑ Jordan Ruimy: Clint Eastwood’s ‘Juror #2’ to Wrap Production This Weekend. In: worldofreel.com. 24. November 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023. 
15. ↑ Mark Mancina Scoring Clint Eastwood's 'Juror #2'. In: Film Music Reporter. 16. September 2024, abgerufen am 1. Oktober 2024. 
16. ↑ Anthony D'Alessandro: 'Juror #2' Trailer: Clint Eastwood's Courtroom Thriller Puts Nicholas Hoult Behind The Wheel. In: Deadline.com. 1. Oktober 2024, abgerufen am 1. Oktober 2024. 
17. ↑ Pamela McClintock: Clint Eastwood’s ‘Juror #2’ Lands Limited November Release Date After Closing AFI Fest. In: The Hollywood Reporter. 12. September 2024, abgerufen am 13. September 2024. 
18. ↑ J. Kim Murphy: ‘Juror No. 2’ Could Be Clint Eastwood’s Last Film — So Why Is Warner Bros. Burying It? In: Variety. 24. Oktober 2024, abgerufen am 28. Oktober 2024. 
19. ↑ Matt Grobar: Clint Eastwood’s ‘Juror #2’ Sets Max Premiere Date. In: Deadline.com. 19. November 2024, abgerufen am 21. November 2024. 
20. ↑ Juro #2. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 20. Dezember 2024.
21. ↑ Juror #2. In: Metacritic. Abgerufen am 29. November 2024.
22. ↑ Manohla Dargis: ‘Juror #2’ Review: Clint Eastwood Hands Down a Tough Verdict. In: nytimes.com. The New York Times Company, 31. Oktober 2024, abgerufen am 31. Oktober 2024 (englisch). 
23. ↑ Yannick Suter: Juror #2. Filmkritik: Alter ist nur eine Zahl. In: outnow.ch, 13. Dezember 2024.
24. ↑ Dieter Oßwald: Juror #2. In: programmkino.de. Abgerufen am 29. November 2024.
25. ↑ Juror #2. In: boxofficemojo.com. Abgerufen am 13. Dezember 2024.
26. ↑ Jessica Lynch: AACTA International Awards 2025: 'Better Man', 'The Brutalist' Lead Nominees. In: Variety, 18. Dezember 2024.
27. ↑ Melanie Goodfellow: ‘Anora’ & ‘The Brutalist’ Lead London Critics’ Circle Film Awards Nominations – Full List In: Deadline.com am 19. Dezember 2024, abgerufen am 20. Dezember 2024.
28. ↑ Hilary Lewis: 'Wicked' Named Best Film of 2024 by the National Board of Review. In: The Hollywood Reporter, 4. Dezember 2024.