Ionity

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ionity GmbH

Logo
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 31. Oktober 2017
Sitz München, Deutschland
Leitung Michael Hajesch (CEO), Marcus Groll (COO)
Mitarbeiterzahl 100 (2021)[1]
Umsatz Rohergebnis 19 Mio. Euro (2021)[1]
Branche Distributionsvertrieb für elektrische Energie,
Ladeinfrastruktur-Aufbau,
Abrechnungsdienstleistungen für Kraftfahrzeuge
Website ionity.eu/de
Ionity-Ladestation an der BAB A9; September 2019

Die Ionity GmbH ist eine Gesellschaft zum Betrieb eines Netzes von Ladestationen für Elektroautos entlang europäischer Autobahnen. Mehrere Automobilhersteller haben den Ladeinfrastruktur-Anbieter (Charge Point Operator, CPO) Ionity 2017 mit dem Ziel gegründet, Elektromobilität für ihre neu aufzulegenden Fahrzeuge langstreckentauglich zu machen. Die erste Aufbauphase von 200 Standorten[2], an denen an Ladesäulen für sogenanntes High-Power-Charging (HPC)[3] mehrere Fahrzeuge gleichzeitig mit bis zu 350 kW Ladeleistung aufgeladen werden können, war Anfang der 2020er Jahre abgeschlossen. Seit der zügigeren Erstellung der ersten gut 300 Standorte bis Ende 2020 waren im Februar 2024 schon 600 Standorte erreicht. Bis Ende 2025 sollen 1000 Standorte erreicht sein.[4]

Ionity-Ladestelle in einem Autohof

Ende 2016 wurde bekannt, dass die größten deutschen Automobilhersteller zusammen mit Ford den Aufbau eines europäischen Ladenetzwerks für Elektroautos planen.[5] Das Netz solle 400 Stationen in 18 Ländern umfassen und bis Ende 2020 fertiggestellt sein. Die durchschnittliche Entfernung der Ladestationen entlang dieser Strecken soll nicht mehr als 120 km betragen.[6] Die EU-Kommission erteilte im April 2017 die Freigabe zur Gründung eines Joint Ventures.[7] An der Gründung beteiligten sich die BMW Group, die Daimler AG, die Ford Motor Company sowie der Volkswagen-Konzern mit den Marken Audi und Porsche. Dazu stieß im September 2019 die Hyundai Motor Group.[8][9] Diese fünf Gruppen suchen nach weiteren Partnern für eine Beteiligung, die 2021 zu Geboten von Shell und Renault im Umfang von einer halben Milliarde Euro führten.[10]

Der Unternehmensname wurde im November 2017 bekannt gegeben. Der Name stellt ein Kofferwort aus Unity (Einigkeit) und Ion (elektrisch geladenes Atom) dar.[11] Diesen Namen hatte zuvor das Kamenzer Lithium-Polymer-Batterie-Unternehmen Ionity AG verwendet,[12][11] das im Jahr 2004 in Insolvenz ging und in verschiedenen Nachfolgeunternehmen weitergeführt wurde.

Unter der Bezeichnung EUROP-E werden die Stationen, die entlang der TEN-T-Korridore eingerichtet werden, von der Europäischen Union mit 20 Prozent der Kosten von maximal 195 Millionen Euro gefördert.[6] Die erste Ladestation mit sechs 350-kW-Ladesäulen wurde im Dezember 2017 im dänischen Aabenraa errichtet.[13] Die erste Ladestation in Deutschland, am Standort Brohltal Ost an der Autobahn 61, wurde am 17. April 2018 für den öffentlichen Betrieb freigegeben.[14]

Seit Juni 2018 arbeitet Ionity mit Wirklich Ökostrom von Polarstern.[15] Dieser trägt das Grüner Strom-Label, das von verschiedenen Umweltorganisationen getragen wird.[16]

Seit Oktober 2021 ermöglicht Ionity seinen Kunden den nach ISO 15118 gestalteten Lade- und Bezahlvorgang Plug & Charge. Bei Plug & Charge werden im Fahrzeug hinterlegte Ladestromverträge über die Ladekabelverbindung mit dem Fahrzeug automatisch erkannt und zur Autorisierung und Abrechnung des Ladens genutzt.[17]

Im November 2021 wurde BlackRock mit rund 700 Millionen Euro Investment größter Gesellschafter bei Ionity.[18]

Ionity-Ladestation an der BAB A20, „Raststätte Demminer Land“; Mai 2023

Im Testbetrieb mit den ersten Ladesäulen war das Laden bis September 2018 zunächst kostenlos und wurde dann in der Eurozone für einige Zeit zum Pauschalpreis von 8 Euro angeboten.[19] Seit Februar 2020 verwendet Ionity in den meisten Ländern ein verbrauchsbasiertes Preismodell, in einzelnen jedoch eine zeitabhängige Abrechnung.[20][21]

In der ersten Aufbauphase sollten in Europa 400 Standorte mit mehreren Ladesäulen errichtet werden. Jeder dieser Standorte ist mit zwei bis zehn[22] Ladepunkten ausgestattet, wobei an einigen Standorten zukünftige Erweiterungen bereits vorbereitet sind. Die Standorte der Ladestationen befinden sich bei Partnerunternehmen, beispielsweise Q8, Shell, MRH, OMV, Tank & Rast oder Circle K, mit denen Kooperationsverträge geschlossen wurden.

Im April 2024 waren 616 Standorte mit 3638 Ladepunkten in 24 europäischen Ländern in Betrieb.[23] Bis 2027 ist dann geplant, die dann mehr als 1000 Standorte mit 9000 Ladepunkten ausgestattet zu haben.[23]

Alle Standorte haben eine ausreichende Netzanbindung, um alle Ladepunkte auch bei voller Belegung mit der maximalen Ladeleistung zu versorgen.[24] Regelmäßig wird eine Umspannstation an den Standorten errichtet.[25]

Die Ladestationen von Ionity verfügen immer über Ladestecker nach dem von der Europäischen Union als Standard festgelegten Combined Charging System (CCS Typ 2). Fallweise ebenfalls angebotene Typ-2- und CHAdeMO-Ladeanschlüsse sind auf Ladeleistungen bis zu 43 kW bzw. 50 kW beschränkt.[26]

Vier verschiedene Hersteller liefern die Ladestationen für Ionity:[27]

  • ABB (Typ: Terra HP CP500 und Terra 53 bzw. 54 für die Ladestationen mit bis zu 50 kW)
  • Tritium (Veefil-PK)
  • Ekoenergetyka (Axon)
  • alpitronic (hypercharger HYC400)

Diese sind für eine Leistung von bis zu 350 kW bei 800 V ausgelegt.[28] Die ABB HP Ladestationen haben ein flüssigkeitsgekühltes Kabel für 500 A (nicht an den 50 kW Stationen), bei 400 V werden maximal ca. 200 kW erreicht.[29] Die Tritium Veefil-PK350 Ladestationen haben ein flüssigkeitsgekühltes Kabel für 500 A, können maximal 920 V und es werden maximal 350 kW erreicht.[30] Die Axon SAT Ladestationen haben ein flüssigkeitsgekühltes Kabel für 500 A, mit bis zu maximal 1000 V und maximal 350 kW.[31] Die Alpitronic-Hypercharger HYC400 haben jeweils zwei luftgekühlte Kabel für 400 A (mit 600 A boost), mit bis zu 1000 V könnten maximal 400 kW erreicht werden.[32] An diesen wird die maximale Ladeleistung von Ionity fix auf 2× 200 kW aufgeteilt.

Im August 2021 kritisierten der damalige VW-Konzern Vorstandsvorsitzende Herbert Diess und Karl-Thomas Neumann, ein weiterer deutscher Manager aus der Automobil-Industrie, aufgrund persönlicher Erfahrungen die mangelhafte Nutzbarkeit der Ionity-Ladesäulen.[33][34]
Zudem gilt das Preismodell von Ionity, bei dem bis zu 60 € für eine komplette Ladung bezahlt werden müssen, als vergleichsweise teuer.[35] Begründet wird dieses mit der Lage an Autobahnen, mit denen man Geschäftskunden adressiert und sich auf den Weiterverkauf von B2B-Kontingenten konzentriert. VW geriet 2022 in die Kritik, weil deren bordeigene Navigationsgeräte[36] bevorzugt zur teuersten Ladestation[37] leiteten.

In einem Vergleichstest der Stiftung Warentest kam 2022 die App zu den Ladestationen nur zu einer ausreichenden Bewertung, weil die App eigene Ladepunkte anzeigt, die Infos zum Ladepunkt nicht ausreichend sind, und nur diejenigen entlang der Autobahnen anzeigt werden.[38]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b IONITY GmbH, München, Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2021 bis zum 31.12.2021 im Bundesanzeiger
  2. Charging network development. In: Status Tracker for IONITY HPC. Abgerufen am 24. Mai 2023.
  3. High Power Charging: Wie schnell ist künftig schnell? In: Nationale Plattform Elektromobilität. Deutsche Akademie der Technikwissenschaften e. V., abgerufen am 1. November 2019: „High Power Charging ist das Schnellladen mit hohen Ladeleistungen von perspektivisch bis zu 400 kW.“
  4. Ionity steht bei 600 Ladestandorten in 24 europäischen Ländern. In: electrive.net. 19. Februar 2024, abgerufen am 27. Februar 2024.
  5. Thomas Harloff: Hersteller planen gemeinsam Schnellladenetz für E-Autos. In: Süddeutsche Zeitung. 29. November 2016, abgerufen am 16. November 2024.
  6. a b Förderung im Rahmen der Connecting Europe Facility (CEF). Beschreibung (englisch) bei INEA: EUROP-E: European Ultra-Charge Roll Out Project – Electric. Abgerufen am 22. August 2018.
  7. EU erlaubt vier Autobauern Schnelladenetzkooperation Abgerufen am 30. Dezember 2017.
  8. Ionity heißt Hyundai Motor Group als weiteren Shareholder willkommen. In: ionity.eu, 9. September 2019.
  9. Hyundai tritt Ionity bei. In: electrive.net, 9. September 2019. Abgerufen am 11. September 2019.
  10. Shell, Renault interested in stake in VW-backed Ionity, sources say. In: Reuters.com. 29. Juni 2021, abgerufen am 19. Januar 2022 (englisch).
  11. a b Max Hägler, Stefan Mayr: Was Autofahrer über das neue Schnellladenetz wissen müssen. Süddeutsche Zeitung, 3. November 2017. Abgerufen am 24. April 2019.
  12. Hans Schürmann: Sächsisches Unternehmen greift Japaner auf dem Akku-Markt an. In: Handelsblatt. 12. August 2002 (genios.de [abgerufen am 18. November 2024]).
  13. Erster HPC-Ladepark von IONITY entsteht in Dänemark. Abgerufen am 30. Dezember 2017.
  14. IONITY nimmt ersten deutschen HPC-Standort in Betrieb. Abgerufen am 18. April 2018.
  15. Ionity bezieht Ökostrom von Polarstern. In: pv-magazine.de. 11. Juni 2018, abgerufen am 26. Februar 2021.
  16. Grüner Strom-Label. Grüner Strom Label e. V., Bonn, abgerufen am 19. Januar 2022.
  17. IONITY: Europaweit erstes offenes Ladenetzwerk mit Plug & Charge-Funktion. www.ionity.eu, 12. Oktober 2021, abgerufen am 16. Mai 2023.
  18. Stefan Menzel: Blackrock beteiligt sich an Stromtankstellen-Betreiber Ionity – Partner wollen bis 2025 rund 700 Millionen investieren. In: Handelsblatt online. 24. November 2021, abgerufen am 19. Januar 2022.
  19. IONITY ruft ab heute acht Euro pro Ladevorgang auf electrive.net, am 3. September 2018. Abgerufen am 5. Oktober 2018.
  20. Wie viel kostet es, mein Elektrofahrzeug bei IONITY aufzuladen? Gültig ab 1. Juli 2020. IONITY GmbH, abgerufen am 22. Januar 2021.
  21. Franz W. Rother: „Es war Zeit, den nächsten Preis-Schritt zu gehen.“ Gespräch mit Ionity-Chef Michael Hajesch. In: Edison. Handelsblatt Media Group, 16. Januar 2020, abgerufen am 19. Januar 2020.
  22. IONITY HPC Statistics. Abgerufen am 4. Januar 2020
  23. a b Electrive: “Building and operating a pan-European HPC network” – Marcus Groll from Ionity auf YouTube, 27. April 2024.
  24. moove: Wird Ionity wieder zur Billig-Ladesäule? – Johanna Heckmann, Ionity auf YouTube, 3. Juni 2024.
  25. Netzanschlüsse für das IONITY-Netz von Schnellladestationen für Elektroautos. Alfen, 2019;.
  26. beispielsweise an der Autobahnraststätte Hohenems
  27. Sebastian Schaal: Ionity-Chef Hajesch: „Schnellladen in der Stadt ist ein interessantes Szenario“. In: Edison. Handelsblatt Media Group, 19. Oktober 2018, abgerufen am 20. Oktober 2018.
  28. Daniel Bönninghause: Ionity rüstet Tritium-Standorte für 350-kW-Laden um. electrive.net, 14. Februar 2019;.
  29. Produktbroschüre: Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Hochleistungs-Schnellladesystem Terra HP. ABB, 2018, abgerufen am 3. März 2024: „Im Betrieb mit zwei Leistungseinheiten, stehen bis zu 500 A und 350 kW zur Verfügung.“
  30. PK350/350kW Specifications. Veefill, 31. August 2023, abgerufen am 4. März 2024 (englisch).
  31. Axon Easy 400 Technische Daten. ekoenergetyka, Februar 2024, abgerufen am 3. April 2024.
  32. Product data sheet HYC400. hypercharger by alpitronic, abgerufen am 3. April 2023 (englisch).
  33. Wenn VW-Chef Diess der Strom ausgeht. In: Handelsblatt online. 6. August 2021, abgerufen am 18. August 2021.
  34. Neumann pflichtet Diess in Ionity-Kritik bei. elective.net, 10. August 2021, abgerufen am 18. August 2021.
  35. Luca Leicht: Neue Tarife bei Ionity – Die Anti-Tesla-Preiserhöhung sorgt für Streit. In: Auto Motor und Sport. 20. März 2020, abgerufen am 18. August 2021.
  36. Tobias Stahl: Kostspielige Strom-Vorliebe: VW-Navi lotst bevorzugt zur teuersten Ladestation. In: efahrer.chip.de. 16. Mai 2022, abgerufen am 9. September 2022.
  37. Strompreise an der Ladesäule steigen: Ionity liegt weiter vorn. In: t3n.de. 25. Januar 2022, abgerufen am 1. Februar 2022.
  38. Marcus Efler: Apps für Ladesäulen: Ionity bei Stiftung Warentest nur „ausreichend“. 24auto.de, 4. Juli 2022;.